ᵗᵘᵗ ᵐᶤʳ ˡᵉᶤᵈ
Kepas pov
Es war meine Schuld. Alles war meine Schuld. Wir hatten das Finale des Carabao Cups verloren, weil ich es nicht geschafft hatte einen einzigen Elfmeter zu halten und zu guter Letzt auch noch meinen eigenen verschossen hatte. Den Tränen nahe drehte ich mich um und lief zurück zu den Jungs, sah wie Liverpools Torwart von seinem Team gefeiert wurde und vergrub verzweifelt meinen Kopf in den Händen. Ich hatte alle enttäuscht, nicht nur die Fans, sondern auch das Team. Alle zehn hatten sich unglaublich Mühe gegeben und ihre Elfmeter verwandelt und ich? Ich schaffte es nicht einen einzigen Ball im Tor zu versenken, wenn es darauf ankam. Nicht einmal gehalten hatte ich einen. Und ich sollte mal der teuerste Torhüter der Welt gewesen sein.
Nur halb nahm ich wahr, wie mich irgendjemand in die Arme schloss und mir beruhigend zuredete. Für einen Moment öffnete ich meine Augen und fand mich in einer Gruppenumarmung mit meinem kompletten Team wieder. Wie war es möglich, dass sie nicht wütend waren, dass sie sich um mich sorgten?
„Tut mir leid", schluchzte ich immer wieder und schaffte es dabei nicht, einem einzigen von ihnen in die Augen zu sehen. „Muss es nicht", hörte ich jemanden sagen, „wir konnten alle nicht wissen, dass du schießen musst, sonst hätten wir das trainieren können." Ich sah auf und blickte direkt in die Augen unseres Trainers. Nicht ein einziges Anzeichen von Wut war darin zu sehen, anders als man es von ihm gewohnt war. „Ich hätte aber halten müssen", murmelte ich, „dann wäre es nie so weit gekommen." „Niemand macht dir irgendeinen Vorwurf", hörte ich unseren Kapitän neben mir sagen, doch ich ging nicht darauf ein, sondern meinte lediglich: „Könnt ihr mich einfach kurz in Ruhe lassen? Bitte?"
Einstimmig nickten alle und ich ging ein paar Schritte weg von ihnen, ließ mich dort einfach zu Boden fallen und versuchte das laute Jubeln der Liverpool Fans auszublenden. Was hatte ich getan? War ich es überhaupt noch wert, für ein Team wie Chelsea zu spielen? Zweite Wahl war ich sowieso schon lange und natürlich störte mich das nicht wirklich, ich verstand, dass Edou einfach besser war als ich, doch Elfmeter waren eigentlich immer meine Stärke gewesen. Noch als ich im Supercup letztes Jahr eingewechselt worden war, hatten mich alle gefeiert und jetzt, im Prinzip in der gleichen Situation, vermasselte ich es komplett. Ich würde doch die restliche Saison keinen einzigen Einsatz mehr bekommen.
Das heute war meine Chance gewesen, den Fehler rückgängig zu machen, den ich im gleichen Finale der Saison 2018/19 gemacht hatte. Carabao Cup Finale 2019 gegen Manchester City. Sofort schlichen sich die Erinnerungen zurück in meine Gedanken. Ich war zu selbstsüchtig gewesen und hatte mich vor dem Elfmeterschießen nicht auswechseln lassen. Und was war passiert? Ich hatte es völlig verkackt, einen einzigen Elfmeter gehalten, was nicht genug gewesen war. Noch Monate danach hatte ich Albträume, Panikattacken und was weiß ich nicht noch alles. Erst unter Tuchel war ich wieder richtig zu mir gekommen, der Champions League, Super Cup und Club-WM Sieg hatte mein Selbstbewusstsein wieder ordentlich gepusht, doch jetzt? Ein weiteres Mal hatte ich alle enttäuscht und diesmal hatte es nicht mal an meinem lange nicht mehr so großen Ego gelegen. Würde ich je wieder in einem Finale dieses Turniers stehen, würde ich mich mit Händen und Füßen dagegen wehren, zu spielen. Ein lauter Schrei entwich meiner Kehle, als ich neben mir eine Stimme hörte, die mich dazu aufforderte, aufzustehen und mir diese beschissene Silbermedaille abzuholen.
Völlig fertig erhob ich mich vom Boden, wischte mir einmal über die Augen und lief den anderen hinterher. Noch als ich die Medaille um den Hals gehängt bekam, hätte ich am liebsten wieder hemmungslos angefangen zu weinen. Was konnte ich eigentlich? Ich war doch nur der ungeoutete schwule Fußballer, den jeder für eingebildet und unfähig hielt. Vielleicht wäre es besser gewesen, damals auf meinen Vater zu hören, als ich ihm gestanden hatte, auf Männer zu stehen. Er hatte lachend gefragt, ob ich dann wirklich noch Fußball spielen wollte, ziemlich offensichtlich war das als Scherz gemeint, ich hatte schon immer einen guten Draht zu ihm und er hatte keinerlei Probleme mit meinem Geständnis gehabt, doch vielleicht hätte ich wirklich aufhören sollen, dann würde ich mich jetzt nicht in dieser Situation befinden.
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Fußball One Shots - boyxboy
FanfictionEinfach ein paar One Shots zu verschiedenen Fußballern ⚠️Die Geschichten sollen niemanden beleidigen oder persönlich angreifen, sie dienen lediglich zur Unterhaltung. Nichts davon ist wirklich so passiert, das ist alles frei erfunden. Alle darin ver...