Kapitel 20

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Manchmal ist Schicksal etwas Unglaubliches. Es bringt Menschen zusammen oder auseinander und tut auch sonst merkwürdige Dinge, die wir nicht erwartet hätten.
Aber eigentlich kommt es uns meistens sehr gelegen, denn wir wären nicht wir, wenn wir nicht mit aller Macht versuchen würden, jemand anderem außer uns selbst die Schuld für alles Mögliche zu geben.
Und da kommt das Schicksal auch ins Spiel. Es übernimmt die Rolle des Guten und des Bösen.
Wir schieben ihm die Schuld zu.
Und sind im Nachhinein erleichtert, dass es so einfach war.
Harry stieß mit einer Hand die Tür auf und hielt mich mit der anderen Hand an der Taille fest, damit ich nicht umfiel oder irgendwo gegen lief.
Immerhin lief ich rückwärts und war dabei mit ihm rumzumachen. In einer solchen Situation kann man schon einmal Hilfe gebrauchen.
„Und wie lief’s?“, rief Louis aus dem Wohnzimmer und kam in den Flur. Ich löste mich schnell von Harry und sah verlegen auf den Boden.
Louis blieb erstaunt stehen, als er sah, dass Harry nicht – wie vermutlich geplant – alleine nach Hause gekommen war. Dann grinste er.
„Das war ja klar.“, sagte er trocken. „Na dann viel Spaß noch, ich bleibe einfach hier unten und setze Kopfhörer auf.“
Ich wurde ein kleines Bisschen rot und lachte kurz.
„Bis dann.“, flötete ich und zog Harry mit mir nach oben. Er wickelte eine meiner Haarsträhnen um seinen Finger und schmunzelte.
„Wir haben es eilig?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen und dem Lächeln, bei dem seine Grübchen tief in seinem Gesicht zum Vorschein kamen.
Ich küsste ihn heftig und schloss seine Zimmertür hinter ihm.
„Reicht das als Antwort?“, wollte ich wissen und entledigte mich meines Oberteils.
Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und musterte mich von oben bis unten.
Dann biss er sich leicht auf die Lippe und nickte.
Mit einer Hand zog er mich wieder zu sich, mit der anderen strich er über meine Hüfte.
„Every time that you get undressed…“, begann er zu singen. „I hear symphonies in my head. I wrote this song just looking at you…“ Ich musste lachen, ob ich wollte oder nicht.
Bevor er mich jedoch noch mehr um meinen klaren Verstand bringen konnte, zog ich an seinem T-Shirt.
„Weg damit.“, murmelte ich.
„Wie sehr ich das doch vermisst habe.“, brummte er und zog sich sein T-Shirt über den Kopf.
Dann nahm er mein Gesicht in beide Hände und begann, mich zu küssen als stünden wir im Regen, an einem ganz normalen Nachmittag und würden nicht gerade eigentlich kurz davor sein, heißen Sex zu haben.
So sehr ich mich auch auf das Wesentliche konzentrieren wollte, so sehr genoss ich, was der Junge da tat, den ich mehr vermisst hatte als gedacht.
„Sag es.“, murmelte Harry an meinen Lippen.
Ich löste mich von ihm und fuhr mit einer Hand verträumt durch seine Locken.
„Was denn?“, fragte ich unschuldig. Er lächelte.
Es.“, antwortete er.
Jetzt lächelte ich auch.
Ich atmete einmal tief durch, dann sah ich ihm in die Augen.
„Ich liebe dich.“, sagte ich leise.
Er biss sich auf die Lippe um nicht lachen zu müssen, das sah ich genau. Keiner von uns beiden wollte den eigentlich schönen Moment zerstören.
„Wieso nur fällt dir das immer noch so schwer?“, fragte er sanft. Man hörte das Lachen in seiner Stimme.
„Wieso sollte es das nicht?“, lenkte ich ab und verschränkte meine Hände hinter seinem Nacken.
Jetzt lachte er. Ein tiefes Lachen, das gleichzeitig erwachsen und kindlich klang und wohl eines der schönsten Dinge war, die ich je in meinem Leben gehört hatte.
„Ich meine, sieh mich an. Ich bin erfolgreich, ich sehe verdammt gut aus, ich bin ein Popstar und habe vermutlich in einem Jahr mehr Länder gesehen, als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben. Ich bin Harry Styles. Schatz, man muss mich lieben!“, sagte er mit näselnder Stimme und ich schmunzelte. Niemand verstellte sich schlechter als Harry. Auch deshalb liebte ich ihn. Er konnte nicht lügen, man merkte es sofort, wenn er es tat.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte ich trotzdem mit hochgezogenen Augenbrauen. „Hat dein Ego fliegen gelernt?“
Er lachte wieder, aber diesmal war sein Lachen etwas rauer und kehliger.
Es klang älter.
„Nein.“ Harry strich mir über die Wange. „Es hat die richtige Frau gefunden.“
Ich schloss meine Augen kurz und biss mir so fest auf die Lippe – um ja nicht preiszugeben, wie viel mir das bedeutete –, dass sie anfing zu bluten.
Bevor ich die Augen wieder öffnen konnte, lagen seine Lippen auf meinen und er zog mich mit sich auf das Bett.

„SCHATZ, HAST DU DIE ZAHNCREME EINGEPACKT?“, brüllte Harry von unten zu mir nach oben. Ich verdrehte die Augen.
„ICH SCHWÖRE DIR, DASS ICH JEDES EINZELNE ‚ICH LIEBE DICH’ ZURÜCKNEHME, WENN DU MICH NOCH EINMAL FRAGST, OB ICH DIE ZAHNCREME HABE.“, brüllte ich zurück. „DU TUST GERADE SO, ALS OB DEINE MUTTER KEINE ZAHNCREME IM HAUS HÄTTE.“
Von unten hörte ich sein leises Lachen.
„Auf so viel hätte ich da ja nicht zu verzichten, wenn du alle Ich liebe dich’s zurücknehmen würdest.“, sagte er gerade so laut, dass ich es hören konnte.
Ich schmunzelte und warf die Zahncreme in meinen Kosmetikbeutel.
Eine Stunde später saßen wir tatsächlich im Auto und fuhren zu Harrys Familie.
Die gesamte Fahrt über machten wir mehr Blödsinn, als je zuvor. Und ich hatte mich selten in meinem Leben so wohl gefühlt.
„Am besten gehen wir nachher früh schlafen, damit wir Morgen die ganze Nacht durchhalten.“, grinste Harry irgendwann.
„Es ist nicht so, als ob ich vorhabe, an Silvester um Mitternacht ins Bett zu gehen!“, empörte ich mich. Er lachte.
„Man kann ja nie wissen. Sei nur darauf vorbereitet, dass das das beste Silvester wird, dass du kriegen kannst.“, sagte er mit einem frechen Unterton in der Stimme.
„Aha?! Haben wir etwas Bestimmtes geplant Mr. Styles?“, fragte ich neugierig.
Er sah mich kurz amüsiert an und wandte dann seine Augen wieder der Straße zu.
„Wir werden sehen, was mir so durch den Kopf geht. Aber meine Familie schmeißt zumindest die besten Partys, frag Gem!“, antwortete er.
Ich lächelte, aber ich war auch nervös.
Ich kannte zwar Harrys Mutter, aber den Rest seiner Familie würde ich erst heute kennen lernen.
Als Harry merkte, wie still ich wurde, sah er mich an.
„Oh nein, nein, nein. Du brauchst nicht nervös sein, Josy. Sie werden dich lieben!“, versprach er sanft. Ich kaute unsicher auf meiner Lippe herum.
„Und was ist wenn nicht?“, fragte ich.
Er fuhr an den Straßenrand und hielt an. Dann nahm er mein Gesicht in beide Hände und blickte mir eindringlich in die Augen.
„Egal, was meine Familie von dir hält, meine Mutter liebt dich und ich liebe dich. Es kann dir also vollkommen egal sein, was die anderen beiden denken!“, sagte er lächelnd.
Ich sah auf meine Hände und er hob mein Gesicht wieder an.
„Aber dir ist es nicht egal, was sie denken.“, murmelte ich.
„Weißt du was“, sagte er leise. „So lange es dir gut geht und ich dich habe, ist mir alles egal.“
Ich sah in seine Augen und sah, dass er das ernst meinte.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
„Liebst du mich auch, wenn ich dir sage, dass ich die Zahncreme vergessen habe?“, fragte ich.
Er lachte und startete den Motor erneut.
„Selbst wenn du mir sagst, dass du nicht vorhast, etwas anderes als Jogginghosen zu tragen für den Rest deines Lebens!“, schwor er.
Ich grinste und klaute seine Sonnenbrille vom Armaturenbrett. Obwohl es kalt war, schien die Sonne hoch am Himmel.
„Keine Sorge.“, sagte ich und setzte die Sonnenbrille auf. „Ich habe das aufreizendste Kleid dabei, das ich finden konnte.“
Ich warf ihm einen Blick zu und sah das erwartungsvolle Blitzen in seinen Augen.
„Und stell dir vor, Zahncreme ist auch im Kofferraum.“, fügte ich frech lachend hinzu.

Love The One You're With (Book 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt