Kapitel 15 "Zusammenhalt"

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Vorsichtig, um niemanden aufzuwecken, schlich Noah durch das ehrwürdige Anwesen. Wie in vielen alten, englischen Anwesen gab es viel Holz. Knarzen und andere Geräusche waren daher kaum zu verhindern.

Über seinen Rücken hatte er den Ebenholzbogen, und den dazugehörigen Köcher samt Pfeilen, geschlungen. Er trug seine schwarze Jeans und einen schwarzen Hoodie. Saskia würde sicherlich kichern und fragen ob er Ninja spielte.

Im Grunde genommen tat er jedoch genau das. Er schlich sich, auf hoffentlich leisen Sohlen, durch das große Haus. Der ganze Abend war ein einziger Alptraum für ihn gewesen. Erst hatte er es nicht geschafft mit den Emotionen um ihn herum umzugehen und dann hatte dieser Abtrünnige seine kleine Schwester entführt. Da konnte doch niemand allen Ernstes erwarten, dass er brav schlief und abwartete was der nächste Morgen bringt.

Doch genau dies war es, was vom Rat beschlossen worden war. Sie wollten abwarten, ob es Forderungen seitens des Abtrünnigen gab. Noah war wütend geworden und hatte gefragt ob sie etwa mit einem Entführer verhandeln wollten. Er wusste wenn sie einmal nachgeben würden, würde der Kerl mehr und mehr verlangen. Und er wusste auch, dass sie nicht nachgeben konnten. Niemand würde nur für seine Schwester die gesamte Gemeinschaft in Gefahr bringen.

Sie alle hatten versucht ihre Emotionen komplett vor ihm zu verschließen, doch Noah hatte gemerkt wie stark er war. Er hatte es gefühlt. Gespürt wie sehr es allen leid tat, das sein Anker weg war. Er hatte ebenso gespürt, dass sie Furcht verspürten. Furcht er könne auch außer Kontrolle geraten.

Nur die anderen Beschützer hatten keine Angst verströmt, sondern eher Besorgnis.

Nach einer scheinbar endlosen Diskussion, hatte man sie ins Bett geschickt. Nathan würde sich um ihre Mutter kümmern. Mit seinen Fähigkeiten konnte er sie glauben lassen,  die Abwesenheit ihrer Kinder sei schulisch geplant gewesen. Sie würde dann glauben, sie seien auf irgendeiner Schulreise.

Noah hasste es, dass seine Mutter manipuliert werden musste, aber er sah ein das es keine andere Lösung gab. Wenn sie erfahren würde, dass ihre Tochter entführt wurde, würde sie sogleich die Polizei einschalten.

Und was sollten sie der Polizei erzählen? "Ja wissen sie es gibt Magie in dieser Welt... Menschen mit magischen Fähigkeiten leben unerkannt innerhalb der normalen Gesellschaft. Vor Jahren wurde einer abtrünnig und nun hat er ein Mädchen entführt..." Das wäre dann wohl ein Freifahrtsschein in das nächste Irrenhaus.

Er hatte fast eine Stunde auf seinem Bett gesessen. Versucht zur Ruhe zu kommen. Doch es war nutzlos. Er musste etwas tun. Natürlich war es gefährlich allein loszuziehen. Andererseits brachte er so niemanden außer sich selbst in Gefahr.

Die große Holztür ließ sich erstaunlich geräuschlos öffnen und er atmete erleichtert durch, als er draußen war. "Du hast Glück. Die Tür wurde heute geölt! Sonst hättest du jetzt den ganzen Hofstaat aufgeweckt!"

Noah fuhr erschrocken zu der ihm bekannten Stimme herum. Pierre stand mit überkreuzten Armen an einen der Bäume gelehnt. Ebenso wie Noah war er in schwarz gekleidet, ein Schwert hing an seinem Gürtel. Er konnte ihn schwach im Mondlicht ausmachen.

"Was machst du hier?" zischte Noah ihm zu. Pierre hob nur eine Braue "Vergessen wer in unserem Team spielt?" fragte der Krieger und zeigte rüber zu einem der anderen Bäume. Noah musste seine Augen fokussieren um etwas zu sehen. Dort stand Klara, auch ganz in schwarz gekleidet, mit einem Waffengürtel, an dem Dolche baumelten, um die Taille. Auch ihre Arme waren vor der Brust gekreuzt." Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, ich würde dich nicht überwachen...und der Italiener Antonio?! Der hat mich auch gewarnt ich dürfe dich nicht aus dem Blick verlieren!" "Naja. Vielleicht dachte ich du traust mir?", murmelte Noah missmutig. "Gut das ich es nicht getan hab oder?", fragte das ältere Mädchen und stieß sich vom Baum ab.

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