6. Teil

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Durch höllische Schmerzen wache ich auf. Ich brauche einen Augenblick, bis ich merke, dass ich in meinem Zimmer liege. Ich stehe auf und mache das Licht an. Dann sehe ich, warum mir mein Handgelenk solche Schmerzen bereitet. Es ist blau angeschwollen. Unübersehbar. Langsam ziehe ich meinen Pulli hoch und schaue in den Spiegel. Auch dort ist ein leichtes Hämatom. Das hat mir grade nocj gefehlt. Ich schaue auf die Uhr, 3:27 Uhr. Na toll. So kann ich nicht wieder einschlafen. Ich brauche unbedingt eine Tablette. Doch wie soll ich das anstellen? Sie dürfen nichts erfahren, also muss ich wohl oder übel in das Ärztezimmer. Alex' Zimmer ist genau nebenan, also muss ich wahnsinnig leise sein. Ich habe in den letzten Monaten bemerkt, dass er kein tiefer Schläfer ist. Leise laufe ich den Flur entlang. Vor dem Zimmer bleibe ich stehen. Zum Glück ist es hell genug, um Umrisse erkennen zu können. Ich öffne die Türe und will eintreten, doch etwas sträubt sich in mir. Leise fluche ich. Doch es war nicht leise genug. Schon geht das Licht in Alex' Zimmer an und ein paar Sekunden später, öffnet sich auch schon eine Tür. Er sieht ziemlich verschlafen aus. „Was machst du da?" Er schaut mich fragend an. Als ich nichts sage, läuft er weiter auf mich zu. „Liva, warum ist die Tür da offen?" Er deutet auf das Zimmer vor dem ich stehe. Ich hebe fragend meine Schultern. Geduldig wartet er, bis ich rede. Ich seufze und sage: „Mein Bauch tut wieder weh. Ich kann nicht schlafen ohne eine Tablette". Er nickt und sagt, ich soll wieder in mein Zimmer gehen. Ich setze mich auf mein Bett und warte. Alex kommt mit einer Tablette in seiner Hand wieder. „Darf ich mir deinen Bauch mal anschauen?" Er setzt sich neben mich. „Wieso? Es ist nur wegen meinen Tagen", ich sehe ihn nicht an während ich rede. „Und wieso liegen nirgendwo Binden im Bad rum und du kannst mir nicht in die Augen schauen?" Er hat mich durchschaut. Ich seufze und sehe ihn an. „Bitte", drängt Alex. „Lass mich nur kurz schauen, das dauert nicht lange. Versprochen", er schaut besorgt. „Hier?", frage ich. Er schüttelt den Kopf. „Im Zimmer habe ich besseres Licht". Ich schüttel energisch den Kopf. „Auf gar keinen Fall betrete ich dieses Zimmer. Nie wieder!", antworte ich und nuschele etwas. „Bitte Liva. Das ist wichtig", er guckt energisch, doch ich schüttele nur weiter meinen Kopf. „Gut, dann hier. Leg dich hin", befiehlt er mir. So langsam wie ich kann lege ich mich hin. Ich bin froh, dass er mein Handgelenk noch nicht entdeckt hat. Er schaut mich fragend an und als ich nicke, zieht er meinen Pulli hoch. Er murmelt etwas, was wie ein Fluch klingt, doch ich verstehe es nicht. „Wie ist das passiert?"
„Bin nach dem Duschen hingeflogen".
Er tastet kurz meine Rippen ab und ich zucke zusammen. Das tut echt weh. „Hast du dich sonst noch wo verletzt?" War ja klar, dass das kommen musste. Ich verneine. „Sicher? Das klang nicht ehrlich!" Ich kann ihm mein Handgelenk nicht zeigen. Würde er es angucken, würde er auch meine Narben und Schnitte an meinem Arm finden. Ich habe angefangen mich selbst zu verletzen, als mein Vater mit Trinken anfing. Früher war es oft, jetzt greife ich nur noch manchmal zur Klinge. Ich kann gar nicht so schnell reagieren, wie Alex aufsteht und mich wütend anguckt. „Was ist?", frage ich. „Steh auf", plötzlich klingt er abweisend. Ich stehe auf und stelle mich vor ihn. Er fängt an, mich von oben bis unten zu mustern. Dann fässt er an meine Schultern und beobachtet mich genaustens. Ich weiß genau, was er vorhat. Er will herausfinden, wo ich noch verletzt bin. „Dein Ernst?", frage ich. Er zuckt mit den Schultern. „Wenn du's mir nicht sagst, finde ich es eben selbst raus". Jetzt klingt er schon wieder etwas besser gelaunt. „Umdrehen", befehlt er. Ich gehorchte und er drückt an meinem Rücken rum. Ich verdrehe nur die Augen. Er dreht mich wieder zu sich und geht von den Schultern runter zu den Armen. Auf beiden Seiten. Gleich ist er an der Stelle, an der meine Schnitte sind. Als er sie berührt, zucke ich leicht zusammen und hoffe inständig, dass er es übersehen hat. Hat er natürlich nicht. „Ärmel bitte hochkrempeln", meint er. Natürlich muss es auch noch der Rechte sein.

ASDS_neues Leben in der Ärzte WGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt