Kapitel 32

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Es gibt diese Leere.

Die Leere, die einen einfängt, wenn man etwas verliert, das einem wichtig war.

Die Leere, in die man sich zurückzieht.

Die Leere, die einen kaputt macht und genau deshalb so gefährlich ist, weil sie Menschen dazu bringt, Dinge zu tun, um der Leere mit allen Mitteln zu entkommen.

Aus diesem Grund begehen Menschen Straftaten.

Nicht, weil sie böswillig sind, das spielt zwar auch eine Rolle, aber die viel größere Rolle spielt ein anderer Faktor.

Wer etwas verloren hat, was ihm wichtig war, ist immer gewillter Unüberlegtes zu tun, als jemand, der alles hat, was er sich wünscht.

Es klingelte an der Tür und ich quälte mich vom Sofa hoch, um die Tür zu öffnen.

Es war Jeremy.

„Hi.“, sagte ich überrascht und strahlte ihn an.

„Hi.“, antwortete er grinsend und umarmte mich. „Lange nicht gesehen.

„Ja.“ Ich nickte. „Und wie du siehst - …“ Ich drehte mich einmal um die eigene Achse damit er das volle Ausmaß meines Babybauchs sehen konnte. „… habe ich mich überhaupt nicht verändert.“

Er lachte.

„Stimmt. Obwohl, sind deine Haare anders?“, fragte er scheinheilig.

Jetzt lachte ich auch.

Ein ehrliches Lachen, eines, das mir seit Wochen nicht mehr über die Lippen gekommen war.

„Komm doch herein in die gute Stube.“, sagte ich und trat einen Schritt zur Seite, damit er an mir vorbei ins Haus gehen konnte.

Zusammen mit einer Kanne Tee setzten wir uns ins Wohnzimmer.

Und wir unterhielten uns eine halbe Ewigkeit.

Ich erzählte ihm alles.

Seit wir uns ausgesprochen hatten und feststellen mussten, dass unsere Gefühle füreinander nicht echt waren, sondern nur von anderen Dingen abgelenkt haben, verstanden wir uns ausgezeichnet.

Es war schön, mal jemanden im Haus zu haben, der nicht schwanger, mit Vorurteilen belastet oder voller Liebeskummer war.

Als ich fertig mit Erzählen war, nahm er mich in den Arm und hielt mich einfach nur fest.

Etwas, was Chris ganz genau so gemacht hätte.

Sofort fühlte ich mich zuhause.

„Weißt du, ich bin auch ein bisschen enttäuscht von dir muss ich sagen.“, murmelte er irgendwann in die Stille hinein.

Ich löste mich von ihm um ihn ansehen zu können.

„Warum?“, fragte ich vorsichtig.

Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen.

„Du bist die stärkste Frau, die ich kenne. Du hattest eine Beziehung diesem Superstar-Freund und warst tagtäglich all den Fans ausgesetzt, die versucht haben, dich und ihn auseinander zu bringen. Aber du hast es akzeptiert. Du hast nie auch nur ein einziges Wort darüber verloren, denn es gehörte irgendwie einfach dazu. Und genau das ist es, was dich so stark macht. Du akzeptierst die Menschen und Dinge wie sie sind, ohne sie verändern zu wollen.“ Er grinste schief. „Und genau deshalb wundert es mich, dass du dich Paul nicht wenigstens ein bisschen widersetzt hast, als er dir das wegnehmen wollte, wofür du so lange schon gekämpft hast.“

Ich lächelte traurig und zuckte mit den Schultern.

„Hormone.“, sagte ich.

Wir wussten beide, dass das die schlechteste Ausrede war, die ich hätte wählen können, aber wir verloren kein Wort darüber.

Love The One You're With (Book 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt