Kapitel 50

350 8 0
                                    

„Sein Name ist Ryan. Ich hatte mich zu ihm und seinem Bruder immer so hingezogen gefühlt, was ich mir einfach nicht erklären konnte. Sobald ich in Ryans Augen sah, war ich in einem Bann gefangen, aus dem ich mich nicht mehr lösen konnte. Jedoch hatte ich mich zu Bryan nie so stark hingezogen gefühlt, wie bei Ryan. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, dann glaube ich, dass die beiden ihre Gabe an mir ausprobiert haben. Es gab so eine Situation am Strand", begann ich zu erzählen. Tief atmete ich ein, bevor ich weitersprach.

„Wir waren für kurze Zeit zusammen und ich hätte in dieser Zeit nie glücklicher sein können.  Doch an einem Tag veränderte sich alles. Wir waren damals gemeinsam auf den Weg zum Strand, als ich fast von einem Auto überfahren wurde. Ab dem nächsten Tag distanzierte sich Ryan von mir und letztendlich machte er Schluss." Verstehend nickte John.
„Er wusste es. Zumindest hatte er es geahnt, dass du auch diese Gabe besitzt und um dich zu schützen, hat er Schluss gemacht", äußerte sich John nach einem kurzen Moment der Stille. Nachdenklich dachte ich über Johns Worte nach. Diese Vermutung machte durchaus Sinn.

„Aber wieso hat er nicht einfach mit mir geredet und mir alles erklärt? Wir hätten bestimmt eine Lösung gefunden. Es gibt immer eine Lösung", hakte ich verständnislos nach, während ich mir die Haare raufte.
„Er wird seine Gründe gehabt haben. Aber auf deine Fragen kann nur er dir die passenden Antworten geben", sprach John und schenkte mir einen mitfühlenden Blick. Natürlich war mir bewusst, dass John mir keine Antworten auf meine Fragen liefern konnte, dennoch hätte ich es mir auf der einen Site gewünscht, damit das Chaos in meinem Kopf verschwindet.

„Ich muss mit ihm reden", beschloss ich kurzer Hand und sprang entschlossen vom Sofa auf.
„Ist in Ordnung", gab John von sich und nickte verstehend.
„Danke für alles", bedankte ich mich bei ihm und zog John in eine Umarmung.
„Keine Ursache. Ich hoffe für dich, du bekommst alles geregelt und erhältst dein Antworten. Ich würde mich freuen, wenn du mich noch einmal besuchen würdest", sagte John, während er mich zur Tür begleitete.
„Das werde ich", versicherte ich John, ehe ich mich von ihm verabschiedete und auf den Weg zu Ryan machte.

-

Nervös drückte ich die Klingel. Wenige Sekunden später hörte Schritte, bis die Tür endlich geöffnet wurde. Verwundert sah Ryan mich an.
„Wir müssen reden", sagte ich nur, bevor ich mich an ihm vorbeiquetschte und auf den Weg ins Wohnzimmer begab. Kurz darauf betrat auch er das Wohnzimmer und blickte mich abwartend an.
„Du brauchst mir nichts mehr vormachen. Ich weiß alles", sprach ich und ein vorwurfsvoller Ton schwang in meiner Stimme mit.
„Wie, du weißt alles?", hakte Ryan unsicher nach. „Na ich kenne die Wahrheit, Ryan! Ich weiß von der Gabe und dem scheiß Fluch", gab ich aufgebracht von mir und warf meine Hände in die Luft. „Woher?", wollte er wissen.
„Das tut nichts zur Sache", antwortete ich nur lediglich darauf.

„Weißt du, ich verstehe es einfach nicht. Du hättest mit mir reden können. Wir hätten wie zwei normale Menschen darüber reden können. Stattdessen ziehst du so eine Scheiße ab. Deine Worte haben mich verdammt nochmal verletzt! Ich habe tagelang geweint wegen dir. Du hast mein Vertrauen gebrochen, was ich dir gegeben habe und du weißt, wie schwer es mir fällt, anderen Menschen zu vertrauen. Du hast mich gebrochen. Ich habe solange gebraucht, um wieder lächeln zu können und du hast es mir einfach wieder genommen. Verdammt Ryan, ich habe dich geliebt und tue es immer noch", fauchte ich aufgebracht und einzelne Tränen verließen mein Auge.

„Alicia...", begann er, doch ich unterbrach ihn schnell. „Nichts Alicia! Wir hätten es schaffen können. Wir hätten versuchen können, denn Fluch zu brechen, aber du...".
„Den Fluch kann man nicht brechen! Was denkst du, wie viele es versucht haben und daran gescheitert sind. Es gibt keinen Weg! Verdammt, ich wollte dich nur schützen und das war der einzige Weg. Reden hätte überhaupt nichts gebracht. Verstehst du nicht!? Du wärst fast von einem Auto überfahren worden und das nur, weil wir zusammen waren, weil ich schwach geworden bin und meinen Gefühlen nachgegeben habe. Ich hätte mich von Anfang von dir fernhalten sollen. Doch ich habe es nicht geschafft. Das mit uns wird nie etwas werden. Wir werden nie zusammen sein können", unterbrach er mich aufgebracht. „Ich wollte dich nie so sehr verletzten. Aber ich hatte keine andere Wahl. Ich liebe dich doch", sagte er nun etwas ruhiger und blickte mir tief in die Augen.

Ryan kam ein paar Schritte auf mich zu und strich mir vorsichtig eine Haarsträhne hinters Ohr. Sein unverwechselbares Parfüm stieg mir in die Nase.
„Aber es ist falsch, dich zu lieben. Ich darf es nicht", murmelte er gedankenverloren.

Tränen liefen mir die Wangen hinunter und ein Schluchzen verließ mein Mund. Wie gerne würde ich ihn jetzt küssen und mich in seine Arme schmeißen, um den Rest der Welt zu vergessen. Doch es ging nicht.
„Es tut mir leid, aber das mit uns hat einfach keine Zukunft. Alles andere wäre nur eine Wunschvorstellung", sagte er und entfernte sich wieder von mir. Sofort fehlte mir seine Wärme und Nähe.

Mit meiner Hand wischte ich mir die Tränen von der Wange und schluckte den dicken Klos in meinem Hals herunter.
„Weißt du, ich hatte meiner Oma versprochen, für die wahre Liebe zu kämpfen. Doch leider werde ich sie enttäuschen müssen, denn dieses Versprechen werde ich wohl nicht halten können. Zusammen hätten wir es schaffen können, der Liebe Willen. Doch für was soll ich kämpfen, wenn es nichts gibt, für das es sich zu kämpfen lohnt. Leb wohl Ryan. Ich hoffe, du wirst glücklich", brachte ich mit brüchiger Stimme heraus, blickte ihm noch einmal tief in die Augen, bevor ich mich umdreht und mit schnellen Schritten das Haus verließ.

Wissend, das ich somit die Liebe meines Lebens zurückließ.

Oma, es tut mir leid, dass ich nicht um meine wahre Liebe gekämpft habe. Aber mir fehlt einfach die Kraft, dazu jetzt noch weiter zu kämpfen, denn dies habe ich oft genug getan. Jetzt war es an der Zeit, dass jemand um mich kämpft.

Ein Moment der GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt