5. Treffen bei Nacht

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"Those who don't believe in magic will never find it." - Roald Dahl

Müde sah ich die Decke über mir an und dachte wehleidig daran, dass heute Montag war und somit eine neue Woche beginnt, ich in die Schule müsste. Ich wollte schlafen, ruhen dürfen, doch nein, ich war gezwungen die Schule zu besuchen, auch wenn es die letzte Woche vor den Ferien wäre, dann endlich die schöne Weihnachtszeit beginnt. Das war das Einzige, das das Aufstehen erträglicher gestaltete, und ich gähnte herzhaft, als ich mich aufsetzte und fast aufgeschrien hätte, als mir auffiel, dass ich nicht allein im Zimmer war.

„Überraschung", rief Acyn amüsiert aus, der auf dem Sessel in meinem Zimmer gesessen hatte und mich halb zu Tode erschreckte damit.

„Was tust du denn hier?", fragte ich zu gleichermaßen vorwerfend wie auch glücklich, doch er war hier. Er war wirklich hier, mein ältester Bruder war da.

„Ich dachte, ich soll das erste sein, das du siehst, wenn du erwachst", lachte er und stand auf und ich ebenso, eilte zu ihm und schmiss mich in seine Arme, hatte ihn ja so schrecklich vermisst.

Er hatte sich in seiner Abwesenheit einen Bart wachsen lassen, es war kein sonderlich langer oder gar dichter, doch es ließ ihn gleich noch erwachsener aussehen. Ansonsten wirkte er wie immer. Die vertrauten dunklen, kurzen Haare; die grünen Augen, die jeder von unserer Mutter geerbt hatte, und dieses freche Grinsen, das Dari so perfekt nachmachen konnte.

„Nicht so stürmisch", sagte er und drückte mich jedoch nur noch fester an sich.

„Ich dachte, ihr würdest erst an Weihnachten kommen."

„Ja, sieht aus, als gab es eine Planänderung."

„Und wo ist Riley?", frage ich weiter, löste mich von ihm.

„Der begrüßt gerade Dari und weckt ihn auf", antwortete Acyn mir und musterte mich. „Du wirkst anders, scheint, als hätte die ganze Sache mit den Wächtern dich erwachsener werden lassen."

„Und ich bin immer noch sauer, dass Riley und du das alles vor mir verborgen habt die ganze Zeit über", merkte ich an, was ihn amüsierte.

„Wir hatten nicht gerade eine Wahl. Du hättest es sowieso nicht geglaubt, wenn ich dir damals davon einfach erzählt hätte."

„Dieses geheim halten ist trotzdem mies gewesen", sagte ich, konnte nicht glauben, dass sie es geschafft hatten, all die Jahre zu schweigen. Meine Brüder waren solche Scherzkekse, dass sie solche Geheimnisse bewahren konnten, war ein Wunder.

„Jetzt weißt du ja Bescheid, kleine Wächterin", neckte er mich, kniff mir in die Wange und ich streckte ihm beleidigt die Zunge raus.

„Und wenn ich erst einmal genug Übung habe, kann ich einen Baum zwingen, Riley und dir in den Hintern zu treten für die Lügen und Geheimnisse."

„Oh, das will ich sehen", antwortete da Riley, der mit Dari im Schlepptau mein Zimmer betrat.

„Acyn", rief der Kleine freudig aus und fiel, wie ich gerade schon, diesem in die Arme, während ich nun lächelnd meinen anderen Bruder umarmte.

Riley war größer als Acyn, hatte längere Haare, keinen Bart und doch sahen die zwei sich immer noch sehr ähnlich.

„Hey Kleine", sagte Riley und ich war so froh sie hier zu haben, es war wirklich zu lange her.

„Ihr zwei habt euch zu viel Zeit gelassen mal hier aufzukreuzen."

„Wir waren schwer beschäftigt", verteidigte Acyn sich und ich verdrehte lächelnd die Augen.

Ich fühlte mich gleich glücklicher und besser durch ihre Anwesenheit, vergaß, dass ich im Streit mit meinen Eltern und vor allem meiner Tante gerade war, seit ich mich gestern so respektlos benommen hatte.

Avenoir| Band 2 [18+] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt