22. Offiziell am Arsch

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"Sometimes, I feel the past and the future pressing so hard on either side that there's no room for the present at all." — Evelyn Waugh

Hayden und ich hatten es gerade so rechtzeitig zurück zur Schule geschafft, so dass meine Brüder mich abholen konnten und nicht Verdacht schöpften, dass ich gar nicht heute hier gewesen bin.

Den ganzen Tag schwirrte mir nun jedoch der Kopf von den Infos, die Jane uns preisgegeben hatte. Ich wusste nicht mehr wirklich, woran ich glauben sollte. Dass Kellin nicht böse ist, Malia lebt, sie mich nur beschützen wollten, es klang so falsch und doch würde ich gern daran glauben dürfen, einfach weil das bedeutet, dass meine Cousine noch lebt, sie wohlauf und in Sicherheit wäre. Andererseits bedeutet das aber auch, dass irgendwas sehr Schlimmes hier vor sich ging, ich das Ziel war und eigentlich wollte ich das nicht wahrhaben.


Erschöpft lag ich wie eine nutzlose Kartoffel einfach auf meinem Bett, hörte mit Kopfhörern Musik und versuchte meine Gedanken etwas zu ordnen, ließ dabei wahllos die Pflanzen in meinem Zimmer wachsen und schrumpfen. Ich fand es witzig, wie einfach mir das mittlerweile nach ein wenig Übung doch fiel. Ich war vielleicht noch nicht in der Lage richtig große Dinge zu bewirken, aber ich würde es noch, mittlerweile war ich recht zuversichtlich, wenn es um meine Kraft ging. Ich merkte richtig, wie ich und sie ein Teil voneinander waren, dass es mir im Blut lag sie zu beherrschen und so fiel es mir mittlerweile auch recht leicht mit ihr umzugehen. Mir hatten die letzten Tage dabei eben enorm geholfen. Wie sie mir im Irrgarten den Hintern rettete, wie sie es schaffte, eine ganze Halle zum Einstürzen zu bringen, das alles kam von mir, vielleicht auch etwas durch den Bann, doch dieser holte nur das aus mir heraus, das sowieso vorhanden war.

Ich war müde von dem Tag, müde von den ganzen Dingen, die ich in meinen Gedanken verarbeiten musste. Ich hatte Elin schon eine nette Nachricht dazu geschrieben, versucht sie so auf den neusten Stand der Dinge zu bringen. Mir war nicht nach Reden, ich wollte lieber schlafen dürfen, dafür war mein Kopf nur zu laut und ich konnte mich gleichzeitig nicht ganz entscheiden, ob ich hungrig war oder ob mir nicht einfach doch eher übel war vor lauter Kummer und Sorgen.

Ich schrie beinahe auf, als ich bemerkte, dass Dari neben meinem Bett stand. Ich hatte ihn gar nicht bis jetzt bemerkt, riss mir die Kopfhörer aus den Ohren und setzte mich panisch auf, wo dieser frech grinste mich so verschreckt zu haben.

„Buh", sagte er erheitert und ich fasste mir an die Brust.

„Wow, mach das nie wieder", sagte ich tadelnd und lachend setzte er sich zu mir. „Du bist so leicht zu erschrecken."

„Ich war auch etwas abgelenkt", verteidigte ich mich, hatte nicht damit gerechnet, dass irgendwer kommen würde, ich hatte doch nur ganz unbeschwert Musik hören wollen.

„Nein, ich bin einfach nur ein großartiger Anschleicher", sagte er ganz stolz und ich würde einfach mal nichts weiter dagegen sagen.

„Ja, das bist du, aber was gibt es? Ich dachte du wärst noch im Quartier und hast Unterricht."

„Ne, der ist schon vorbei und Acyn und Riley sind nicht da und ich will nicht wieder mit Oma Schachspielen."

„Bei ihren seltsamen Regeln würde ich das auch nicht wollen", meinte ich amüsiert, denn meine Großmutter spielte das Spiel gerne, wie es ihr am besten passt und da konnte man nur verlieren.

„Worüber denkst du nach? Du wirkst als würde dein Kopf bald dampfen müssen, ist es wegen Mathe? Ich habe dein Mathebuch gesehen und da sind so viele Buchstaben, da versteht man gar nichts."

„Nein, ich denke nicht an Mathe und erinnere mich bloß nicht daran", sagte ich und seufzte deprimiert bei dem bloßen Gedanken an das Fach, die Schule, wie ätzend es von nun an dort weitergehen wird nachdem, was mit Daisy geschehen ist. Am liebsten würde ich auch abbrechen und nie wieder hingehen, doch ich hatte es so weit geschafft, konnte jetzt nicht einfach aufgeben so kurz vor den Prüfungen.

Avenoir| Band 2 [18+] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt