35. Krieg

823 38 18
                                    

"Hell is empty and all the devils are here." ― William Shakespeare

Wir verbrachten die ganze Nacht bei Chris, suchten bei ihm Unterschlupf, um uns zu erholen, darüber nachzudenken, wie es nun weitergehen würde. Holly und Teddy durften weiter bei ihm bleiben, was vermutlich am allermeisten daran lag, dass Chris etwas sehr von der rothaarigen Reiterin angetan zu sein schien. Wir anderen hatten unsere eigenen Orte, an die wir zurückkehren müssten, und nachdem wir uns alle genug erholt hatten, trennten unsere Wege sich.

Dawson musste heim zu seinen Eltern, Reed zu seinen Leuten und noch weiter konnte ich meiner eigenen Familie nicht fernbleiben. Bevor ich jedoch nach Hause konnte, musste ich ins Quartier gehen. Ich musste ihnen einfach mitteilen, dass die Reiter uns mehr oder weniger den Krieg erklärt haben, in dem sie mich angegriffenen und entführt haben, und in dem ich zurückgeschlagen hatte, hatte ich diesen wohl irgendwie offiziell bestätigt.

Die anderen sollten darüber gewarnt werden und so hatte ich mich von Chris, nachdem dieser Dawson heimgebracht hatte, hierherfahren lassen, betrat nun mit einem mulmigen Gefühl die Einrichtung, wo ich jedoch erleichtert war, Mrs Flores endlich wieder zu sehen.

„Mrs Flores", sagte ich erfreut, doch ich hatte die liebenswerte Haushälterin seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, so sehr hatte sie sich dank Daisys Schicksal zurückgezogen. Mit allem, was in meinem Leben gerade geschah, war es beruhigend sie zu sehen. Ihr Anblick half mir, mich zu entspannen.

„Immer diese Begrüßung, als ob ich verschwunden wäre", lachte sie und umarmte mich, als ich mit ausgestreckten Armen auf sie zu lief.

„Naja, es ist ja doch eine Weile her", sagte ich und sie musste lachen.

„Wir haben uns doch erst... huh." Erschrocken sah sie mich an, schien einen Augenblick ganz verwirrt zu sein. „Deine Augen sind ja grün."

„Waren sie doch schon immer", merkte ich amüsiert an und sie war kurz weiter sehr irritiert, ehe sie die Augen schloss, den Kopf schüttelte und sich über die Stirn rieb.

„Stimmt, tut mir leid, Alice, ich habe es wohl einfach wieder vergessen und dich mit Malia verwechselt, ich war mir sicher, als ich dich letztes Mal sah, wären sie blau gewesen." Vermutlich dachte sie auch zu oft an Daisy, diese hatte auch blaue Augen gehabt.

„Nicht schlimm, es kann ja passieren", wandte ich die Sache ab. „Wissen Sie, wo Warren ist?"

„In einer Besprechung, aber in einer halben Stunde müsste er fertig sein, denke ich", sagte sie und ich nickte, würde solange wohl warten.

„Irgendwer aus meiner Altersgruppe im Haus?"

„Iran war hier irgendwo, wenn ich mich nicht ganz täusche, ich weiß aber nicht, wo sie hin ist, sie hat ganz aufgebracht gewirkt", sagte sie und ich nickte erneut, bedankte mich und ging auf die Suche nach dieser, würde mir die Zeit irgendwie vertreiben, bis Warren fertig wäre.

Ich sah unterwegs wie übliche einige Wachen, doch ansonsten schien es recht leer hier zu sein. Ich fragte mich ja, wo Iran hin war, wieso sie aufgebracht war, doch sie war weder im Kleinen noch im Großen Saal und so lief ich weiter, suchte die Bibliothek nach ihr ab, die Toiletten, aber sie war in keiner der öffentlichen Räume, weswegen ich mich schon auf den Weg ins Dorf machen wollte, als ich in dem Moment aus einer der Fenster in den Garten sah. Ich erkannte sie in diesem, wie sie rauchend auf einer Bank saß.

„Seit wann rauchst du denn bitte?", fragte ich sie verwundert, als ich zu ihr trat, mich neben ihr auf die Bank setzte, die eiskalt war.

„Ich bin abgefuckt", murrte sie sichtlich schlecht gelaunt, sah starr nach vorne.

Avenoir| Band 2 [18+] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt