25. Feuer

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"When we are asleep in this world, we are awake in another." — Salvador Dalí

Dass ich in meinen Träumen manchmal so einige wirre Dinge sehe, das war keine Neuigkeit mehr für mich. Zu oft wachte ich schweißgebadet auf, war verstört von den Bildern, die ich im Schlaf zu Gesicht bekommen hatte, war schockiert davon, was ich da sehen musste.

Seltsam, bis letzten Sommer war alles noch so normal gewesen, bis dahin hatte ich eigentlich nie Albträume gehabt und dann fing der Umzug an und es hörte seitdem gar nicht mehr auf, wurde eher noch viel schlimmer, so wie auch diese Nacht.

Dieses Mal war ich wenigstens nicht auf der Flucht vor irgendwas oder in einem sonst erschreckend gruseligem Gebiet, stattdessen befand ich mich in einem Haus, in einem ziemlich hübschen Haus sogar. Es war alt, wirkte sehr fein, antik, fast als wäre es ein Museum, so viele faszinierende Bilder, Vasen und gewaltige Spiegel gab es an jeder Ecke. Es wirkte so vertraut hier, so angenehm heimisch.

Staunend lief ich weiter durch die Gänge des großen Anwesens, wusste genau, wo ich hinmüsste, ohne so ganz zu wissen, woher eigentlich. Ich lief die Treppe empor, als hätte ich ein Ziel vor Augen, als würde ich etwas Bestimmtes sehen, finden müssen und auf der Suche danach, kam ich im oberen Stockwerk an.

Leise spielte irgendwo im Haus eine friedliche Musik und die Pflanzen, die hier oben den Gang an beiden Seiten umhüllten, machten das Haus nur noch vertrauter für mich, gaben ihm einen gewissen Touch, machten es zu einem Ort, an dem ich mich gewiss wohler fühlte als ich es sollte. Ich wurde das Gefühl nicht los, irgendwann bereits hier gewesen zu sein, auch wenn ich nicht sagen konnte, wann und wie, doch ich bezweifelte in meinen Träumen zuvor hier gewesen zu sein; wie sollte ich einen Ort wie diesen so einfach vergessen?

Das war bisher der friedlichste Traum seit Ewigkeiten und doch befürchtete ich, dass die Szene sich gleich drastisch verändern würde. Meine Füße trugen mich in einer der Räume hinein, in ein Schlafzimmer, das einfach atemraubend war. Es wirkte so offen, so angenehm hier drinnen mit den riesigen Fenstern, dem großen Bett, auf dem ein Dutzend an Kissen lagen. An der Wand standen gefüllte Bücherregale, alles war so hell gestaltet worden und auch hier waren überall Pflanzen und antike Vasen zu sehen. Es sah aus wie der Traum eines Zimmers. So märchenhaft.

Das Plätschern von Wasser ergatterte meine Aufmerksamkeit, ließ meinen Blick nach links richten, wo sich die Türe zum Bad befand, die offenstand und wo ich auch gleich realisierte, wieso ich so ein ungutes Gefühl gehabt hatte, wieso dieser Traum nicht schön war, wieso das nur wieder ein Horror war, den ich zu Gesicht bekommen musste.

„Nein!", hauchte ich schockiert, sah zu der überlaufenden Badewanne, die mitten im Raum stand und in der ein Kind bewusstlos im Wasser lag. Sofort rannte ich auf es zu, zog es aus dem angenehm warmen Wasser heraus, ließ es auf dem Marmorboden hinab und sah verstört in das leblose, blasse Gesicht des kleinen, blonden Mädchens, dessen volle Lippen ganz bläulich waren, das sich nicht mehr rührte, nicht mehr atmete.

Ich wusste, was zu tun war. Ich wusste, dass ich sie retten musste und doch schien es, als wäre ich festgefroren. Ich konnte rein gar nichts tun, außer sie anzusehen. Ich wollte schreien, wollte Hilfe rufen, irgendwas tun, nur kein Laut verließ meine Lippen, es wurde stattdessen einfach immer wärmer um mich herum in dem feuchten, schwülen Raum. Ich fühlte mich, als würde ich glühen, verbrennen und...


Leicht panisch erwachte ich aus dem Traum, riss die Augen auf und schlug gleich die Decke zurück bei dem Gefühl, als würde ich verbrennen. Schwer atmend zog ich am Kragen meines Oberteils, versuchte meinem Körper etwas mehr Luft zu geben, hatte das Gefühl, meine Kleidung würde an mir kleben.

Avenoir| Band 2 [18+] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt