40. Kapitel 38

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Wach wurden wir wieder in unserem Gefängnis. Die nächsten Tage zog ich mich zurück, soweit das möglich war. Alle Erinnerungen kamen wieder hoch und ich durchlebte alles noch einmal. Es schien, als würden die drei Jahre im Labyrinth an mir vorbei ziehen und mich mit sich reißen in den Strudel der Erinnerungen. Minho ließ mich nicht mehr alleine, außer ich musste mal ins Bad. Ansonsten saß er immer neben mir auf dem Bett und führte Selbstgespräche, weil ich ihm nicht antwortete. Auch schlief er wieder bei mir. Nachts suchten mich Albträume heim und ich wachte fast immer keuchend oder schreiend auf. Es war die Hölle. Aber es wurde besser. Dank Minho wurde es besser. Ich war gerade im Land der Träume, als WICKED Minho holte. Er schrie und wehrte sich, wovon ich natürlich sofort aufwachte. Ich sprang auf und rannte auf die Tür zu, die in dem Moment verschlossen wurde, in dem ich gegen sie rannte. „Minho!“, schrie ich und klopfte gegen die Tür, bis meine Hände rot waren und weh taten. Letztendlich gab ich es auf. Sie würden etwas mit Minho machen und dann würden sie ihn wieder zurück bringen. Ich setzte mich also auf mein Bett, zog die Knie an die Brust und starrte auf die Tür. Wartete. Und wartete. Es schien mir wie eine Ewigkeit, aber wahrscheinlich war es nicht einmal eine Stunde, bis sie Minho wieder zurück brachten. Ich sprang auf, wurde aber von zwei Soldaten festgehalten. „Was habt ihr mit ihm gemacht? Lasst uns doch einfach in Ruhe!“, rief ich, als ich Minho sah. Er sah gar nicht gut aus. Er schwitzte und hatte sein Gesicht – wahrscheinlich vor Schmerz – verzogen. Die Typen legten ihn auf seinem Bett ab und verschwanden. Das Klicken der Tür bekam ich nur unterschwellig mit. Ich rannte sofort auf Minho zu, stützte mich auf seinem Bett ab und beugte mich über ihn. „Minho, hey. Minho!“ Ich rüttelte sachte an ihm und schlug ihm leicht gegen die Wange. Kurz öffnete er seine Augen. Sie schienen fiebrig und nicht ganz klar. „Newt? Thomas? Wurde auch Zeit, ihr Strünke“, murmelte er, ehe er wieder das Bewusstsein verlor. Ich runzelte die Stirn und legte meine Hand dann auf die seine. Er glühte. Vielleicht hatten sie ihm dasselbe Mittel gespritzt, was auch mir einmal gespritzt wurde. Ich eilte ins Bad und befeuchtete eines der Handtücher. Wieder zurück legte ich es Minho auf die Stirn, setzte mich neben ihn und wartete. Das war das Einzige, was ich in dieser Situation machen konnte. Warten. Minho hatte wie ich seine wachen Phasen und die, in denen er träumte und teilweise wirres Zeug redete. Öfter hörte ich meinen Namen oder die von Newt und Thomas. Einmal waren auch die Namen Alby und Ben dabei. Ich hatte keine Ahnung, wer das war. Vielleicht würde ich Minho einmal danach fragen. Ab und zu erzählte ich Minho auch kleine Anekdoten aus meinem Labyrinth. Alles, was mir gerade in den Sinn kam. Ich erinnerte mich daran, dass ich teilweise seine Stimme gehört hatte, als ich in dem Zustand gewesen war. So erzählte ich Minho von meiner Verletzung, als ich von einem höheren Gerüst gefallen war und mich ewig nicht mehr richtig fortbewegen konnte. Ich führte noch ein bisschen aus, wie ich meine Schlafhütte gebaut und die Gärten angelegt hatte. Erzählte von meinen kleinen Missgeschicken. Ich war mir sicher: Mittlerweile wusste niemand so viel über mich wie Minho. Aber das war ok. Ich vertraute ihm. Ich wusste nicht, wie lange Minho so weggetreten war, aber irgendwann wachte er wieder auf und es ging ihm besser. Er öffnete die Augen und lächelte mich verschmitzt an. „Und du hast dir echt dein Shirt an einem hervorstehenden Nagel eingerissen?“ Ich schüttelte grinsend den Kopf. „War ja klar. Du wachst nach Tagen aus einem wirren Schlaf auf und das Erste, was du fragst, ist das?“ „Ich hätte auch nach dem Bad in den Tomaten fragen können.“ Jup, er war definitiv wieder der Alte.

Das Mädchen ohne GruppeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt