1. Home, sweet Home

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Percy

Die Sonne ging gerade unter und tauchte den Strand von Long Island in ein wunderschön weiches, rotes Licht. Aufgeregt packte ich Annabeth's Hand, als ich schon in der Ferne die ersten Hütten Camp Half-Bloods erkennen konnte. Sie erwiderte meinen Händedruck und mein Blick wanderte zu ihren wunderbaren, verwirrenden, sturmgrauen Augen. Sie blitzten vor lauter Vorfreude auf die lang ersehnte Heimkehr. Nun waren wir schon fast im Camp.

Oh Götter, wir waren gleich echt zu Hause! Ich konnte es immer noch nicht fassen; alles wirkte so unwirklich! Von Kampf zu Kampf, in den schrecklichen Tartarus in den nächsten Kampf. Und auf einmal zum sicheren Zuhause. Das ergab doch alles keinen Sinn! Eben noch wäre ich fast im Tartarus verblutet, getötet worden, verhungert, aufgespießt oder Sonstiges... Sucht euch einfach etwas aus, nichts davon ist eine Erfahrung die ich gerne mal sammeln würde!

Das brachte mich auf die anklagende Frage, weshalb ich nicht einfach irgendwann als alter, glücklicher Opa neben meiner (hoffentlich) Ehefrau Annabeth im Bett liegen und friedlich einschlafen und einfach nicht wieder aufwachen konnte, mich an die doch auch wunderschönen Ereignisse mit den Menschen, welche ich liebte, erinnernd, und einfach ganz normal an Altersschwäche sterben konnte?
Aber nein! Für Halbgötter war soetwas anscheinend gar nicht einprogrammiert! Immer schon mussten sie qualvollund viel zu jung sterben! Das war doch nicht fair, oder? Bevor ich wortwörtlich durch die Hölle gewandert war, hatte ich niemals solch melancholische Gedanken gehabt. Doch das hatte sich nun geändert. Trotzdem hatte ich mir felsenfest vorgenommen, immer schön positiv zu denken und möglichst alles, was mich nicht innerhalb von zwei oder weniger Sekunden umbrachte, mit Humor zu nehmen.

Schließlich glitt mein Blick zum Horizont. Das Meer glitzerte geheimnisvoll in der untergehenden Abendsonne. Genauso, wie Annabeths sturmgrauen, intelligenten Augen, welche auch so wundervoll glitzerten. Doch nicht nur diese sahen so atemberaubend wunderschön aus, sondern auch der gesamte Rest ihres vollkommenen Körpers: Ihre gold glänzenden Honiglocken, welche ihr ebenes Gesicht wie, als wären es die Locken Cinderellas, locker umrahmten; ihre vollen, geschwungenen Lippen; bis hin zu ihrer großen, sportlichen und schlanken Statur.

Piper schlenderte unauffällig an mir vorbei und raunte mir dabei leise zu: "Hör auf zu starren!"

Ups, dachte ich, wie peinlich! Schnell wandte ich meinen Blick von meiner Freundin ab und nickte Piper einmal dankbar zu, was sie mit einem Zwinkern beantwortete. Verärgert über mich selbst schüttelte ich selbstironisch den Kopf und richtete den Blick wieder auf das immer näher kommende Zuhause. Ich freute mich schon darauf, all meine Freunde endlich wiedersehen zu können, wie Grover, meinen besten Freund und oberster, für die Natur zuständiger Satyr; Tyson, meinen Halbruder väterlicher Seits, und den so ziemlich einzig netten Zykopen den ich kannte, und dazu auch noch der General an Poseidons Hof; die Harpyie Ella, welche sämtliche Bücher und Schriften nach einmaligem Lesen perfekt zitieren konnte; und noch viele meiner Freunde mehr. Auch Annabeth lächelte selig in Gedanken an unser Zuhause.

Da trat Frank zu mir und fragte: "Das ist also Camp Halfblood?". "Mmmmhh", machte ich bestätigend. Er nuschelte hinterher: "Ich meine, ich hab natürlich schon die ganzen Bilder in der Messe gesehen, aber real sieht das echt total krass aus! Die ganzen Hütten sind so unterschiedlich. Stehen die wirklich alle für eine verschiedene Gottheit?". "Mmmmhh", kam wieder meine intelligente Antwort.

Doch da schaltete sich zu Franks Glück (oder auch Unglück) Annabeth ein: "Ja, Frank. Jede Hütte von ihnen steht tatsächlich für eine andere Gottheit. Früher gab es lediglich 12 Hütten für die 12 Hauptgötter, doch heute gibt es durch Percys Verdiest schon viele Hütten für Nebengötter und zweitrangige Gottheiten. Viele von ihnen sind aber noch im Bau. Aber, hier, sieh mal: Diese große, mit Gold und Blitzen versehene Hütte da, steht für Zeus, die daneben mit den schönen Pfauenfedern für Hera und die mit dem blau- grauen Muschelgestein dort für Poseidon. Von Nahem sieht man bei Poseidons Hütte auch, dass an dieser die verschiedensten Muschel-, Korallen- und Schneckenarten, im Sinne von den unbewohnten Schneckenhäusern, welche fälschlicherweise häufig als 'Muscheln' bezeichnet werden, korrekterweise jedoch in Wahrheit Schneckenhäuser von unterwasser lebenden Schnecken sind, festgesetzt und in den Stein eingearbeitet worden sind. Ach, wie hieß denn noch mal diese interessante Korallenart, welche so sorgfältig in das Gestein eingearbeitet worden war? Warte, ich beschreibe sie dir ein wenig, Frank: Vorzufinden, ist sie hauptsächlich im Indopazifik. Diese Arten haben ein ganz typisches Aussehen. Dieses erinnert durchaus an Pilze, die Polypen tragen. Der Stamm der Koralle ist sehr weich und kurz. Durch ein Sekret ist er zudem sehr schleimig. Die Polypen, die auf der Koralle sitzen, sind nicht zurückziehbar und besitzen eine achtgefiederte Tentakel. Ganz charakteristisch führen sie die typische Pumpbewegung aus. Die Färbung reicht von weißen Tönen bis hin zu bräunlichen und beigen Nuancen. Weißt du, wie diese Korallenart heißt? Mir ist der Name nämlich total entfallen!".

Der arme Frank sah schon ganz verdattert aus.

Doch ich hatte etwa ab 'Zeus- Hütte' nicht mehr zugehört. Ich genoss einfach nur den schönen Ausblick von der Reling aus.

"Percy, wie heißt die Korallenart nochmal, welche ich soeben ausführlich beschrieb? Percy? PERCY?! Hast du mir überhaupt zugehört??", fragte Annabeth entrüstet.

"Mmmmhh?", kam es von mir zurück.

"Ach, vergiss es.", sagte Annabeth und seufzte resigniert.

*
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Und da war Long Island auf einmal direkt vor uns. Langsam fuhr die Argo 2 weiter vorwärts, wobei Festus irgendwelche Zischlaute von sich gab, was sich dann ungefähr so anhörte: Zzzsh, Shh, Zwuusch, Chi, JIßß, RSCHHH..., bis wir schließlich am Anlegesteg ankamen. Bei diesen Geräuschen nickte Leo immer wieder verständlich und erwiderte manchmal auch einsichtig eine Antwort. Das ergab für mich zwar nicht unbedingt einen Sinn, aber von mir aus sollte er ruhig weitermachen.

Dann kam die Argo 2 auch endlich am Holzsteg an.

Doch auf einmal rief Annabeth: "Halt, ich weiß wieder, wie diese außergewöhnliche Koralle hieß! Das ist die sogenannte Koralle 'Xenia umbellata', was etwa so viel wie 'pumpende Xenien' bedeutet! Natürlich doch! Dass ich da nicht eher rauf gekommen bin!".

Ich schüttelte innerlich in mich hinein lachend den Kopf. So kannte ich meine Annabeth. Sie war wirklich ein richtiges Neunmalklug- von oben, bis unten!

Schließlich machten die Taue sich ganz von alleine am Anleger fest.

Ich tauschte einen vielsagenden Blick mit Annabeth und fast gleichzeitig rannten wir zum Steg. Die anderen 5 hatten sich auch schon auf dem Oberdeck versammelt und die Aussicht genossen.

Ein warmes Gefühl vom Glück endlich Zuhause zu sein durchströmte mich, als mein Fuß auf dem Steg aufkam...


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Ich hoffe, das erste Kapitel hat euch gefallen, wenn ja, wäre ich für einen Vote sehr dankbar! Konstruktive Kritik und Feedback sind immer herzlichst willkommen! Vielen Dank!

HEMDL,

Eure Mia <3

PS: 1097 Wörter :D

Helden des Olymp - Gaia erwachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt