Kapitel 43

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„Sie sieht ziemlich fertig aus." Flüsterte eine männliche Stimme und riss mich somit aus meinem erholsamen Schlaf. „Du hättest sie gestern sehen sollen", antwortete eine weibliche Stimme. Mühsam versuchte ich meine Augen zu öffnen, was mir auch nach mehreren Versuchen gelang. Sofort fielen Ruby und Mason in mein Blickfeld, die sich gedämpft unterhielten.

„Hallo", krächzte ich und ein heftiger Hustenanfall überkam mich, was die Aufmerksamkeit der beiden auf mich lenkte. Sofort schossen ihre Köpfe zu mir.
„Kleine, was machst du denn nur für Sachen?", hakte Mason sorgenvoll nach und setzte sich zu mir ans Bett. Erschöpft zuckte ich mit meinen Schultern.

„Was machst du hier?", wollte ich mit kratziger Stimme wissen. Gerade als Mason zur Antwort ansetzten wollte, unterbrach Ruby ihn sofort. „Dieser Idiot hat dich gestern unglaublich oft angerufen und dir unzählige Nachrichten geschrieben", erzählte meine beste Freundin, woraufhin ich nachdenklich zu dem Blondschopf sah.
„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht", äußerte sich Mason, während er mich noch immer besorgt betrachtete und keine Sekunde aus den Augen ließ.

„Wieso?", hinterfragte ich verwirrt und richtete mich etwas auf. Seufzend fuhr sich Mason durch sein blondes Haar, ehe er zur Erklärung ansetzte.  „Bryan hat mich vorgestern angerufen. Er hat sich ziemliche Sorgen um dich gemacht, da du völlig fertig und aufgelöst warst, nachdem du bei den Zwillingen warst. Bryan wollte wissen, ob du gut zu Hause angekommen bist. Weil er Ruby nicht erreichen konnte, hatte er mich gebeten, bei dir vorbeizuschauen. Er wäre auch selber vorbei gekommen, jedoch meinte er, du seist höchstwahrscheinlich nicht so gut auf ihn zu sprechen. Ich wollte dich gestern besuchen, aber dachte mir, ich rufe dich vorher lieber an, falls du deine Ruhe möchtest. Als du dann nicht rangegangen bist und auf keine Nachricht reagiert hast, wurde mir mulmig zu Mute. Ich war dann ziemlich erleichtert, als Ruby mir geschrieben hatte, dass du krank bist und schläfst", erklärte mir Mason ausführlich. 

„Weißt du es?", fragte ich Mason mit brüchiger Stimme, während sich in meinen Augen Tränen sammelten. Vorsichtig nickte er.
„Ruby hat es mir vorhin erzählt" Eine Träne löste sich aus meinem Auge und lief mir die Wange hinunter. So sehr ich es auch versuchte, meine Tränen zurückzuhalten, es gelang mir nicht. „Hey, nicht weinen", beruhigte mich Mason und zog mich vorsichtig in eine Umarmung. Verzweifelt vergrub ich meinem Kopf in seiner Halsbeuge und genoss die Geborgenheit, die von ihm ausging.
„Es wird alles gut", murmelte er in mein Haar und strich mir beruhigend über mein Rücken.  Ich war mit den Nerven am Ende. Mein Herz war gebrochen und die Erkältung zerrte an meinen Kräften.

Nach kurzer Zeit hatte ich mich halbwegs beruhigt, weswegen ich mich vorsichtig aus der Umarmung löste. Mit seinen Daumen strich mir Mason die letzten Tränen von meiner Wange. „Das Wichtigste ist jetzt erst mal, dass du wieder gesund wirst. Um das Problem Ryan kümmern wir uns später", sagte Mason, worauf Ruby zustimmend nickte.
„Ich würde vorschlagen, du machst dich jetzt frisch und danach gehen wir gemeinsam nach unten ins Wohnzimmer", informierte mich Ruby über den weiteren Verlauf des Tages.

Mit Masons Hilfe gelang ich wohlbehalten ins Badezimmer. Diesen kurzen Fußmarsch hätte ich wahrscheinlich ohne seine Hilfe nicht unbeschadet überstanden, denn meine Beine hätten auf halbem Weg beinah unter mir nachgegeben, sodass ich mich Mason den Rest des Weges stützen musste. Erst wollte er mich ins Bad tragen, doch dies lehnte ich schnell ab.

Kraftlos schälte ich mich aus meinen Klamotten und stieg unter die Dusche. Genießerisch schloss ich meine Augen, sobald das warme Wasser auf mich herab prasselte. Nach der Dusche fühlte ich mich gleich viel frischer. Schnell zog ich mir meine herausgelegten Sachen an und band meine nassen Haare zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen. Den Blick in den Spiegel tat ich mir gar nicht erst an. Ich wollte nicht das traurige, gebrochene Mädchen sehen, dass erneut ihr Lächeln verloren hatte.

Nachdem ich die Badezimmertür vorsichtig hinter mir geschlossen hatte, kam Mason aus irgendeiner Ecke und nahm mich kurzerhand im Brautstyle hoch.
„Mason, was soll das?", fragte ich belustigt mit kratziger Stimme, während ich mich an seinem Hals festklammerte.
„Na, was wohl!? Ich trage dich runter. Du sollst dich schließlich ausruhen. Gut festhalten, der Mason-Express fährt los", erwiderte er grinsend. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Dieser Junge war unglaublich.

Im Wohnzimmer setzte mich Mason behutsam auf die Couch, während Ruby mir mein Bettzeug reichte, was die beiden in der Zwischenzeit frisch bezogen hatten.

Nach kurzer Zeit kam Mason mit einer Kanne Tee zurück ins Wohnzimmer. Vorsichtig stellte er diese auf den Tisch ab und schenkte mir eine Tasse ein. Man könnte fast meinen, die beiden wären ein Paar und ich wäre ihr krankes Kind, um das sie sich jetzt kümmern mussten. Über meinen eigenen Gedanken musste ich schmunzeln, was Ruby natürlich bemerkte.
„Was gibt es denn da zu grinsen?", wollte sie misstrauisch wissen.
„Nichts, nichts", erwiderte ich gespielt unschuldig und versuchte mir das Lachen zu verkneifen, wodurch ich erneut husten musste. „Gleich hat sie nichts mehr zu lachen", gab Mason ernst von sich und schenkte Ruby ein verschwörerisches Grinsen.

Verdutzt blickte ich zu ihm. Was hatte er nur vor? Mit einem Fieberthermometer in der Hand kam Mason auf mich zu. Jedoch versteckte er noch etwas hinter seinem Rücken, was ich zu meinem Bedauern nicht erkennen konnte.

„38,4", murmelte Mason nachdenklich, nachdem er mein Fieber gemessen hatte.

„So und jetzt Mund auf", forderte der Junge vor mir. „Wieso?", hinterfragte ich und zog skeptisch eine Augenbraue nach oben.
„Frag nicht, sondern mach einfach", sagte er auffordernd und sah mich erwartungsvoll an. Zögernd öffnete ich meinen Mund und kurze Zeit später hatte ich schon einen bitteren Geschmack im Mund.
„Igitt! Was ist das?" Schnell schnappte ich mir die Tasse und nahm ein paar Schlucke Tee, um den ekligen Geschmack loszuwerden. „Hustensaft", erwiderte er grinsend und betrachtete mich amüsiert. Böse blickte ich ihn an. Das würde ich ihm definitiv irgendwann heimzahlen.

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