7. Die Einladung

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"You cannot ask the darkness to leave; you must turn on the light" - Sogyal Rinpoche

Ich hatte die Nacht nicht wirklich schlafen können und nur darauf gewartet, Frühs Elin anzurufen. So telefonierte ich nun früh am Morgen mit Elin, um dieser in Rekordzeit alles von den letzten Tagen zu berichten, bevor wir beide zur Schule müssten. Ich hatte das nicht mehr für mich behalten können. Die Wahrheit musste jemandem mitgeteilt werden.

„Das alles ist so abgedreht", sagte sie, nachdem ich fertig war ihr von Rowan und auch Reed zu schildern, saß dabei auf meinem Bett und spielte mit der Krawatte meiner Uniform herum.

„Wem sagst du das. Als ob mein Leben nicht eine Sekunde ruhig verlaufen könnte. Ich habe es ja wirklich versucht, aber Drama wird von mir magisch angezogen", murrte ich, war so aufgewühlt. Wie sollte ich heute zur Schule gehen mit allem, was los war? Erst war da ein verrückter Reiter, der irgendwas von mir wollte, und nun war Reed wieder hier und in mir herrschte ein einziges emotionales Chaos.

„Ich bin so froh, dass ich in zwei Tagen bei dir bin und endlich live erlebe, was in London bitte so schiefläuft", sagte Elin und ich lächelte, war so freudig über die Aussicht.

„Ich bin auch froh, dann siehst du, dass ich nicht verrückt bin und das alles wirklich geschieht."

„Hey, ich denke auch so nicht, dass du verrückt bist, auch wenn es immer noch abgefahren klingt."

„Ja, aber nun sag schon, was soll ich tun? Ich meine, Rowan ist Rowan, da versuche ich einfach ihm nicht in die Quere zu kommen vorerst – falls das denn möglich ist – aber Reed ist eine andere Liga. Ich vermisse ihn, kann nicht zu ihm und ich denke, ich sollte jemanden erzählen, dass er da war, doch dann werde ich vermutlich nur wieder erneut unter Beobachtung gestellt und das wollte ich doch eigentlich vermeiden."

„Das ist natürlich eine schwere Lage, aber du sagtest selbst, dass Reed dir nichts anhaben würde."

„Ich denke nicht, nein, aber er ist eine Bedrohung für andere und da kann ich nicht einfach nur an mich denken", sagte ich. Eigentlich war die Entscheidung damit gefallen. Ich musste endlich jemanden hiervon berichten. Das geheim zuhalten wäre falsch und wenn dann irgendwas geschieht, würde ich mir das nicht selbst verzeihen können. Ihn gestern im Park beobachtet zu haben, machte mir eben Angst. Er plante etwas und die anderen mussten das wissen!

„Dann weißt du, was zu tun ist. Melde dich dann bei mir."

„Mach ich", sagte ich und legte auf, seufzte bitter und dachte daran, irgendwem in meiner Familie von dem Irrgarten zu berichten, würde das Detail dann doch lieber auslassen, immerhin hatte ich mir nicht die Mühe gegeben, meine Spuren zu verwischen, nur um am Ende von allein auszupacken und noch Hausarrest zu kriegen. Ich hatte keine andere Wahl, als mich dennoch den Reaktionen meiner Familie zu stellen und so stand ich widerwillig von meinem Bett auf, verließ mein Zimmer, wo fast im selben Moment Riley seines verließ, mich freudig anlächelte. „Hey, immer noch sauer wegen gestern? Du weißt, dass wir uns nur um dich sorgen, oder?"

„Weiß ich doch und ich bin auch nicht mehr sauer, nicht sehr sauer zumindest", sagte ich, mied seinen Blick und überlegte, wie ich am besten das nun herüberbringen sollte.

„Was ist dann los? Du wirkst, als ob du dich unwohl fühlst. Bist du krank? Soll ich dir einen Tee machen oder..."

„Nein, nein, ich bin gesund, es ist nur... versprichst du mir, dass, wenn ich dir gleich was sage, du mich nicht ins Quartier bringst und ich Weihnachten dort verbringen muss?" Flehend sah ich ihn an, merkte, dass er verwirrt von meinen Worten wirkte, überfordert, dennoch nickte er. „Ich versuche es zu versprechen, was ist los, Ally?"

Avenoir| Band 2 [18+] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt