29. Kapitel 27

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Nach ein paar Tagen ging es mir schon wieder deutlich besser. Weitere Tests oder andere Sachen hatten Minho und ich auch nicht machen müssen. Es wäre aber auch zu schön gewesen, wenn nichts mehr gekommen wäre. Janson stattete uns mal wieder einen Besuch ab. Im Schlepptau vier Soldaten. „So.“ Er klatschte in die Hände. „Ihr habt ja lang genug in diesem Zimmer verbracht. Es wird Zeit für einen Umzug.“ Ohne Vorwarnung packten uns die Soldaten und stülpten uns irgendwelche Säcke über den Kopf. Ich konnte nichts mehr sehen und musste mich auf mein Gehör verlassen. Und das gefiel mir gar nicht. Ganz und gar nicht. „Ey, lasst das!“, hörte ich Minho rufen. „Lasst mich los!“, rief nun auch ich und wehrte mich gegen die Arme, die mich festhielten. Ich strampelte mit den Beinen, warf meinen Kopf hin und her und zog an meinen Armen, aber es brachte nichts. Die Soldaten setzten sich unbeeindruckt in Bewegung und schleppten uns durch mehrere Gänge. Zumindest war ich mir sehr sicher, dass wir durch irgendwelche Flure gingen. Auch der kalte Boden unter meinen nackten Füßen sprach dafür. „Wo bringt ihr uns hin? Lasst uns gefälligst in Ruhe!“, rief Minho und nur sein Gefluche versicherte mir, dass er noch da war. „Lasst mich los ihr Dreckskerle!“, stieg ich wieder mit ein und strampelte noch mehr mit den Beinen. Ein heftiger Stoß in die Seite entlockte mir einen kleinen Aufschrei und ich hielt gezwungenermaßen still. „Maila? Maila! Was macht ihr mit ihr, ihr miesen Schweine! Lasst sie in Ruhe!“ „Minho! Minho, mir geht es gut“, rief ich schnell, um ihn etwas zu beruhigen. Er sollte bloß nicht noch mehr ausrasten und dann womöglich auch noch ein paar Schläge oder Elektroschocks kassieren. Wir wurden noch etwas weiter durch Gänge geführt, bis wir kurz stehen blieben. Vor uns hörte ich es klacken und zischen und dann schlug mir eine gewaltige Hitze entgegen. Ich war mir ziemlich sicher, dass da gerade eine Tür geöffnet wurde und draußen die Wüste war. Anders konnte ich mir das nicht erklären. Es musste so sein.  Wir wurden weiter gebracht. Kaum waren wir einen Schritt nach draußen getreten, knallte die Sonne erbarmungslos auf uns nieder. Die Luft wurde stickig, was der Sack über meinem Kopf wohl nur noch verstärkte. Der Boden unter meinen Füßen war eben, warm und fühlte sich nicht an wie Sand, sondern wie Beton. Trotzdem spürte ich feine Sandkörner, die an meinen Fußsohlen haften blieben und meine kalten Füße wieder aufwärmten. Wir waren kaum ein paar Meter gelaufen, da wurden wir eine Schräge hinaufgeführt. Diese Schräge hatte Rillen, die sich unangenehm und beinahe schmerzhaft in meine Fußsohlen drückten. Ich schloss aus diesen Rillen, dass es eine Rampe oder Ähnliches sein musste. Vielleicht brachten die Soldaten uns ja in eines dieser Flugdinger? Da war ich mir fast sicher. Hinter mir hörte ich Minho wieder fluchen. Ihm gefielen diese Rillen wohl noch weniger als mir. Jedoch waren wir schnell wieder auf ebenem, kaltem Boden. Ich wurde an eine Seite geführt und auf etwas gesetzt. Bevor ich wieder aufspringen konnte, wurden meine Arme an irgendwas festgebunden und zwei Gurte über meine Schultern und meinen Bauch gespannt und festgeschnallt. Ich drehte mich und versuchte irgendwie zu entkommen, aber ich war definitiv zu fest festgeschnallt. Mir wurde der Sack wieder vom Kopf gezogen. Ich musste mehrmals blinzeln, um in der Helligkeit wieder etwas erkennen zu können. Direkt gegenüber von mir saß Minho, der ebenfalls heftig am Blinzeln war. Er war genau wie ich an einen Sitz gefesselt. Ich ließ meinen Blick schweifen. Hier in diesem Teil des Flugdings – ich erkannte es wieder – befanden sich nur die vier Soldaten und Janson. Es waren keine Fenster hier, weshalb ich nicht nach draußen sehen konnte. Das machte mich gerade schon traurig. Gerne hätte ich mal wieder was von der Außenwelt gesehen. Und wenn es auch nur die Wüste war. „Ich hoffe ihr genießt den Flug. Keine Sorge, er wird nicht von allzu langer Dauer sein“, säuselte Janson und verschwand dann. Nur die vier Soldaten blieben bei uns. Und wir flogen wirklich nicht lange. Bestimmt nur 20-30 Minuten, dann landeten wir schon wieder. Uns wurden erneut die Säcke über die Köpfe gestülpt und wir wurden wieder aus dem Flugding geführt. Der Untergrund war derselbe und auch die Temperatur hatte sich nicht verändert. Das Zischen und Klacken einer Tür und die Kühle des Bodens. Das alles schien mir schon seltsam vertraut. Es schauderte mich. Wir liefen nicht lange durch die Gänge, da wurde erneut eine Tür aufgeschlossen. Uns wurden die Säcke von den Köpfen gezogen und wir wurden einfach in den Raum geschubst. Dieser Raum hatte keinen gepolsterten Boden oder gepolsterte Wände. Alles war aus grauem Beton. Die Betten hatten graue Metallgestelle und das Bettzeug war weiß. Wieder gab es eine Tür, die vermutlich ins Badezimmer führte. Und auf den Betten lagen noch neue Klamotten. „Endlich Schuhe“, seufzte Minho erleichtert, als er sich die Klamotten genauer ansah. Wir hatten wieder genau das gleiche zum Anziehen. Ein graues Shirt und eine schwarze Hose. Dazu noch schwarze Socken und graue Stiefel. Immerhin etwas. Und ich musste Minho recht geben. Endlich hatten wir wieder Schuhe zum Anziehen. „Kann ich als erste ins Bad?“, fragte ich und blickte zu Minho. „Mach nur“, meinte dieser. Ich schnappte mir den Kleiderstapel. Als Allererstes brauchte ich eine Dusche.

Das Mädchen ohne GruppeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt