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„Ihr seit abgehauen?!“ Fragten beide gleichzeitig und sahen ziemlich schockiert aus. Um ehrlich zu sein verstand ich die Aufregung jetzt nicht so ganz. Ich meine klar, es ist nicht grade gut abzuhauen, aber eigentlich kann man es sich doch auch selbst denken, wenn zwei durchnässte Jugendliche vor der Haustür stehen. Ich meine, was hatten die denn sonst gedacht wieso wir hier sind?

„Ja, denn die Königin...“ „Das ist vollkommener Schwachsinn“ unterbrach Anna Leo und verschränkte die Arme vor der Brust. „Die Königin würde niemals jemanden töten, geschweige denn die letzte Dragomir!“ Leo wollte grade dazu ansetzten ihr zu widersprechen, als ich etwas sagte. „Ich habe es aber gesehen!“ Die beiden glotzten mich blöd an. Okay, zugegeben, es hörte sich wirkich verrückt an. „Naja...in gewisser Maßen“ stotterte ich und Leo bedeutete mir unauffäälig, zu schweigen. „Du hast es gesehen? Und wie?“ wollte Johann wissen und ich presste die Lippen zusammen. „Ist ja auch egal, jedenfalls waren ständig Strigoi bei uns und haben angegriffen“ meinte ich, um schnell das Thema zu wechseln. „Mh...davon haben wir gehört“ erzählte Johann und richtete sich seine Brille. „Aber wie war das möglich?“ Wir beide zuckten die Achseln. „Die Wächter wussten es nicht genau, aber es waren auf keinen Fall Menschen beteiligt“ sagte Leo und Johann kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. „Das ist wirklich seltsam, vorallem dass sie in Gruppen angreifen!“ Wir alle nickten zustimmend. Strigoi sind normalerweise Einzelgänger und bekämpfen sich gegenseitig. Das sie zusammen angreifen war wirklich nicht normal. Ein Grund mehr um sich Sorgen zu machen. „Und du sagst also, dass deine Mutter dir ein Buch hinterlassen hat, wo unsere Namen drinstehen?“ fragte Anna mich und ich nickte. „Wenn Sie wollen kann ich es Ihnen zeigen“ bot ich an und sie stimmte zu. Ich stand auf und lief zu meiner Tasche, die unten im Flur stand. Ich kramte meine Hose hervor und zog es aus der rechten Hosentasche. „Hier“ ich übergab es ihr, als ich wieder auf der Bank saß. Sie nahm es vorsichtig entgegen und schlug es auf. Auch Johanns Neugier war nun geweckt und er beugte sich mit vor. Anna zog die Stirn kraus, als sie die anderen Namen las. „Warum hat sie uns diese 5 Familien aufgeschrieben?“ fragte Leo, nachdem die beiden mir das Buch zurück gegeben hatten. „Wir...sind uns nicht sicher“ antwortete Anna langsam und tauschte mit ihrem Mann einen kurzen Blick. „Nun ja, deine Mutter hatte viele Freunde“ meinte Johann und lächelte mich sicher an. Ich nickte, zog aber trotzdem eine Augenbraue hoch. „Zweifellos hat sie nur ihre besten Freunde aufgeschrieben“ fügte Anna hinzu und legte ihre Lesebrille endlich beiseite. „Meine Mutter hat mir erklärt, dass seien Adressen für Notfälle oder sowas in der Art“ erzählte Leo und Johann sah ihn nachdenklich an. „Das...kann schon sein!“ Ich seufzte und lehnte mich an Leo´s Schulter an. So kamen wir nicht weiter. Sie waren offenbar nicht bereit dazu uns klare Antworten zu geben. Oder wir waren nicht direkt genug, keine Ahnung. Jedenfalls war ich hundemüde, und Leo mit Sicherheit auch. „Ich weiß, ihr sucht Antworten, aber worauf denn eigentlich genau?“ fragte mich Anna freundlich und ich sah wieder zu ihr auf. „Es sind ein paar merkwürdige Dinge passiert“ begann ich, und sah Leo fragend an. Er nickte zum Zeichen. Dann fuhr ich fort. „Ich habe einmal ein Gespräch zwischen Catherine und seinem Vater“ ich nickte in Leos Richtung „belauscht, und die haben....seltsame Dinge gesagt“ „Was für Dinge? Worüber?“ fragte Johann. „Über mich!“ Beide sahen überrascht auf. „Dich?“ fragte er und ich nickte. „Seine Mutter hat die Beziehung zwischen uns beiden nicht grade gut gefunden, sie meinte Leo könnte auf die falsche Seite geraten und so“ erzählte ich und Anna sah nachdenklich aus dem Fenster. „Außerdem...“ begann ich und schluckte einmal. „Meinte sie ich könnte zum...Monter werden“ meine Stimme brach weg. Leo strich mir beruhigend über den Rücken. Anna warf einen schnellen Blick zu Johann und der lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Irgendwie passte mir etwas an deren Reaktion nicht. Johann sah nun etwas nervös aus, denn er legte die Hände zusammen und tippte sich gegenseitig gegen die anderen Finger, und Anna vermied meinen Blick. Auch Leo viel es auf. „Da hast du bestimmt etwas falsch verstanden“ Sagte Annas Mann irgendwann und ich zog beide Augenbraun hoch. „Falsch verstanden? Das glaube ich kaum!“ Anna seufzte. „Was...verheimlichen Sie uns etwas?“ fragte Leo beide ganz direkt und sie sahen verwirrt zu ihm hin. „Verheimlichen? Und was bitteschön?“ fragte Anna und er zuckte die Achseln. „Das frage ich Sie ja!“ Es herrschte Stille. „Vielleicht sollten wir morgen darüber weiterreden, ich für meinen Teil bin ziemlich müde und würde gerne ins Bett gehen“ sagte Johann irgendwann und stand auf. Ich nickte erleichtert und stand ebenfalls auf. „Ihr beide könnt in unserem Gästezimmer oben rechts schlafen“ informierte er uns beide und wir nickten. Anna zog eine Augenbraue hoch und er fügte sofort hinzu „Wenn das für euch beide in Ordung ist, natürlich. Wenn nicht...“ „Das ist gar kein Problem“ unterbrach ihn Leo und er nickte erleichtert. Anna jedoch schien von der Idee nicht ganz so begeistert zu sein, aber sie hielt sich zurück. Wir folgten ihm nach oben, wobei Leo unsere noch feuchten Taschen mitnahm, und hielten vor dem letzten Zimmer rechts. Johann öffnete die Tür und zum Vorschein kam ein kleines Zimmer mit einem Doppelbett, Schrank und einem erstaunlich großem Fenster mit braunen Gardinen. „Klein, aber fein“ sagte er lächelnd und ich musste kurz auflachen. „Dankeschön“ bedankte ich mich bei ihm und er winkte ab. „Dafür nicht. Ich bin froh, dass ihr zu uns gekommen seit. Wir kriegen nicht häufig Besuch, wisst ihr“ Er wünschte uns eine gute Nacht und ließ uns alleine.

Tränen der PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt