Kapitel 17

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Die Anderen warfen uns fragende Blicke zu, sobald wir zurück waren. Diese ignorierte ich jedoch gekonnt, denn ich wollte sofort Masons Rat befolgen und mit Ruby reden. „Ruby können wir vielleicht kurz reden?", fragte ich sie unsicher und blickte in Masons Richtung, der mir einen aufmunterten Blick zuwarf. „Natürlich", bejahte Ruby und zusammen liefen wir zu den Platz, wo ich noch vor wenigen Minuten mit Mason saß.

„Also, worüber möchtest du mit mir reden?" Erwartungsvoll schaute sie mich an. „Ruby, du weißt, dass ich dich als Freundin unheimlich schätze und ich freue mich auch riesig für dich, dass es so gut mit Tyler läuft. Aber in letzter Zeit haben wir kaum noch etwas zusammen gemacht. Ich habe einfach Angst, dass am Ende ein Junge zwischen unserer Freundschaft steht, denn das möchte ich auf gar keinen Fall."

Mit großen Augen sah mich meine beste Freundin an. „Ali, es tut mir so unendlich leid. Was bin ich nur für eine schlechte Freundin?" Verzweifelt fuhr sie sich durch ihre Haare. „Ich habe unsere Freundschaft total vernachlässigt. Du glaubst gar nicht, wie leid mir das tut. Ständig hatte ich nur Augen für Tyler." „Ruby alles gut. Ich weiß, dass es dir leidtut. Ich würde mir nur wünschen, dass wir mal wieder zusammen etwas Zeit verbringen", beruhigte ich sie sofort. „Ali, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Du bist einfach so ein wundervoller Mensch. Ständig baue ich irgendwelchen Mist und du nimmst es mir nicht mal böse. Ich weiß gar nicht, wie ich dich verdient habe." Schmunzelnd schüttelte ich meinen Kopf. „Nein, es ist eher anders herum. Ruby, du hast so viel für mich getan. Als ich meinem Loch gefangen war, hast du mich herausgezogen und wiederaufgebaut. Durch deine selbstbewusste, lockere Art hatte ich endlich wieder Freude im Leben. Du warst für mich da, als kein andere für mich da war. Natürlich baust du immer mal wieder Mist, aber das ist deine Art. Und ich bin ja nicht ganz unschuldig, ich hätte eher mit dir reden können. Versprich mir nur eins. Bitte lass niemals ein Junge unsere Freundschaft zerstören und dass wir immer sofort miteinander reden, wenn uns etwas betrügt." „Versprochen", versprach sie lächelnd.

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Die Jungs erwarten uns schon geduldig. „Wo wart ihr?", hakte Joshua interessiert nach und sah uns abwechselnd an. „Ach nur Mädchengespräche", wank Ruby ab. „Und Mädels wollt ihr mit ins Wasser?", erkundigte sich Tyler. „Nein, ich werde mich erstmal ein wenig aufwärmen", antwortete Ruby, während sie es sich auf ihrem Handtuch gemütlich machte. „Ich auch", sagte ich und lächelte Ruby an. Joshua verdrehte nur die Augen und murmelte ein „Typisch Mädchen".

Mit geschlossenen Augen döste ich vor mich hin. Nur am Rande nahm das Gekreische spielender Kinder oder das Schnattern der Möwen wahr.

Plötzlich spürte ich einzelne kalte Tropfen auf meinem Rücken und ehe ich mich versah, befand ich mich nicht mehr auf meinem geliebten Handtuch, sondern hing über einer ziemlich männlichen Schulter. „Ah lass mich runter!", schrie ich zappelnd. Ein raues Lachen ertönte. „Ganz sicher nicht Prinzessin. Du lagst lang genug am Strand", erklang die angenehme raue Stimme von Ryan. Warte mal Ryan???

In meiner Lage hatte ich einen ziemlich guten Blick auf seinen muskulösen Rücken. Wow, so durchtrainiert! Ob er oft Sport machte? Wenn er seine Muskeln anspannte dann-.  Durch einen schrillen Schrei wachte ich aus meinen Tagträumen auf. „Tyler, lass mich auf der Stelle runter!", drang die aufgebrachte Stimme meiner besten Freundin zu mir. Ein Blick nach rechts verriet mir, dass sie über Tylers Schulter hing. Ruby zappelt wie wild und versuchte irgendwie zu entkommen, was jedoch unmöglich war.

Erst jetzt bemerkte ich, dass wir auf dem Weg zum Meer waren. Als ich dies realisierte, tat ich es Ruby gleich. Wie wild strampelte ich, um mich aus Ryans Griff zu befreien. „Ryan, lass mich sofort runter!" „Nö", kam es nur lachend von ihm. „Jetzt lass mich runter, ich mach auch alles, was du willst", bettelte ich ihn an. „Wirklich alles?", fragte er mich und das Grinsen auf seinem Gesicht, konnte ich deutlich heraushören. „Ja, wirklich. Du hast einen Wunsch bei mir frei. Aber bitte lass mich runter!", antwortete ich ihm hoffnungsvoll. „Ok", stimmte er zu.

Erleichtert atmete ich aus. Jedoch hatte ich mich zu früh gefreut.

Denn statt wie erwartet, den warmen Sandboden unter meinen Füßen zu fühlen, spürte ich plötzliche Kälte um mich herum. Erst nach wenigen Sekunden realisierte ich, dass dieser Vollidiot mich ins Wasser geschmissen hatte. Hustend durchbrach ich die Wasseroberfläche. Nach Luft schnappend, versuchte ich mich zu orientieren, während ich angepisst meine nassen Haare zur Seite schob, um etwas sehen zu können.

Sobald ich wieder freie Sicht hatte, sah ich die Jungs, die sich vor Lachen den Bauch hielten. Selbst Ryan lachte. Hätte ja nicht gedacht, dass dieser Idiot auch lachen kann, so kalt wie der immer ist. Zornig blickte ich ihn an. „Du Arschloch", schrie ich ihn wütend an und schlug ihm auf seine Brust. Beschwichtigend hob er seine Hände. „Ganz ruhig Prinzessin. Solche Töne kennt man ja gar nicht von dir." Schelmisch grinsend musterte er mich und seine blauen Augen funkelten vor Belustigung.

Unauffällig war Ryan mir näher gekommen, sodass uns nur noch wenige Zentimeter voneinander trennten. Mit großen Augen blickte ich zu ihm auf. Noch vor wenigen Minuten hätte ich ihm meine Meinung direkt ins Gesicht gesagt. Doch mein Selbstbewusstsein war so schnell verschwunden, wie es gekommen war.
Still betrachtete er mich, was mich innerlich unruhig werden ließ. Doch ich blieb standhaft und erwiderte seinen Blick, während ich mir nervös auf meine Unterlippe biss.
Schließlich schweifte Ryans Blick von meinen Augen zu meinen Lippen.
Angespannt hielt ich die Luft an, als sein Daumen sanft über meine Unterlippe strich und diese somit von meinen Zähnen befreite. Sobald seine rauen Finger meine Lippe berührte, setzte mein Herz für einen Schlag aus und eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Hektisch atmete ich die angestaute Luft aus.
Langsam beugte er sich zu mir herunter, wodurch sein warmer Atem gegen meinen Hals prallte. „Es ist interessant zu wissen, welche Wirkung ich auf dich habe Prinzessin", flüsterte er mir grinsend ins Ohr.

Schmunzelnd richtete er sich auf, zwinkerte mir noch einmal zu und lief gut gelaunt zurück zu den Anderen.
Völlig perplex stand ich noch immer an derselben Stelle, unfähig mich nur ein Millimeter zu bewegen. Was war gerade passiert?

Ein Moment der GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt