In den nächsten zwei Tagen lernten Aris und ich uns besser kennen. Wir mieden die anderen Jugendlichen und sie mieden uns. Aris zeigte mir auch, was er entdeckt hatte und stellte die Vermutung auf, dass wir gar nicht in Sicherheit waren. Doch er hatte keine Ahnung, wie wir vielleicht fliehen konnten. Mal wieder saßen wir in der Kantine. Gegessen hatten wir schon lange, aber wir mussten hier bleiben, weil der Leiter Mr. Janson jeden Abend ein paar Kinder mitnahm. Aris hatte wie immer seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und ich hatte mir das mittlerweile auch angewöhnt. Ein Glück gab es in den Kleiderschränken hier auch Hoodies. So trug ich eigentlich immer einen dunkelgrünen Hoodie, eine Jeans und die Stiefel dazu. Auf der großen Wiese – Lichtung wie Aris sie nannte – war es immer zu warm gewesen, um überhaupt lange Sachen zu tragen. Aber hier drin war es eigentlich immer kühl. „Hast du es auch mitbekommen?“, fragte ich Aris leise, was eigentlich gar nicht nötig war, da die anderen Jugendlichen allesamt sehr laut waren. „Was?“, wollte Aris neugierig wissen. „Es sind wohl noch welche aus einem Labyrinth gekommen. Fünf Jungs und ein Mädchen. Hab die Wächter reden hören. Irgendwas von Gruppe A, speziell und müssen sich beeilen. Wenn du mich fragst ist da was im Busch.“ Aris nickte und schaute dann an mir vorbei. Vier mir unbekannte Jungs betraten die Kantine, schauten sich kurz um und setzten sich dann an einen Tisch zu ein paar anderen Jungs. „Das müssen sie sein“, flüsterte ich und zog meine Kapuze noch etwas tiefer in mein Gesicht. Wenn diese Typen Unheil brachten, dann wollte ich lieber nichts mit ihnen zu tun haben. Aris tat es mir gleich und starrte mir stur in die Augen. Das tat er meistens und ich hatte mich daran gewöhnt. Nach einiger Zeit blickte er verschwörerisch hinter mich. „Noch ein Junge. Und sie schauen zu uns“, murmelte er. Ich wiederstand dem Drang mich umzudrehen und nachzuschauen. Also zuckte ich einfach nur mit den Schultern. „Wahrscheinlich erzählen die anderen gerade, wie komisch wir sind.“ Aris lächelte leicht und schaute dann alarmiert auf. Schnell drehte ich mich um und schaute, was passierte. Ein Junge – wohl der der noch dazu gekommen war – rannte schon fast neben dem Gang entlang und rief dabei die ab und zu: „Teresa!“ Er wollte an einer Tür vorbei, an denen schon seit ich hier war Wächter standen. „Lasst mich zu ihr! Teresa!“ Seine Freunde und Mit-Labyrinther standen mittlerweile hinter ihm. Ich verstand weder, was die Wache sagte, noch, was seine Freunde sagten, doch als es gerade so aussah, als würde er sich gleich durch die Tür kämpfen, kam Janson herein. Er warf den Neuen einen finsteren Blick zu, was diese dazu brachte, sich wieder auf ihre Plätze zu setzen. „So, wie jeden Abend werde ich ein paar Namen aufrufen. Denkt dran, es kann nicht jeder gehen, aber es werden alle irgendwann drankommen“, grinste Janson und tänzelte schon fast vor die versammelte Mannschaft, ehe er auf sein Klemmbrett sah und etwa zehn Jungs und Mädchen aufrief. „Das war es für heute. Bis morgen.“ Janson verließ mit den Kids und ein paar Wächtern den Raum durch die geheimnisvolle, bewachte Tür. Nach und nach leerte sich die Kantine und auch Aris und ich verschwanden schnell. Aris hatte ein Zimmer für sich, ebenso wie ich. Er, weil alle anderen aus seinem Labyrinth Mädchen waren und auch keine davon auf diesem Stützpunkt untergebracht war. Ich, weil ich alleine im Labyrinth war. Aris brachte mich noch zu meinem Zimmer, blickte sich schnell um und zog mich dann schnell hinein. Drinnen riss er sich schon fast die Kapuze vom Kopf und ich tat es ihm gleich. „Dieser Junge. Der nach dem Mädchen gerufen hat. Ich glaube er ist wichtig. Er ist anders“, flüsterte Aris, obwohl das hier drin gar nicht nötig war. „Was?“, hackte ich verwirrt nach. „Ich werde ihm heute Nacht das zeigen, was ich dir gezeigt habe. Vielleicht kommen wir ja mit seiner Hilfe in den Raum rein.“ „Wir?“ „Ich hole dich später ab. Bis dann.“ Aris zog sich die Kapuze wieder über den Kopf und war aus meinem Zimmer verschwunden, noch ehe ich antworten konnte.
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Das Mädchen ohne Gruppe
FanficDrei Jahre lang. Drei Jahre lang war sie allein auf einer riesigen Lichtung umgeben von einem Labyrinth, das sich ständig veränderte und in dem schreckliche Monster hausten. Sie baute alles alleine auf. Sie war allein. Drei Jahre lang. Und dann traf...