Manchmal reichen ein paar Worte von bestimmten Menschen, um jemanden glücklich zu machen.
Es reicht, dass da dieser Junge ist, der seiner besten Freundin sagt, dass sie hübsch ist, wenn sie daran zweifelt.
Es reicht, dass da dieses Mädchen ist, das einem schlagfertig aus jeder Situation hilft, aus der man nicht alleine herauskommt.
Und es reicht, dass die Person, die einem am Meisten auf der Welt bedeutet, einem sagt, dass sie einen liebt.
Doch manchmal… manchmal kann man es nicht sagen, so sehr man es auch möchte.
Warum?
Vielleicht, weil es manchmal nicht stimmt.
Vielleicht, weil wir es so sehr wollen, dass es unmöglich ist, dass es passiert.
Vielleicht aber auch, weil wir uns immer vor den Dingen verschließen, die uns am meisten Angst machen.
Doch wie überbrückt man diese Grenze?
Wie schafft man es, den Menschen genau das zu sagen, was man meint?
Vermutlich muss man mit dem Gegenteil Erfahrung gemacht haben.
Vermutlich muss man gespürt haben, wie es ist, auf der anderen Seite zu stehen.
Womöglich ist genau das der Schlüssel.
Denn wenn man einmal auf der anderen Seite stand, weiß man wie es ist.
Und vielleicht hat man dann den Mut dazu, die Grenze zu überschreiten und das zu sagen, wovor man am meisten Angst hat.
Am Ende reicht es wohl meistens, dass man überhaupt etwas sagt, bevor der andere aufgibt.
Ich lief so langsam ich konnte, doch ewig herauszögern konnte ich es nicht. Ich konnte ja nicht ewig nachdenken.
Von zwei Menschen hatte ich die berühmten drei Worte gehört.
Ich liebe dich.
Einmal von Harry.
Und einmal von Jeremy.
Und bei beiden fiel es mir schwer, sie zu erwidern.
Harrys Worte waren ernst gemeint. Mit Nachdruck.
Jeremys… waren frisch. Er hatte mir einmal gesagt, dass er mich liebte. Es wirkte so, als wollte er die Worte testen. Als wollte er erforschen, wie sie über seine Zunge gingen.
Noch dazu war es am Telefon gewesen.
Doch ignorieren konnte ich es deshalb nicht.
Ich schloss die Tür auf und zog meine Schuhe und meine Jacke aus.
Meine Hände waren halb erfroren, so kalt war es geworden, doch ich spürte es kaum. Es war mir egal. Ich hatte andere Dinge zu tun.
„Josy?“, fragte Jeremy aus dem Wohnzimmer.
Ich holte tief Luft. Zeit, Dinge zu klären.
„Ja.“, sagte ich. Ich versuchte, energisch – überzeugt – zu klingen, aber so richtig gelang mir das nicht. Ich lief ins Wohnzimmer und blieb im Türrahmen stehen.
„Hi.“, sagte er lächelnd. „Du siehst müde aus.“ Ich nickte und sah auf meine Füße.
Los geht’s, Josy, dachte ich.
„Weißt du, dass Liebe für mich immer etwas Großes, Undefinierbares war?“, fragte ich, ohne ihn anzusehen.
„Ja.“, sagte er leise. Ich hatte ihm mal erzählt, dass ich so empfand. Irgendwann.
„Familie bedeutete immer bedingungslose Liebe. Liebe, die man nicht aussprechen musste. Aber Liebe kann auch etwas anders sein. Man muss sie aussprechen können.“
Mein Blick wanderte zu ihm, suchte seinen, doch er vermied es, mich anzusehen.
Ich überlegte, wie ich meinen nächsten Satz möglichst schnell und unkompliziert über die Bühne bringen konnte, doch mir fiel nichts ein. So etwas konnte man nicht unkompliziert sagen.
„Ich… Ich hab Harry fast nie gesagt, dass ich ihn liebe. Und ich dachte immer, das läge daran, dass ich mir nicht sicher war oder dass ich Angst vor Nähe hatte. Aber im Grunde ist es das nicht.“
Ich schwieg.
„Sondern?“, fragte Jeremy. Sein Blick traf jetzt doch auf meinen und als ich ihn so ansah, wurde mir klar, dass ich gerade das Richtige tat.
Etwas, das ich nicht bereuen würde.
„Ich konnte es auch dir nicht sagen.“, antwortete ich. Abschätzend wanderte sein Blick über mein Gesicht.
„Ja.“, sagte er.
Und da wusste ich, dass er jetzt ahnte, was ich zu sagen versuchte.
„Harry konnte ich es nicht sagen, weil ich Angst hatte, dass ich es bereuen könnte, falls wir uns trennten. Aber bei dir…“ Ich holte tief Luft. Das hier war nichts für mich. Ich war nicht gut darin. „Ich kann nicht ‚Ich liebe dich’ sagen, weil ich es nicht meine. Wenn ich es zu dir sagen würde, wäre es gelogen. Egal, wie sehr ich versucht habe, das zu ändern. Ich… ich kann das einfach nicht. Und je mehr ich spüre, dass ich das nie zu dir sagen kann, desto mehr möchte ich zu Harry, um ihm das zu sagen, was ich bei dir nicht schaffe. Jere, ich glaube, unsere Beziehung funktioniert so nicht. Ich kann das so nicht.“
Er sah mich kurz an.
„Nenn mich nicht ‚Jere’.“, sagte er dann. Meine Augen verengten sich ein winziges Bisschen.
Anscheinend wollte er jetzt beleidigt sein.
„Jeremy.“, verbesserte ich mich mit einem spitzen Unterton in der Stimme.
Er seufzte und fuhr sich über das Gesicht.
„Was hab ich mir nur dabei gedacht…“, murmelte er. „So etwas klappt doch nie.“
Ich wurde hellhörig.
„Was klappt nie?“, wollte ich wissen.
„Weißt du“ Er sah mich an. „Früher hast du mein Ego ziemlich hochgepusht. Ich fand es super, eine Art Groupie zu haben. Und jetzt, wo meine Freundin mich verlassen hat und ich ein Fotograf bin, der an ein bescheuertes Management gebunden ist, das ihn nur Fotos von diesen bescheuerten Popstars machen lässt, dachte ich mir, ich brauche Trost. Ich wusste nur nicht woher ich den bekommen sollte. Bis ich dich gesehen habe. Ich hab dich sofort wieder erkannt. So jemanden vergisst man wohl nicht. Und du sahst verdammt heiß aus. Aus irgendeinem Grund habe ich mich von dir angezogen gefühlt. Vor allem weil du mit einem weltberühmten Kerl zusammen warst und er total in dich verliebt war. Irgendetwas an dir musste ja toll sein. Mein Problem war nur, als ich dich dann richtig kennen gelernt habe, habe ich mich wirklich in dich verknallt. Irgendwie ist es wohl deine Art, die in einem den Instinkt weckt, dich beschützen zu müssen aber wenn es drauf ankommt, fährst du die Krallen aus und beschützt dich selbst.“ Er stand auf und kam auf mich zu. „Vielleicht beschützt du dich ja ein bisschen zu sehr. Vielleicht solltest du dich einmal von anderen beschützen lassen.“
Mir stockte der Atem.
War ich im falschen Film gelandet?
„Vielleicht bist du ja der Grund dafür…“, begann ich heftig, doch er unterbrach mich, indem er seine Hand hob und den Kopf schüttelte.
„Ich rede gerade, Josy.“, sagte er.
Mir blieb fast der Mund offen stehen, so unverschämt fand ich ihn.
„Ich weiß, ich hab viel Mist gebaut. Ich weiß, ich hätte wohl nicht über dich lästern sollen und damals dachte ich wirklich, dass ich nichts Schlimmeres hätte tun können. Aber mittlerweile sehe ich das ein klein wenig anders. Vielleicht war es ja gar nicht so schlimm, dass ich es getan habe. Vielleicht hast du es nur zu etwas Schlimmem gemacht.“
Ich schluckte schwer.
Wie konnte er es wagen, so arrogant zu sein.
„Wieso zur Hölle sagst du mir das alles jetzt?“, fragte ich aufbrausend.
Ich konnte mich gerade noch davon abhalten, ihm die ganzen Beleidigungen an den Kopf zu knallen, die sich in mir aufbauten.
„Weil es wehtut.“, sagte er. „Es tut so weh zu sehen, dass du diesen Kerl liebst und trotzdem hier bist, es aber mit deinem Gewissen eigentlich nicht vereinen kannst, weil du mich nicht liebst.“
Und auf einmal verstand ich ihn.
Ein kleines Bisschen zumindest.
„Wie kannst du es wagen, mich so auszunutzen?“, zischte ich. „Wie kannst du es wagen, so zu tun, als wärst du die Unschuld in Person um dann hier diese Nummer abzuziehen?“
Ich trat näher zu ihm und warf ihm Blicke zu, die ihn vermutlich getötet hätten, wären wir in einem Märchen.
„Hast du nicht zugehört?“ Seine Stimme war jetzt weich und sanft. „Ich habe doch gesagt, dass ich mich in dich verliebt habe.“
Das reichte.
Mein Gemüt fuhr herunter.
Ich wurde seltsam ruhig.
Jeder brauchte Bestätigung. Vor allem von den Personen, die man liebt. Ganz besonders von denen.
Die Bestätigung, der wir Glauben schenken, kommt meist von den Menschen, die wir bewundern, die uns bewundern, oder die wir gern haben.
Allen anderen glauben wir keines der netten Worte, die aus ihren Mündern kommen.
Wenn zwei der Dinge aufeinander treffen – wenn die Menschen, die uns bewundern und die wir gern haben, in einer Person vereint sind – macht das die Schönheit der Bestätigung nur umso größer.
„Weißt du, was ich für dich hoffe?“, fragte ich. Meine Stimme war kalt wie ein Eisblock. „Ich hoffe, dass du irgendwann weißt, wie es sich anfühlt, ausgenutzt zu werden. Ich hoffe, dass du weißt, wie es ist, verarscht und ausgelacht zu werden. Und ich hoffe, dass du weißt, wie sich die große Liebe anfühlt. Irgendwann wirst du verstehen, wie ich mich gefühlt habe. Und dann wirst du hoffen, dass du es nicht wüsstest.“
Ein schiefes, unsicheres Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.
Und doch rief es nicht das warme Gefühl hervor, dass sich sonst immer in meinem Bauch ausbreitete.
Es rief ein anderes hervor.
Hass.
„Vielleicht wirst auch du mich irgendwann verstehen.“, sagte er langsam und kam noch ein wenig näher.
Ich streckte meine Hand aus und gab ihm eine schallende Ohrfeige.
„Arroganter Mistkerl.“, zischte ich und stampfte aus der Wohnung. Ich knallte die Tür so fest ich konnte hinter mir zu und war mehr als froh, dass all meine Sachen bei Zayn waren und ich nichts bei Jeremy gelassen hatte.
Dann lief ich zur U-Bahn und fuhr zu Louis’ und Harrys Wohnung.
Aus irgendeinem Grund erhoffte ich mir Trost.
Erst als ich vor der Tür stand und klingelte, kam mir der Gedanke, dass das vermutlich nicht die richtigen Menschen für Trost in einer solchen Situation waren.
Mein Glück heute war wirklich nicht mehr zu übertreffen, dachte ich mir, als Harry mir die Tür aufmachte.
Mit einem überraschten Ausdruck im Gesicht und einem riesigen Becher Eis in der Hand.
„Wieso isst du Eis, es ist Winter?“, rutschte es mir verwundert heraus, bevor ich mich zurückhalten konnte.
Harry lächelte schmal und zögerte.
„Liebeskummer.“, flüsterte er dann.
In dem Moment konnte ich es nicht länger zurückhalten. Ich drehte mich um, ging ein paar Schritte weg und fing an zu weinen.
Ohne mich noch einmal umzudrehen, machte ich mich wieder auf den Weg zur U-Bahn und fragte mich, wie ich nur so blöd hatte sein können, hierher zu kommen.
Jemand hielt mich an der Schulter fest und als ich mich umdrehte, stand Louis vor mir, komplett außer Atem und auf Socken.
„Warte“, keuchte er. „Was ist passiert?“ Seine Gesichtszüge wurden weich, als er meine Tränen sah und er nahm mich in den Arm, ohne eine Antwort zu erwarten.
Ich schüttelte einfach nur den Kopf, ich war nicht gerade dazu imstande, ihm alles zu erklären.
Nach ein paar Minuten hatte ich mich wieder einigermaßen im Griff und er hielt mich auf Armlänge von sich.
„Hast du mit ihm geschlafen?“, fragte er vorsichtig.
Ich schluckte schwer und biss mir auf die Lippe.
Louis seufzte.
„Ach Josy…“, sagte er, offenbar in der Annahme, ich hätte es getan.
„Nein.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab nicht mit ihm geschlafen!“
Er sah mir in die Augen und schien erleichtert zu sein.
„Was ist dann passiert?“, wunderte er sich.
„Er ist ein ignoranter Idiot und ich hab Schluss gemacht.“, erklärte ich leise. „Und ich konnte nicht mit ihm schlafen… wegen Harry.“
Eine Weile schien er zu überlegen, was er jetzt machen sollte.
„Ok, pass auf, du gehst jetzt zu Zayn und schläfst eine Runde ja? Und dann ziehst du dir etwas Schickes an und gehst aus. Du wirst schon sehen, danach sieht die Welt ganz anders aus!“, schlug er mit einem kleinen Lächeln vor.
So kam es, dass ich abends um neun von Zayn zu einem Club gebracht wurde und die nächste Stunde allein an der Bar saß und Cocktails trank.
Ich hatte eigentlich gehofft, dass mich das ablenken würde. Das Kleid und die hohen Schuhe und der viele Alkohol.
Aber das Gegenteil traf ein.
Ich konnte an nichts anderes denken als an Harry und Jeremy. Alkohol machte mich emotional.
Jedes Mal wenn ein Kerl sich neben mich setzte und mich mit einem bescheuerten Spruch anmachte, warf ich ihnen nur einen Blick zu und sie verzogen sich wieder.
Offensichtlich war klar, dass bei mir nichts zu holen war heute.
Der Barkeeper warf mir einen mitleidigen Blick zu und stellte den nächsten Cocktail vor mich.
„Du fährst aber nicht mehr heute oder?“, fragte er mit einem kleinen Lächeln. Ich schüttelte den Kopf.
„Keine Sorge, ich lasse mich abholen.“, sagte ich. Er nickte zufrieden und widmete sich wieder seiner Arbeit.
In der nächsten Stunde schien er ein Auge auf mich zu haben und darauf aufzupassen, dass keiner der Kerle mir zu nahe kam oder mich abschleppte.
„Du bist hier die Unnahbare hm?“, fragte mich plötzlich jemand hinter mir und hauchte mir in den Nacken.
Ich sah über meine Schulter.
Der Kerl war ziemlich groß, hatte dunkle Augen und braune Haare. Eigentlich sah er ziemlich gut aus, doch ich hatte keine Lust auf Spielchen.
Also zuckte ich mit den Schultern.
„Wen interessiert’s.“, gab ich mürrisch von mir. Er setzte sich neben mich.
„Mich, um ehrlich zu sein.“, sagte er. „Du siehst ziemlich heiß aus, dafür, dass du dir keinen Kerl aufreißen willst.“
Ich verdrehte die Augen und trank einen weiteren Schluck aus meinem Glas.
Zayn hatte mich auch schon gewarnt, dass ich nicht in dem Kleid ausgehen sollte, wenn ich meine Ruhe wollte.
„Komm mit zu mir. Ich verspreche auch, dass ich ganz lieb sein werde.“, raunte er mir zu und rückte mir noch näher auf die Pelle. Sein Atem roch nach Alkohol und seine Worte erinnerten mich an die von Jeremy damals.
„Nein danke.“, sagte ich leise. Vermutlich zu leise für den Typen, denn er kam noch näher und hauchte mir einen Kuss auf den Nacken.
„Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mich einfach in Ruhe lassen würdest.“, murmelte ich.
Er lachte rau an meinem Nacken und ein Schauer jagte mir über den Rücken.
Langsam bekam ich Angst.
„Nicht so schüchtern. Du willst es doch auch.“, flüsterte er in mein Ohr.
Ich hatte die Wahl zwischen emanzipiert und ängstlich.
Und meine Stimme war zu schwach für emanzipiert.
Sonst war ich selbstbewusst genug, mir solche Menschen vom Leib zu halten, aber im Moment war ich emotional viel zu kaputt, als dass ich ihn hätte zurechtweisen können.
„Hey, man, lass sie in Ruhe, sie hat zu viel getrunken. Du siehst doch, dass es ihr nicht gut geht.“, sagte da plötzlich mein Retter in der Not alias der Barkeeper.
„Es wird ihr viel besser gehen, wenn wir bei mir sind.“, antwortete der aufdringliche Typ und rutschte noch näher an mich heran.
„Lass sie in Ruhe oder ich rufe die Security und du bekommst Hausverbot, deine Entscheidung.“, zischte der Barkeeper.
Wie ein Blitzeinschlag war der eklige Typ plötzlich weg.
Ich seufzte erleichtert.
„Vielen Dank!“, rief ich dem Barkeeper zu. „Sie haben mich echt gerettet.“
Er lächelte nur.
„Kein Problem.“, antwortete er. „Ich hoffe, es geht dir bald besser.“
Ich nickte schwach.
„Das hoffe ich auch.“, murmelte ich. Dann stand ich auf, bezahlte meine Cocktails und verabschiedete mich.
Noch während ich hinausging, wählte ich Louis’ Nummer.
Ich spürte, dass fast alle Blicke auf mich gerichtet waren, aus welchem Grund auch immer, dann stieß ich die Tür auf und trat nach draußen in die kalte Winterluft Londons.
Es war fast Weihnachten. Das Jahr rückte seinem Ende zu.
Und ich stand hier im Kleid und fror.
Kluge Entscheidung.
„Louis?“, fragte ich, als er abhob. „Kannst du mich abholen? So ein ekelhafter Typ hat mich angegraben und bedrängt und ich will einfach nur noch nach Hause, ich kann nicht mehr.“
Meine Stimme klang schwach und ich fühlte mich komplett erledigt und erschöpft.
Er stimmte sofort zu und sagte, er sei bald da.
Also stand ich zehn Minuten lang in der Kälte und wartete.
Ein schwarzer Range Rover bog um die Ecke und hielt am Straßenrand. Jemand drückte auf die Hupe und erst dann bemerkte ich, dass ich gemeint war.
Die Beifahrertür wurde von innen aufgemacht und ich erstarrte.
„Josy, jetzt steig endlich ein, verdammte Scheiße. Oder willst du total krank werden?“, rief Harry mir zu.
Harry.
Mein Retter in der Not Nummer zwei?
Ich stieg schnell ein – zu erfroren um lange zu diskutieren.
Er drückte bereits mit voller Wucht auf das Gaspedal, kaum dass ich drinnen saß und mich angeschnallt hatte.
Empört sah ich zu ihm herüber, als er an der nächsten Ampel mit zu viel Schwung links abbog und mich dadurch in den Sitz presste.
Auf seinem Gesicht lag ein wütender Schatten.
„Alles klar?“, fragte ich verärgert aber mehr rhetorisch als ernst gemeint. „Ich würde ganz gerne lebend zu Hause ankommen.“
Er warf mir einen kalten Blick zu.
„So wie du aussiehst, ist es ein Wunder, dass noch kein Mann dir eine Jacke gegeben hat, damit du nicht frierst.“, grummelte er wütend.
„Was soll das denn heißen?“, wollte ich sauer wissen. Er gab ein abfälliges Geräusch von sich und raste die Straße entlang wie ein Bekloppter.
„Ich wollte von Louis abgeholt werden.“, grummelte ich und drehte mich zum Fenster.
Ich spürte seinen Blick auf mir und es kostete mich einige Überwindung, nicht zu ihm zu sehen.
„Er hat mich angerufen und mir erzählt, was los ist. Ich saß schon im Auto und war schneller da als er, deshalb bin ich hier. Wir haben uns Sorgen gemacht, Josy.“
Na toll. Jetzt hatte er diesen vorwurfsvollen Tonfall in seiner Stimme.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Tut mir leid.“, murmelte ich.
Er hasste es, wenn ich mich so benahm, das wusste ich, doch trotzdem konnte ich in dem Moment einfach nicht anders.
Es ging mir auf die Nerven, ständig die Verantwortung für alles übernehmen zu sollen. Ich wollte noch nicht so erwachsen sein.
„Wieso hast du dich überhaupt um mich gekümmert heute Nacht, wenn es dir im Grunde egal ist, was ich fühle?“, fragte er irgendwann leise.
Mein Blick flog zu ihm, doch dieses Mal ignorierte er es.
„Hast du noch alle Pfähle am Holzrahmen?“, wollte ich empört wissen. „Willst du mich eigentlich verarschen?“
Er warf mir einen verwirrten Blick zu.
„Es geht mir so auf die Nerven, dieses hin und her. Ich kann das einfach nicht mehr. Es macht mich kaputt!“, rief ich. Ich war mir nicht ganz sicher, ob es ein guter Plan war, jemanden anzuschreien, während er Auto fuhr, aber das war mir jetzt auch egal.
„Dann lass mich doch einfach in Ruhe!“, ereiferte sich Harry.
Unser erster Streit.
Irgendwie hatte ich mir den immer anders vorgestellt.
„Ich kann aber nicht! Ich kann einfach nicht! Jedes Mal wenn ich es versuche, lande ich am Ende sowieso nur bei dir. Und weißt du wieso? Weil niemand so ist wie du. Niemand. Ich komme einfach nicht von dir los und ich will es verdammt noch einmal auch gar nicht. Ich will nur bei dir sein. Ich will nur dich. Mir ist doch alles immer nur egal, wenn ich nicht bei dir bin. Es ist dieses Gefühl, das dann in mir ist. Ich vermisse dich dann so sehr. Es ist eben nicht dasselbe, wenn du nicht neben mir bist und mich anlächelst. Es ist nicht dasselbe, wenn ich nicht weiß, dass du da bist, wenn ich dich brauche. Und Gott verdammt, ich brauche dich! Mehr als du dir je vorstellen kannst.“, rief ich. „Keiner ist so wie du!“
Harry fuhr an den Straßenrand und erst jetzt merkte ich, dass wir schon da waren. Allerdings nicht bei Zayn, sondern bei Louis’ und Harrys Wohnung.
Eine Weile sah er mich stumm an und ich versuchte, seinem Blick standzuhalten.
„Okay.“, sagte er dann.
„Okay?“, fragte ich erstaunt.
Er nickte.
„Okay.“, wiederholte er mit einem schiefen Lächeln.
Dann streckte er die Hand aus und strich mir sanft über die Wange.
Er beugte sich zu mir herüber und seine Augen leuchteten ein wenig.
„Das war am nahesten an einer Liebeserklärung dran, seit dem Tag im Wald.“, flüsterte er.
Dann lagen seine Lippen auf meinen.
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Love The One You're With (Book 2)
FanfictionNachdem alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt sind, ist Josy endlich glücklich. Zumindest bis Jeremy auftaucht. Jeremy, der Junge, der sie zu der gemacht hat, die sie ist. Und während Josy sich zwischen Gegenwart und Vergangenheit für die Zukunft...