Kapitel 12

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Friedlich schlummernd lag ich im Bett, bis mich ein Rütteln an meiner Schulter aus dem Land der Träume riss. Mürrisch zog ich mir meine Decke über den Kopf und drehte mich auf die andere Seite, um weiter zu schlafen. Doch zu meinem Bedauern wurde daraus nichts, denn der Störenfried zog mir meine Decke weg. Plötzliche Kälte überkam mich und sofort begann ich zu frösteln. „Man Ali, jetzt steh endlich auf! Du hast lang genug geschlafen! Außerdem musst du dich noch schick machen, schließlich hast du heute noch etwas vor", meckerte meine beste Freundin. Warum kann sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?! Langsam öffnete ich meine Augen und setzte mich auf.

„Was soll ich den bitte vorhaben?", fragte ich meine beste Freundin gähnend und rieb mir müde über meine Augen. „Na, du hast heute ein Date mit Bryan", gab sie von sich, als wäre es das selbstverständlichste der Welt, während sie in meinen Klamotten herum wühlte. „Was? Wieso sollte ich heute mit Bryan verabredet sein? Er hat mir doch noch gar nicht geschrieben", hakte ich verwirrt nach und beobachtete Ruby dabei, wie sie verschiedene Oberteile von mir inspizierte.

Schulterzuckend antwortete mir Ruby. „Bryan hat dir heute Morgen eine Nachricht geschrieben. In dieser stand, dass er dich heute gegen 16:00 Uhr abholen kommt. Ich war so frei die Nachricht für dich zu lesen. Du warst schließlich mit Schlafen beschäftigt." „Du hast was?! Sag mal Ruby, kennst du das Wort Privatsphäre!? Wieso gehst du einfach so an mein Handy?", fauchte ich sie an und warf ihr einen tödlichen Blick zu. Dieses Mädchen war unglaublich, nichts blieb vor ihr sicher.

„Tut mir leid, aber ich war einfach neugierig. Natürlich war es falsch, einfach an dein Handy zu gehen, aber seitdem ich Tyler kenne, habe ich keinen klaren Kopf mehr. Immer muss ich an ihn denken", entschuldigend sah sie mich an und zog einen Schmollmund. Bei diesem Blick konnte ich ihr nicht lange böse sein.

„Oh man, dich hat es ganz schön erwischt", stellte ich schmunzelnd fest. „Nein, ich bin nicht verliebt, falls du das damit andeuten willst. Wir sind nur Freunde. Nicht mehr und nicht weniger. Außerdem kennen wir uns noch gar nicht so lange", verteidigte sie sich schnell und ein leichter Rotton schlich sich auf ihre Wangen. „Ja klar, das glaube ich dir sofort", beteuerte ich ironisch, während ich mich zurück ins Kissen sinken ließ. 

-

Noch immer müde und im Schlafanzug bekleidet, betrat ich die Küche. Ruby die mir auf Schritt und Tritt folgte, war im Gegensatz zu mir top gestylt und putz munter.  

Meine Tante saß mit einer Tasse Kaffee in der Hand am Küchentisch und blätterte gespannt in einem Modemagazin. Mit einem „Morgen" begrüßte ich sie, wodurch ihre Aufmerksamkeit auf uns fiel. „Wohle eher Mittag, schließlich haben wir es fast zwölf", bemerkte meine Tante schmunzelnd, nachdem sie einen Blick auf ihre Armbanduhr geworfen hatte. „Ach Linda, wir wären schon viel eher nach unten gekommen, aber Ali ist so schwer wach zu bekommen. Sie hat geschlafen wie ein Stein. Bestimmt hat sie von ihrem bevorstehenden Date geträumt", quatschte Ruby drauf los, während sie sich zu meiner Tante an den Tisch setzte. „Ach, du hast ein Date?", fragte mich meine Tante stirnrunzelnd und wirkte sichtlich überrascht. War das denn so abwegig?

„Naja, als Date würde ich es jetzt nicht bezeichnen. Eher als ein Treffen zwischen Freunden", erklärte ich meiner Tante, als ich mein Lieblingsmüsli im Schrank suchte. Meine beste Freundin lachte ironisch auf. „Ali, jetzt leugne es doch nicht. Natürlich ist das ein Date", widersprach sie mir ernst. Genervt verdrehte ich meine Augen.

„Und wie heißt dieser junge Mann, der meine Nichte zu einem Date ausführt?", erkundigte sich meine Tante sichtlich interessiert. Ruby sah die Gunst der Stunde und plapperte gleich drauf los. „Er heißt Bryan und er sieht ziemlich gut aus. Auch wenn Ali es nicht zugeben möchte, findet sie ihn insgeheim richtig süß und steht auf ihn. Bryan hat auch sichtliches Interesse an ihr. Als wir ihn und seine Freunde kennengelernt haben, konnte er kaum seine Augen von ihr lassen. Aber das aller Beste kommt noch. Bryan hat nämlich auch einen Zwillingsbruder Namens Ryan und auch er kann seine Augen null von unsere lieben Ali nehmen. Sie muss sich wohl oder übel für einen der beiden entscheiden."

Empört sah ich Ruby an. In diesem Moment hatte meine Laune einen neune Tiefpunkt erreicht. Vergeblich versuchte ich das Plappermaul mit meinen Blicken zu erdolchen. Wenn Blicke töten könnten, läge sie jetzt unter der Erde. 

Das war wieder typisch Ruby. Nie konnte sie ihre Klappe halten und etwas für sich behalten. Immer musste sie gleich alles ausplaudern. Mein ursprünglicher Plan war es, meiner Tante nichts von dem Treffen mit Bryan zu erzählen. Denn wenn ich Peche habe, erzählt diese es meiner Mum und dann war das Drama groß. Meine Mum würde mich mit Fragen durchlöchern und keine Ruhe geben, bis sie ihre Antworten hat. 

Lustlos setzte ich mich zu den beiden an den Tisch und aß stillschweigend mein Müsli, während Ruby meiner Tante aufgeregt über die Cromwell-Brüder berichtete. Meine Tante schien sich wirklich für mich zu freuen und hörte meiner besten Freundin aufmerksam zu. Als gebe es nichts Spannenderes, über das man sich unterhalten könnte.

Gelangweilt lauschte ich ihrem Gespräch. Schließlich hatte ich nichts Besseres zu tun. 

Genervt schnaubte ich, als Ruby und meine Tante über das bevorstehende Date mit Bryan spekulierten. Gemeinsam grübelten sie, was er wohl mit mir vorhat und malten sich die buntesten Vorstellungen aus. Man könnte fast meinen, die beiden hätten das Date mit Bryan und nicht ich.

Obwohl ich mir eingestehen musste, dass ich nur allzu gerne diese Freude für das Date teilen würde. Den anstatt mich zu freuen, war ich unglaublich nervös.

Ein Moment der GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt