Kapitel 12 „Pfeil und Bogen"

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Der nächste Tag brach früh an für die Geschwister. Pierre war offensichtlich ehrgeizig bezüglich ihrer Fitness und physischen Kampfstärke. Also gab es ein Power-Frühstück aus warmen Haferflocken und Obst, bevor er die Gruppe auf einen Morgenlauf am Strand entlang jagte.

Glücklicherweise joggten die Geschwister jeden Morgen und blamierten sich somit nicht. Das Laufen am Strand jedoch war etwas neues für Beide. Sie merkten allerdings, dass auch die anderen keuchten. Nur Pierre lief locker voran. Oftmals drehte er sich, lief rückwärts und feuerte die anderen Teenager an. „Komm schon Noah! Ich dachte du spielst Basketball? Und Charles! Wenn du so lahm auf dem Fußballplatz agierst, ist es ja nicht verwunderlich das deine Mannschaft die letzten drei Spiele verloren hat!" „Halt's Maul Coach Carter...", motzte Charles aufgebracht.  Noah stolperte beinahe da er lachen musste. Coach Carter war ein Sportfilm über einen Basketballcoach an einer Privatschule, der die Jungs hart rannahm und ihnen beibringt das es wichtigeres gibt als den Sieg.

Es war also höchst ironisch den ambitionierten Pierre so zu nennen. Natürlich ging es für sie um anderes als den Gewinn einer Trophäe. Schließlich ließ sich Klara in den Sand fallen. „Schluss jetzt! Wir sollen zwar trainieren, aber heute Abend ist auch das Dinner. Es würde keinen guten Eindruck machen, wenn wir da total fertig sind. Besonders Noah sollte nicht zu fertig sein. Er wird das erste mal von starken magischen Menschen umgeben sein." „Ach ist schon okay. Wir können ruhig noch etwas tun. Ich mein: so wie ich das sehe trefft ihr euch hier so gut es geht an den Wochenenden? Saskia und ich können nicht garantieren dass wir das immer schaffen. Saskia hat Tanzwettbewerbe, die Basketballsaison startet bald und unsere Mutter wird es nicht akzeptieren, wenn wir nie am Wochenende zu Hause sind!" „Das Problem haben wir alle. Eltern, Schulfreunde,Partner....",  Klara grinste Pierre an. Der Franzose zuckte die Schultern, „Meine Freundin und ich sehen uns täglich in der Universität." Noah sah ihn interessiert an.

Klar! Pierre war etwas älter als er. Er studierte also. Irgendwie war es unwirklich, dass sie alle ein normales Leben außerhalb der magischen Gesellschaft führten. Aber das mussten sie ja auch. Von irgendetwas mussten sie schließlich leben. Sie brauchten eine allgemein gültige, möglichst gute, Ausbildung.

„Manchmal treffen wir uns auch unter der Woche. Der Laden macht es uns möglich. Und in den Ferien haben wir uns auch immer getroffen. Wir müssen auch nicht immer alle gleichzeitig hier sein.",  beruhigte Beth ihn. Die Geschichte die er gestern gehört hatte, machte Noah unruhig. Er wusste er konnte nur alles auf sich zukommen lassen, aber das war nichts was ihm leicht fiel. Saskia war schon immer die sorglosere, spontanere gewesen. Ihr fiel es wesentlich leichter Dinge einfach hinzunehmen.

Das Problem war eben das sie nicht wussten wann genau sie als Einheit agieren mussten. Es könnte morgen dazu kommen, nächstes Jahr, in zehn Jahren.

„Nicht zu viel nachdenken." flüsterte Klara ihm zu, als sie ihm aufhalf. „Ich versuche es.", flüsterte er beschämt. 

„Na da seid ihr! Mensch Kinder! Und ich such euch auf dem ganzen Anwesen. Wisst ihr eigentlich wie groß der alte Kasten ist?" rief eine tiefe, gutmütig klingende Stimmer herüber zu ihnen. Sie alle drehten sich um und sahen einen großen, mit kräftigen Muskeln bestückten, Mann auf sie zukommen. „Stell dich nicht mal so an Harold!" lachte Pierre und eilte auf den älteren Mann seiner Zunft zu. Sie umarmten sich herzlich. Saskia verzog den Mund. „Es sieht aus als würden sie sich zu Tode quetschen!" Noah nickte. Die zwei Krieger mussten untereinander nicht acht auf ihre Kraft geben. Jeder andere von ihnen, hätte nun wahrscheinlich mehrere Knochen gebrochen.

„Frech wie eh und je...",  murrte Harold dann, und knuffte Pierre in den trainierten Arm. Noah gab sich Mühe nicht zu zucken. Es sah aus als müsste es schmerzen. Aber wahrscheinlich waren Krieger untereinander einfach rau. Die braunen Augen des älteren Mannes fanden nun Noah und Saskia. „Ah ja! Unsere Neuzugänge!"  Er kam auf sie zu und umrundete die beiden Jugendlichen. „Hmmm...klein, wendig, beweglich und ausbalanciert. Ich denke du wirst dich gut mit einer Kampfsportart machen. Ich finde das hat für ein hübsches Mädel eh immer Sinn. Es gibt schließlich viel zu viele Idioten da draußen."

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