Kapitel 2

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Verschlafen blinzelte ich gegen das Sonnenlicht, welches mir direkt ins Gesicht schien. Murrend drehte ich mich um und griff nach meinem Handy. Ein Blick auf die Uhrzeit verriet mir, dass es bereits halb zwölf war. Müde ließ ich mich zurück in mein Kissen fallen. Am liebsten würde ich den ganzen Tag im Bett verbringen, doch mein Magen machte mir ein Strich durch die Rechnung, denn dieser grummelte vor sich hin.

Widerwillig verließ ich mein heiß geliebtes Bett, zog mich an und ging hinunter in die Küche.

„Guten Morgen Schlafmütze! Hast du gut geschlafen? Was möchtest du zum Frühstück essen?", bombardierte mich meine Tante mit Fragen, während sie sich eine Tasse Kaffee einschenkte. Ich benötigte einige Sekunden, um ihre Fragen zu verarbeiten, denn mein Kopf war noch immer im Schlafmodus. „Guten Morgen! Ich habe ganz gut geschlafen. Hast du vielleicht Brötchen da?", fragte ich müde. „Nein, mein Engel. Aber wenn du möchtest, hole ich dir später ein paar frische Brötchen vom Bäcker." Ich nahm mir ein Glas aus dem Schrank und goss mir etwas Wasser ein. „Nein, ist schon gut. Du musst nicht extra meinetwegen in die Stadt gehen. Ich möchte mich heute sowieso etwas in der Gegend umschauen. Dann kann ich mir gleich etwas zu Essen holen. Ich hoffe, das ist für dich Ordnung?" „Das ist kein Problem und falls etwas ist, du kannst mich jederzeit anrufen. Meine Nummer hast du ja", versicherte mir meine Tante lächelnd und widmete sich wieder ihrer Zeitung, die vor ihr auf dem Küchentisch lag.

-

Gut gelaunt verließ ich das Haus meiner Tante und machte mich auf den Weg zum Bäcker.

Das Wetter war herrlich, die Sonne schien und eine leichte Meeresbrise lag in der Luft. Tief atmete ich die salzige Meeresluft ein. Wie ich das Meer doch vermisst hatte! Ich konnte es kaum erwarten, den Sand zwischen meinen Zehen zu spüren und dem Rauschen des Meeres zu lauschen.

Nach kurzem Fußmarsch erreichte ich den Bäcker. Nach längerer Überlegung, entschied ich mich für ein belegtes Brötchen. Anschließend suchte ich mir eine Bank, auf der ich in Ruhe mein spätes Frühstück aß.

Während ich das Gewusel auf der Straße beobachtete, fiel mein Blick auf einen Jungen, der mich in den Bann zog. Er hatte strahlend blondes Haar, eine schmale Nase und ein energisches Kinn. Seine Augen waren höchstwahrscheinlich blau, jedoch konnte ich dies aus der Entfernung nicht so gut erkennen. Zudem war er unglaublich gut gebaut.

Starrend beobachtete ich ihn. Als hätte er meinen Blick gespürt, drehte er sich plötzlich zu mir um und unsere Blicke trafen sich. Sobald wir Augenkontakt hatten, schien die Zeit still zu stehen. Meine Umgebung hatte ich völlig ausgeblendet, denn in diesem Moment gab es nur ihn und mich.
Frech grinste er mich an, was meinen Herzschlag verdoppelte und sich ein leichter Rotton auf meine Wangen schlich.
Peinlich berührt senkte ich meinen Blick. Doch schon nach wenigen Sekunden verspürte ich das Verlangen, meine Aufmerksamkeit erneut auf den Jungen zu richten. Ich konnte es mir nicht erklären, doch irgendwie faszinierte er mich.

Schlagartig erwachte ich aus meiner Starre, als ich eine Frauenstimme neben mir wahrnahm. Ich blickte zu meiner Linken. Neben mir saß nun eine etwas dickere, ältere Frau. Hoffentlich hatte sie mich nicht beim Starren erwischt.

„Hallo, meine Liebe. Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Annet Rollins und mir gehört das kleine Café an der Straßenecke." Etwas irritiert begrüßte ich die Frau. „Hallo, schön sie kennenzulernen. Ich bin Alicia Evans", stellte ich mich höflich vor und lächelte gezwungen. „Ach, du meine Güte. Du bist also die Enkelin von Linda. Sie hat die letzten Wochen, nur von dir geschwärmt. Deine Tante hat sich so gefreut, dass du kommst. Weißt du, sie ist eine sehr gute Freundin von mir...", plapperte die Frau einfach drauf los. Doch ich hörte schon gar nicht mehr zu, denn meine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den geheimnisvollen Typ, der ganz vertieft in sein Handy sah.

Jedoch blieb meine Abwesenheit nicht unbemerkt. „Ah, du hast dich wohl verguckt in diesen hübschen Burschen dort drüben. Aber halt dich bloß fern von den Cromwell-Brüdern, die haben nichts Gutes im Sinn." Sofort war meine Neugier geweckt, weswegen ich bei Mrs. Rollins nachhakte. „Den Cromwell-Brüdern?"

„Das dort trüben ist Bryan Cromwell und sein Bruder heißt Ryan. Sie sind mir nicht ganz geheuer. Irgendwas stimmt mit denen nicht, das sagt mir mein Bauchgefühl." Es gelang mir noch immer nicht, meine Augen von Bryan abzuwenden. Aber wieso sollte mit den Brüdern etwas nicht stimmen, nur, weil diese Frau so ein Bauchgefühl hatte? „Ach, du meine Güte! Ist es schon so spät? Ich muss los meine Liebe. War nett dich kennengelernt zu haben. Besuch mich doch mal im Café. Und richte deiner Tante liebe Grüße aus." Mit einem Satz sprang Mrs. Rollins auf und verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Diese Frau war echt merkwürdig.

Ein mir allzu bekanntes Geräusch, riss mich aus meinen Gedanken. Es war mein Handy, das in meiner Tasche klingelte. Schnell holte ich es heraus und nahm den auf Anruf an. Sofort schallte mir die Stimme von Ruby entgegen. „Hallo, Alicia? Hörst du mich?" „Hallo, Ruby. Ja, ich höre dich", antwortete ich ihr lachend. „Man Alicia, ich habe mir Sorgen gemacht. Du hattest mir versprochen, dass du anrufst!", beschwerte sich meine beste Freundin. „Ja, tut mir leid. Aber ich hatte dir doch eine Nachricht geschrieben", rechtfertigte ich mich augenverdrehend. „Schon gut. Jetzt weiß ich wenigstens, dass es dir gut geht."

„Und gibt es dort heiße Typen?", hakte meine beste Freundin neugierig nach. War klar, dass das sie am meisten interessierte. „Ja", antwortete ich ihr knapp, biss mir leicht auf meine Lippe. Sofort musste ich an Bryan denken. Heiß war er in jedem Fall. „Uii sehr interessant. Erzähl mir bitte mehr. Ich möchte alles wissen", forderte sie aufgeregt. „Also...", doch weiter kam ich nicht den Ruby unterbrach mich genervt. „Sorry Ali, ich muss los. Meine Mum hat gerade nach mir gerufen. Aber heute Abend erzählst du mir alles. Versprochen?" „Ja, versprochen", versicherte ich ihr. „Mach's gut Ruby. Ich vermisse dich." „Ich vermisse dich auch. Bis heute Abend Süße", verabschiedete sie sich und legte auf.

Ein Moment der GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt