„Als ich Magdalen, deine Oma, damals zum ersten Mal sah, war ich völlig hin und weg von ihr. Von dem ersten Moment an verzauberte sie mich, sodass ich nicht mehr klar denken konnte. Meine Gedanken drehten sich ständig um sie", begann John verträumt zu erzählen und ein warmes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Gespannt lehnte ich mich auf der Couch zurück und lauschte seinen Worten.
„Wir haben uns damals in Rom kennengelernt. Magdalen saß mit zwei Freundinnen in einem kleinen, gemütlichen Café an einer Straßenecke, als ich die Straße entlanglief und sie schließlich erblickte. Leider traute ich mich zu diesem Zeitpunkt nicht, deine Oma anzusprechen, was ich später sehr bereute. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich sie nie wieder sehen würde, doch das Schicksal gab mir eine zweite Chance, denn noch am selben Tag traf ich sie abends in einer Bar wieder. Doch dieses Mal ließ ich die Gelegenheit nicht verstreichen, sie anzusprechen. Es hatte mich ziemlich viel Mut gekostet, obwohl ich mir heute ziemlich sicher bin, dass der Alkohol mir auch geholfen hatte, um über meinen Schatten zu springen. Sobald wir im Gespräch waren, bemerkte ich, dass die Harmonie zwischen uns stimmte. Somit lernten deine Oma und ich uns näher kennen. Noch am selben Abend fragte ich sie nach einem weiteren Treffen.
Es waren unvergessliche Tage, die wir gemeinsam in Rom erlebten. Und je mehr Zeit wir miteinander verbrachten, umso mehr wurde mir bewusst, dass ich so langsam aber sicher Gefühle für Magdalen entwickelte.
Doch uns beiden wurde schnell bewusst, dass wir niemals glücklich miteinander werden konnten, weshalb sich unsere Wege schmerzlich trennten, als deine Oma aus Italien abreiste. Ich habe nie aufgehört, sie zu lieben, aber es durfte einfach nicht sein", erzählte John und ein trauriger Schatten huschte über sein Gesicht.„Aber wenn ihr so glücklich miteinander wart, warum haben sich eure Wege getrennt?", fragte ich vorsichtig, während ich einen großen Schluck von meinem Wasser nahm und gespannt auf Johns Antwort wartete.
„Um dir diese Frage beantworten zu können, musst du zuerst mir eine Frage beantworten." Ernst sah John mich an, was mich hart schlucken ließ.
Zögernd nickte ich, während ich nervös meine Hände knetete.
„Hast du eine Gabe?", haute er, ohne mit der Wimper zu zucken raus.
Erstarrt blieb ich sitzen und sah mit schockgeweiteten Augen zu John. Mein Mund öffnete sich, doch kein Ton verließ diesen.„Deine Reaktion ist mir schon Antwort genug.", sprach er und betrachtete mich schmunzelnd, bevor er wieder eine ernste Miene aufsetzte.
„Es hat alles mit der Gabe zu tun Alicia. Ich besitze wie du eine Gabe und auch deine Oma besaß eine. Diese Gabe ist der Grund, warum wir nicht zusammen sein konnten. Seit Generationen wurde überliefert, dass es in uralten Schriften hieß:Blaue Augen kennzeichnen sie,
hingezogen aus einem Band von Magie.Voller Sehnsucht und unsterblich ineinander verliebt, doch ein schwerer Fluch auf ihnen liegt.
Verdammt niemals glücklich miteinander zu werden, ansonsten bricht über sie das Verderben.
Wären ich und Magdalen zusammengeblieben, so hätte einer von uns mit seinem Leben bezahlen müssen."
Geschockt von seiner Erzählung saß regungslos auf der Couch, während ich gedanklich Johns Erzählung verarbeitete. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr Fragen kamen in mir auf.
„Habt ihr euch dann nur wegen der Gabe ineinander verliebt?", hakte ich nach. Lächelnd schüttelte John seinen Kopf.
„Nein keineswegs. Die Menschen, die diese Gabe besitzen, fühlen sich zueinander hingezogen und vertraut, aber sind deswegen nicht gleich ineinander verliebt. Das beste Beispiel sind wir beide. Wir beide besitzen diese Gabe, aber lieben tun wir uns deswegen nicht.
Doch es gibt jemanden unter denen, der dein Seelenverwandter ist. Deine zweite Hälfte. Deine große Liebe. Wenn du deinen Seelenverwandten gefunden hast, ist die Anziehung besonders stark. Doch wie gesagt wirst du nie mit ihm zusammen sein können", erklärte mir John ruhig.Geplättet nickte ich, ehe ich zu dem Foto von John und meiner Oma sah. In meinem Kopf schwirrten so viel Fragen, sodass es mir schwer viel diese zu ordnen.
„Kannst du mir mehr von der Gabe erzählen? Und was hast du für eine Gabe? Wird sie vererbt?", bombardierte ich ihn mit fragen, sobald ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte.
„Ganz langsam. Ich kann dir nur das erzählen, was ich auch weiß. Also mit siebzehn bekommt man die ersten Anzeichen. Das wären zum Beispiel Kopfschmerzen, Schwindel oder sogar auch Übelkeit. Die Symptome treten aber bei jedem anders auf. Während dieser Zeit ist die Gabe noch unkontrollierbar, da sie so plötzlich und unerwartet kommt. Es benötigt viel Kraft und Zeit zu lernen, wie man sie kontrolliert. Soweit ich weiß, wird sie nicht vererbt, aber meistens tritt sie in ein und derselben Familie auf. Dies kann auch erst Generationen später passieren. Alle Träger dieser Gabe besitzen blaue Augen", schilderte John und machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach.„Ich kann die Erinnerungen, die die Gefühle ausgelöst haben, sehen. Also ich kann sehen, warum du zum Beispiel wütend bist. Und ganz wichtig noch zu sagen ist, dass wir untereinander die Gabe nicht einsetzen können. An dir kann ich sie also nicht verwenden, aber an jedem anderen, der die Gabe nicht besitzt schon", informierte mich John.
„Was konnte meine Oma?", wollte ich neugierig von ihm wissen.
„Sie konnte Gefühle erkennen", sagte er lächelnd. „So wie ich", flüsterte ich mehr zu mir selbst, doch anscheinend hatte es John trotzdem gehört, denn er blickte mich wissend an.Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Auf einmal wurde mir so einiges klar und ergab Sinn.
„Ich glaube, ich habe meinen Seelenverwandten schon gefunden", sprach ich meine Gedanken laut aus und sah mit großen Augen zu John, der mich interessiert betrachtete.
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Ein Moment der Gefühle
FantasyEigentlich wollte die 17-jährige Alicia, ihre Sommerferien ohne Vorkommnisse bei ihrer Tante verbringen. Jedoch lernt sie die attraktiven Zwillinge Bryan und Ryan kennen, die eine magische Auswirkung auf sie haben. Und zu allem Übel bemerkt Alicia i...