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„Ich werde euch nichts mehr erzähen, gar nichts! Ihr wisst eh schon viel zu viel!“ Na toll, sie stellte sich quer. Das gefiel mir gar nicht. Aber andererseits konnte ich sie schon verstehen. Ein bisschen zumindest. Wenn meine Freundin, die nun tot ist, mir Sachen anvertraut hätte, würde ich wahrscheinlich auch nichts sagen. Aber jetzt ist das trotzdem echt blöd für mich und Leo. „Nicht mal wie es dazu gekommen ist?“ fragte ich, doch sie schüttelte entschieden den Kopf. Ich seufzte. Okay, gut, dann halt nicht. Wir werden diese Informationen schon irgendwo herkriegen. Ich habe aber auf jeden Fall schon 2 Sachen auf dieser Reise herausgefunden. Meine Mutter hatte sich ebenfalls im Element Geist spezialisiert und sie hatte auch eine Bandverbundene gehabt.

Am Abend verabschiedeten wir uns von Svea und ihrem Wächter und gingen zurück zu unserem Hotel. Jetzt konnten wir in Ruhe über unseren nächsten Schritt nachdenken. „Also, was jetzt? Zur nächsten Familie oder lieber nicht?“ fragte ich Leo, der sich auf das Bett gesetzt hatte und schwieg. Er sah nachdenklich zu Wand gegenüber und antwortete mir nicht. Merkwürdig. So hatte ich ihn noch nie gesehen, glaube ich. „Leo?“ wiederholte ich vorsichtig, aber immer noch keine Reaktion. Okay...das machte mir langsam ein wenig Angst. Ich kletterte auf seinen Schoß, aber immer noch keine wirkliche Reaktion. Er legte zwar einen Arm um mich, aber sprechen tat er nach wie vor nicht. Na schön, dann warte ich eben ab. Er kann ja nicht für immer schweigen!

Leo´s Sicht:

Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich Lissa irgendwie nicht so richtig wahrnahm. Ich dachte über das nach, was wir von Svea erfahren hatten. Ich fand es einfach seltsam, dass unsere Mütter auch ein Band zusammen hatten. Ich meine klar, es gibt immer mal wieder schräge Zufälle, aber dieser? „Leo?“ Hörte ich sie irgendwann wieder fragen „Ja?“ Ich sah in ihr überraschtes Gesicht. „Entschuldige...was hast du gesagt?“ Sie lachte auf „Nichts, nur deinen Namen!“ Ich lächelte und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Worüber hast du nachgedacht?“ wollte sie wissen und ich seufzte. „Über...alles. Über all die neuen Informationen“ Sie nickte langsam. „Helfen uns die denn überhaupt weiter? Ich meine mir gibt das jetzt keine Antworten auf die Frage, wieso mich die Königin gerne umbringen will!“ Ich nickte. Da hatte sie recht. Ich konnte mir darauf auch noch keinen richtigen Reim machen. „Ich finde nur das es...ich weiß auch nicht, mir passt das alles irgendwie nicht!“ „Hä?“ Sie war total verwirrt. „Naja, ich finde es ist ein ziemlich großer Zufall, das mit dem Band. Das du und deine Mutter das selbe Element berherrscht, okay, das liegt offensichtlich in der Familie. Aber jetzt mal im Ernst Lissa, wie viele haben denn einen Bandverbundenen?!“ Sie sah mich unsicher an. „Nicht...viele denke ich mal, keine Ahnung. Worauf willst du hinaus?“ „Wieso hat meine Mutter mir nichts von der Verbindung zu deiner Mutter erzählt?“ fragte ich. Ich erwartete keine Antwort von ihr. Sie zuckte die Achseln. „Guck. Das versteh ich nämlich auch nicht. Unsere beiden Mutter waren verbunden, und jetzt sind wir es. Komischer Zufall, oder nicht?“ Jetzt verstand sie es. Ihre Augen leuchteten auf. „Ja...ziemlich komisch. Wie viele Kinder trifft schon das selbe Schicksal wie ihre Eltern?“ Ich nickte. „Und jetzt? Was...fangen wir jetzt damit an? Ich meine, wenn es kein Zufall ist, was denn dann?“ Das war eine gute Frage. Ich wusste es wirklich nicht. „Könnten wir doch bloß deine Mutter fragen...“ murmelte sie und band ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Ich nickte nachdenklich. Ja, mit meiner Mutter würde ich jetzt wirklich gerne reden. Sie hatte mir früher immer so viel erzählt...irgendwie tat mir dieser Vertrauensbruch ganz schön weh. Ich hatte nie wirklich jemand anderen gehabt außer sie. „Hey, alles okay?“ fragte mich Lissa beunruhigt und und berührte meine Wange. Ich nickte schnell und sah wieder zu ihr auf. Manchmal dachte ich wirklich, das Band würde in beide Richtungen funktionieren. „Es ist nur wegen meiner Mutter...nicht so wichtig!“ Sie zog eine Augenbraue hoch. „Ehrlich“ meinte ich und hob eine Hand zum Schwur. Sie lachte auf. „Wieso tust du vor mir eigentlich immer so taff? Das ist echt doof“ „Warum das denn?“ Sie hörte auf zu grinsen und sah mich nun ernst an. „Weil ich dann nie weiß wie es dir wirklich geht! Du musst einfach offen zu mir sein!“ Ich nickte. Sie hatte recht. „Okay, ab jetzt bin ich offen wie ein Buch, versprochen!“ Ich zog sie zu mir und küsste sie. Ich hatte keine Lust mehr zu reden!

Tränen der PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt