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Nach einer Ewigkeit konnte ich endlich wieder aufstehen und halbwegs klar sehen. Ich wollte gar nicht wissen wie ich aussah, obwohl es mir egal war. Trauer war schließlich auch nicht schön!

Ich spülte mein Erbrochenes runter und verließ benommen die Toilette und ging in Zeitlupe die Treppen des Wohnheimes runter. Ich fiel schon fast der frischen Luft entgegen, als ich aus der Eingangstür getreten war. Ich musste mich an einer der Säulen stützen, um nicht umzukippen. Mein Herz ist mit ihm gestorben. Es hatte doch nur noch für ihn geschlagen, wegen ihm!

Was blieb mir denn noch ohne Leo?

Er ist meine ganze Familie gewesen, mein Fels in der Brandung...meine gute Seite.

Er ist mein Leben geworden!

Und nun ist er tot. Ich bin tot!

Es gibt keine Lissa mehr.

Ich ging irgendwo lang. Mir war egal wo lang oder wie weit, einfach nur gehen. Etwas anderes kam mir grade nicht richtig vor. Doch irgendwann stieß ich auf jemanden. Leo´s Eltern, Catherine und William. Sie saßen auf einer Bank am Sportplatz, wenn ich die Umgebung richtig betrachtete, und turtelten herum. Mein Inneres begann zu brennen. Zu brodeln.

Irgendwann bemerkten sie mich. Catherine stand von seinem Schoß auf und auch ich blieb stehen. 2 Meter Entfernung. Sie sah mich schockiert oder verwundert an, keine Ahnung, meine Sicht war etwas von meinen Tränen getrübt. „Lissa?“ Sie trat langsam auf mich zu, auch William hatte sich inzwischen erhoben. „Was...ist denn passiert? Wir wollten grade zu dir kommen wegen Leo´s Geburtstag“ erzählte sie und lächelte mich zaghaft an. „Vielleicht...könnten wir ja eine Kerze anzünden oder so“ schlug sie vor und nahm die Hand von William. Seine Augenbraun zogen sich zusammen, als er mich näher betrachtete. Ich zuckte nur die Achseln. „Gute Idee“ brachte ich mit erstickter Stimme hervor und wischte mir über die Augen. „Dann kannst du ja schonmal ne Grabkerze besorgen...ich habe nämlich keine mehr!“ Sie sah mich irritiert an. Sie verstand es nicht.

Natürlich nicht!

Es war ihr wahrscheinlich eh egal.

Sie wollte ihn ja schonmal töten, hat es sogar getan!

Diese Frau war eiskalt, genauso wie die vom Video.

„Ist mit dir alles in Ordnung?“ fragte mich William und sah mich besorgt an. Ich antwortete nicht. „Lissa, was ist passiert? Wieso weinst du?“ Ich lachte auf und blinzelte die nächsten Tränen weg. Ich war es leid, immer geliebte Menschen zu verlieren. Wieso nicht mal mich?

Wiese ertränkt man mich nicht einfach mal?

Oder erschießt mich.

Ersticht mich.

Tränen der PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt