Two Sides of Fate

37•Umzug?

Natalie
So schwarz wie die Tage waren ging es mir auch entsprechend schlecht. Der Gedanke dass
Dreamer für immer weg ist, ist noch zu surreal um es zu realisieren. Ob ich es jemals
verstehen kann, weiß ich nicht. Wie ich es Dreamer versprochen habe, schaute ich jeden
Abend, sobald die Dunkelheit über die Landschaft hereinbrach , auf zu den Sternen und redete mit ihm. Auch wenn sein Körper nicht mehr da ist und seine Seele zu den Geistern gegangen ist, lebt sein Herz in meinem weiter. Er ist immer bei mir, das fühle ich.

So saß ich heute auf einer Steinmauer auf dem Hof und lauschte der Stille. Außer Grillen und dem ein oder anderen wiehernden Pferd hörte man nichts. Ich dachte nach. Ich dachte nach über die letzten Wochen und über die letzten Tage. Ich wusste nicht, wie ich ohne Dreamer und ohne meinen Bruder leben soll.
Nach einiger Zeit stand ich auf und ging in den Stall. Ich öffnete Dreamers Box und setzte mich und Stroh, was noch unverändert war, seitdem er zuletzt hier stand. Aber nun war er nicht mehr da und diese Leere machte mich unendlich traurig. Ich legte mich auf die Seite und versuchte zu verstehen, wieso es so weit kommen musste...

Kai
Nach ein paar Tagen in denen ich bei Natalie, Jule und meinen ganzen anderen Freunden
war, musste ich zurück nach London fliegen. Natalie meinte, dass sie bald wieder zu mir
kommen würde, denn jetzt hatte sie ja fast niemanden mehr der sie in Leverkusen hält. Auch Jule wollte bald mal nach England kommen, zu Besuch. So flog ich also an einem
Freitagmorgen weg von meiner früheren Heimat. Jule versprach mir hoch und heilig auf
Natalie aufzupassen denn jetzt litt sie wieder dramatisch. Klar, sie hat ihren Dreamer
verloren der ihr alles bedeutet hat.
Natalie
Verloren stand ich mit einem bunten Blumenstrauß vor Lukas' Grab. Allein und den Tränen nahe.
„Wieso musstest du so früh gehen? Warum musstest du genau in der Sekunde auf dieser Autobahn fahren? Ich brauche dich in meinem Leben." sagte ich schluchzend und
legte den Strauß vor seinen Grabstein. „Ich hätte dich so gerne bei mir mein Bruderherz. Und selbst wenn wir gestritten haben, waren meine bösen Worte nie ernst gemeint. Du hast mir alles bedeutet." Dass die Trauer manchmal wochenlang nach dem Geschehen kommen
kann, stimmte wohl. Schlaflose Nächte waren das was meinen Tag prägte. Vielleicht hatte auch Dreamers Tod den Kloß gelöst und mir damit die doppelte Portion an Trauer beschert.
Ich wischte mir nach einigen Minuten die Tränen aus dem Gesicht und machte mich auf den Heimweg.
1 Woche später
Endlich hatte ich einen Flug gebucht
bekommen und konnte somit nach London fliegen. Ich verabschiedete mich von Julian, Ally und Andy aber da Jule sowieso in ein paar Tagen nach kommen würde, war sein Abschied
nicht groß.

Als ich gelandet bin und meinen Koffer geholt habe, schrieb ich Kai, dass er Bescheid weiß.
Da er beim Training war und mich somit nicht abholen konnte, rief ich ein Taxi. Mit diesem fuhr ich Kais Wohnung an. Im Aufzug
wählte ich das 15. Geschoss aus und kam auch nur wenig später auf der wirklich hohen Höhe
an. Ich schloss mit dem Schlüssel den ich unter dem Fußteppich fand auf. Die große
Wohnung war aufgeräumt und geputzt, was für Kai ungewohnt war, da er wirklich sehr
chaotisch ist. Ich stellte meinen Koffer in den Flur und meine Handtasche daneben. Dann
setzte ich mich an den Esstisch und versank wieder in meinen Gedanken.
Kai
Als ich meine Wohnung betrat, sah ich bei einem Blick auf das Gepäck was im Flur stand,
dass Natalie schon da sein musste. „Nalie?" rief ich freudig sie wieder zu sehen. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen raus und hing den Wohnungsschlüssel an den Nagel. Breit
lächelnd rannte mir Natalie entgegen. Ich nahm sie in meinen Arme und wirbelte sie etwas im Kreis. Du erdrückst mich ja gleich." entgegnete sie als ich sie fest drückte. Ich ließ sie wieder auf den Boden und drückte ihr dann aber noch einen Kuss auf den Mund. Sie
erwiderte diesen mit einem entspannten Lächeln. „ Wie gehts dir?" -
„Ach mir gehts gut. Viel
wichtiger, wie gehts DIR denn?" fragte ich sie und wurde wieder etwas ernster. Ich hielt ihre
Hände in meinen und spürte wie sie unruhiger wurden. „Es ist okay." - „Sicher?" natürlich
konnte ich ihr das nicht glauben. „Ja mach dir keine Sorgen " sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab mir einen kurzen Kuss auf die Wange. Dann ging sie voran ins
Wohnzimmer. „,Sollen wir nicht auf den Balkon?" bot ich ihr an. „ Ja stimmt." also setzten wir uns auf die Stühle auf den Balkon und schauten über ganz London.„, Wie gehts dir eigentlich hier?" fragte sie in die Stille hinein. „Mir gehts hier sehr gut. Und ich finde wie gesagt dass der Verein mich super aufgenommen hat." - „Vermisst du dein alten Verein und Jule und einfach das ganze alte Leben?"- „Natürlich vermisse ich alles. Auch dass wir uns nur noch so selten sehen. Aber ich bin ja auch erstmal für ein Probejahr hier. Danach kann ich immernoch zurück gehen. Besonders du fehlst mir. Aber jetzt wo Dreamer nicht mehr da ist, könntest du doch eigentlich bleiben?" - „Du meinst, so richtig??" - „Ja. " - „Ich weiß nicht. Ally, Andy und Julian sind doch dort."- „Aber Julian kommt mich und dann auch dich ganz oft besuchen. Und es muss ja nicht für immer sein. Sondern vielleicht für ein paar Wochen."- „Eigentlich eine gute Idee. Ich könnte ja jetzt erst mal ein oder zwei Wochen bleiben. Jule kommt ja auch noch." - „Gut." meinte Kai. Ich stand auf und setzte mich auf Kais Schoß. Dort
kuschelte ich mich in seine Arme, was mir jedes Mal das Herz wärmte.