40•Memories

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Julian
Verdammt warum geht sie nicht dran??? Die verzweifelte Stimme in meinem Kopf schrie vor
Trauer. Ich musste einfach mit Natalie reden. Ich will nicht wissen wie es ihr geht. VIELLEICHT WEISS SIE ES NOCH NICHT MAL? Die Angst dass sie es übers Radio erfahren musste ließ mich schaudern. Aber sie ist in London und ich in Dortmund. Ich bin so viele Kilometer von ihr entfernt, ich kann nichts tun. NICHTS! Tränen rollten heiß über meine Wangen, allmählich verstand ich was passiert ist. Kai tot?? Einfach so durch einen gezielten Anschlag auf den Chelsea FC??? Nein ich träume. Mein bester Freund kann nicht weg sein. Vor Wut und Deprimierung schmiss ich mein Handy mit voller Wucht auf mein Bett. „Wieso du? Wieso musstest du genau in diesem Flieger sitzen?? Wieso??" so laut und voller Emotionen schrie ich. Durch ein Klingeln wurde ich kurz ruhig gestellt. Ich nahm mein Handy in Hoffnung dass
es Kai war der mir voller Freude erzählte wie glücklich er ist, wieder bei Natalie zu sein. Oder
Natalie die mir sagte dass alles in Ordnung ist. Doch stattdessen war es Marco. „,Bro ich
wollte fragen ob du mit essen gehen willst, Es kommen noch Mats, Jude und Raphael
mit." auf seine Frage ging ich überhaupt nicht ein. „,Kai ist." ich konnte es
einfach nicht aussprechen. „Julian? Was ist mit Kai?" - „Er ist....das gesamte Chelsea Team
wurde Opfer eines tödlichen Anschlags. Und niemand hat überlebt. " Marco stockte der
Atem. Er suchte nach Worten, doch fand keine. „Im Flugzeug ist eine Bombe hoch gegangen,
Mehr weiß ich nicht." - „Julian es tut mir so leid." ich starrte Löcher in die Wand. Sowohl ich, als auch Marco schwiegen. Was hätte man schon sagen sollen? Kein einziges Wort hätte
rückgängig machen können, was geschehen war.

2 Tage später
Zwei verdammte Tage später, in denen sich Natalie nicht bei mir meldete, kam der Anruf
den ich so fürchtete. „Julian Brandt hallo?" - „Hallo Julian hier ist Ally Sail. Kennst du mich
noch? Ich habe auf dem Hof auf Natalie aufgepasst?" mir kam wieder Allys Gesifht in den Kopf. Ein paar mal hab ich mich mit Natalie getroffen, da war ich bei ihr auf dem Hof und habe sowohl Andy als auch Ally kennengelernt. Ja genau.Ist was passiert?" Zitternd und voller Angst wartete ich ihre Antwort ab. „Julian. Gestern habe ich
einen Anruf von der Polizei bekommen. Wie du weißt wurde ich als Erziehungsberechtigte
von Natalie eingetragen. Und..... die Polizei hat mir mitgeteilt, dass, Natalie mitsamt
ihrem Wagen...... in einem Fluss in London gefunden wurde. Sie ist tot!" ich schloss die
Augen, weil sich genau das bestätigte, weshalb ich die vergangenen zwei Tage nicht schlafen
konnte. Nämlich die Angst, dass sich Natalie etwas angetan hat. Ich versuchte meine
Gedanken zu sammeln. Am Hörer hörte ich Ally verzweifelt schluchzen. „Sie hat sich mich
95% Sicherheit das Leben genommen." redete Ally weinend weiter. „Aber... das kann doch
nicht sein. Wieso. Ich hätte ihr doch geholfen durch diese Zeit zu kommen??!!" - „Es tut mir
soleid." - „Ally mir tut es auch leid. Du warst wie eine Mutter für sie." - „Sie war wie eine
Tochter für mich. Ich vermisse sie so sehr." die Leere in ihrer Stimme ließ mich kalt zurück.

Einen Monat später
„Ich wollte dir helfen, aber habe dich monatelang einfach alleine gelassen. Ich habe dich dann allein gelassen, als du mich am meisten gebraucht hättest. Es tut mir so leid, dass du so viel gekämpft hast und am Ende doch zu viel böses Schicksal dich zerfressen hat. Bitte verzeihe mir."

Mittelweile war es Winter geworden. Die vergangen Wochen waren hart und sie haben mich und meine Kräfte extrem herausgefordert. Nicht rückgängig machen zu können, was geschehen ist, deprimierte mich zutiefst.
Der kalte Wind wehte mir um die Ohren, während ich mit Blumen in der Hand vor Natalies Grab stand. Sie wurde in Deutschland begraben, in ihrer HeimatLeverkusen. Auf ihrem Grabstein war ein Bild von ihr mit ihrem Hengst Dreamer. Sie lachte in die Kamera, so glücklich. Das Foto muss wohl schon vor Monaten entstanden sein. Da gab es noch nicht diesen psychischen Stress. Ich erinnerte mich an den lustigen Abend zurück,  den wir zu dritt verbracht haben, wenige Tage bevor Kai mit dem Flugzeug explodiert ist. Ich
dachte an die Abende in denen wir zu dritt im Restaurant saßen und gelacht haben. Ich
dachte an die Spiele von Kai und mir als wir noch bei Bayer04 Leverkusen gespielthaben. All diese schönen Erlebnisse gibt es nun nur noch in meinen Erinnerungen. Nichts davon wird je wieder sein. Ich legte die Blumen auf das Grab und zündete eine Kerze an.„Ich hoffe dir geht es gut da oben. Komm mich bald mal besuchen. Ich will deine großen Flügel sehen, die du durch deine Stärke ausbreitest. " bei den Worten musste ich etwas grinsen. „Wenigstens siehst du Kai jetzt wieder. Und ihr zwei, bitte macht euch keine Sorgen um mich. Ich folge euch zwar jetzt noch nicht in den Tod, aber früher oder später werden wir uns wieder sehen. Ach und Kai, morgen gehe ich wieder zu deinem Grab. Also denke nicht ich habe dich vergessen." ich lächelte und atmete noch mal tief ein und aus, bis ich schließlich den Friedhof verließ.
Die letzten Wochen haben mich extrem belastet, aber haben mir auch gezeigt, wie wichtig es ist sich frühzeitig Hilfe zu holen. Ob Therapeut*in oder Freunde denen man alles
anvertrauen kann. Aber ich habe auch gelernt, wie sehr man jeden einzelnen seiner Tage
schätzen sollte, weil es jeden Fucking Tag vorbei sein kann. Aber ich will stark bleiben, denn weder Kai noch Natalie hätten gewollt, dass ich traurig bin. Ich werde sie niemals vergessen, aber ich werde lernen mit der Leere und der Trauer umzugehen. Und ich werde versuchen den Tod der wichtigsten Menschen meines Lebens zu akzeptieren, egal wie schwer es fällt, ich muss stark bleiben, denn ich kann das Geschehene nicht rückgängig machen.
Ja es tut weh, aber ich kann sie nicht zurück holen

Ich vermisse euch

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Liebe Leser*innen, das Ende dieser Geschichte wird sicher nicht vielen gefallen, aber irgendwie hat etwas in mir dieses Ende geschrieben.

Das Thema selbstmord, Deprissionen und das generelle psychische Leiden wird leider viel zu oft falsch behandelt. Ich kann aber nur an jeden sagen, dass du so gut bist, wie du bist. Du musst dich nicht verändern. Ich weiß nicht, ob du vielleicht schonmal eine Zeit durchlebt hast oder durchlebst, in der es dir nicht gut ging/geht, aber es ist eine unheimliche Stärke, diese Zeit zu überstehen  und nicht daran zu zerbrechen. Und ich weiß, dass du stark bist und diese Zeit überstehen wirst. Du wirst geliebt, auch wenn es sich mal nicht so anfühlt.
Du bist unbeschreiblich toll! Schön dass es dich gibt ❤️

Und danke an die treuen Leser, ich freue mich nach wie vor über Feedback.

Ps: bin jetzt auf dem Heimweg von meinem Urlaub also wird bei meiner neuen Geschichte wieder jeden Tag ein Kapitel kommen. Euch noch einen tollen Abend und nochmal vielen Dank für alles. Auch für die 1k Reads ❤️ Ich liebe euch.

Two Sides of FateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt