Kapitel 2 „Ein wahrer Empath?"

52 13 30
                                    

Nach mehreren, äußerst frustrierenden, Versuchen musste Noah die Mission *Öffne die Tür des seltsamen Ladens* schließlich aufgeben. Seine Finger schmerzten schon vom Knibbeln und Fummeln. Missmutig ließ er sich auf den Boden fallen. „Hauptsache dir schmeckt es!" herrschte er seine Schwester an. Diese rollte nur die Augen und biss in einen neuen Keks. Die waren aber auch zu herrlich! Jeder schmeckte anders!

„Zu deiner Erinnerung : anscheinend bist DU der Grund warum wir hier überhaupt erst rein-gestolpert sind. Und scheinbar kommen wir hier nur heraus, wenn DU dein Schicksal akzeptierst!" Sie grinste „Hah! Das klang doch jetzt wie so eine weise Elbe!". Noah grinste trotz allem.„Du bist weit entfernt von der Weisheit Galadriels, wenn das die Elbe ist, die dir einfällt!" „Blödmann!" motzte sie und warf den angefangenen Keks nach ihm. Ihr älterer Bruder fing ihn geschickt mit dem Mund, was ihr ein Grinsen entlockte. „Braver Noah...guuuuter Junge!" Sie zerzauste sein eh schon wildes Haar. „Hey?! Ich bin doch kein Hund, der ein Kunststück gelernt hat!" Grummelnd ergriff er einen der anderen Kekse. Das Mittagessen in der Schule war ja nun auch schon gefühlte Stunden her, wer konnte es ihnen da verdenken wenn sie zugriffen?

„Gut zu sehen das du deine Emotionen ankern kannst." Die Stimme Stellas erklang und erinnerte Noah an ihre seltsame Gastgeberin. Er sah zu der Frau in weiß, die ihm nun eine Tasse mit Tee füllte. „Dies ist eine Mischung aus Vanille und Lavendel!" Stella lachte, als Noah das Gesicht verzog „Vertrau mir...", sagte sie schmunzelnd, "...diese Mischung wirkt entspannend und beruhigend!"

Einen Moment hielt er inne. Seine Schwester und er saßen hier in einem seltsamen Laden, mit der seltsamen Besitzerin(?), Wächterin(?)...und aßen ihre Kekse und tranken ihren Tee. Kurz zuckten Erinnerungen aus der Kindheit, als ihre Mutter ihnen noch Märchen vorlas, durch seine Gedanken. Hänsel und Gretel? Doch dann war da etwas anderes in ihm. Wie eine innere Stimme. Tief und gelassen, die ihm sagte er könnte vertrauen. Sie sagte ihm, er solle seinem Instinkt trauen.

Er sah zu Stella, in ihre leicht violetten Augen. (Violett? Das würde doch echt nie jemand glauben!) Konzentrierte sich nur auf sie. Und da war etwas. Wärme. Güte. Weisheit? Sorge? Es war, als wäre da ein Licht um sie herum und er wusste sie gehörte zu den Guten. Vielleicht war sie verrückt. Vielleicht war er ja auch verrückt - aber er wusste sie würde ihnen nichts tun. Folglich trank er von dem Tee. Seltsame Mischung, aber nicht übel!

Stella lächelte „Du beherrscht schon einiges instinktiv. Sehr gut!" „Bitte?" „Du hast mich eben emphatisch abgesucht. Hast, um es salopp zu sagen, in mein Herz geschaut." , erklärte sie freundlich. „Ich...." , begann Noah, war sich unsicher ob es nicht ungehörig war so etwas zu tun.„Kein Grund sich zu entschuldigen. Es ist natürlich für dich. Und wenn ich nicht wollte, das du mich spüren kannst, hätte ich eine Mauer um meine Seele errichtet." „Mauer...ah ja...um...?",  stotterte er verwirrt und  sah zu seiner Schwester, die nur ratlos mit den Schultern zuckte. „Das hier ist deine Party Bruderherz!"

„Soll ich vielleicht einfach am Anfang beginnen?" Stella sah zu ihm. „Wobei ich wiederum an mehreren Stellen beginnen könnte. Ich könnte die Geschichte dieses Ladens erzählen. Ich könnte erzählen, wie es kommt, dass ich und ein ganzer Teil unserer Welt in Legenden lebt, oder doch lieber erst bei dem was dich zu einem Teil der Legenden macht?!", sinnierte sie vor sich hin. Noah schluckte verwirrt.

Er fuhr sich mit der Hand durch sein braunes Haar. „Ich...sie...", erschluckte erneut, unfähig wirkliche Sätze zu formen. „Sag du, bitte!"„Okay...", er holte Luft, "...du. Du sagtest etwas von Empathie? Aber das ist doch etwas normales, oder? Jeder Mensch besitzt sie, oder?" „Nun ja. Ja!Jeder Mensch besitzt Empathie. Der eine mehr, der andere weniger. Man kann sie sogar trainieren. Menschen in medizinischen Berufen besitzen meist mehr davon. Menschen die eng mit anderen arbeiten müssen, trainieren ihre Fähigkeiten oft im Laufe ihres Lebens, auch wenn sie vielleicht zu Beginn nicht sehr viele emphatische Eigenschaften hatten."

Der Laden der magischen Geheimnisse Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt