Kapitel 4 „Willkommen zurück"

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Der nächste Schultag verging quälend langsam für Noah. Er musste aufpassen Stefan und seinen Gorillas aus dem Weg zu gehen. Ebenso hatte er nicht gerade gut geschlafen und ausgerechnet an diesem Tag nahmen sie in Mathe natürlich ein neues Thema durch. Mathe war sowieso schon das Fach welches er hasste. Wieso musste man das bis zum Abitur machen? Wer brauchte bitte Vektorrechnung im ganz normalen Leben?

Also war er aus mehr als einem Grunde froh, als die Schulklingel das Ende des Schultages verkündete. Er wartete ungeduldig auf seine Schwester, die ganz unaufgeregt mit ein paar Klassenkameradinnen plauderte. "Ich glaube dein Bruder wartet.", sagte eines der Mädchen und blickte kichernd zu ihm herüber. Er sah gelangweilt zurück. Er kannte das schon. Saskia's Freundinnen in ihrer alten Schule hatten auch immer gekichert.

Dem jungen Mann an der Schwelle zum Erwachsensein, war dabei jedoch nie in den Sinn gekommen, dass es dabei um ihn ging.

„Ach der kann warten! Ist nicht so, als hätte er was vor!" Er hörte ganz genau, das s seine Schwester ihn ärgern wollte. Sie hatten ja beide etwas vor! „Kann ich gar nicht verstehen. Die Mädels aus seiner Stufe müssen blind sein!" Noah fühlte sanfte Hitze auf seinen Wangen und sah zu Boden. Was sollte das denn bitte? Und die taten ja nicht einmal so, als wäre es ihm nicht möglich sie zu hören!

Er zog sein Handy aus der Tasche und stopfte sich die Kopfhörer in die Ohren. So! Er ließ sich von Bono's Stimme ablenken, bis seine Schwester ihn an der Schulter packte. Er zog die Kopfhörer raus „Fertig die Dame?" „Jetzt maul nicht! Ist ja nicht jeder so asozial wie du!" „Wenn dann unsozial. Aber das stimmt auch nicht und das weißt du ganz genau. Ich muss nur nicht non stop schnattern!"

„Ich auch nicht! Aber Janine und Luisa tanzen nun mal auch mit mir zusammen. Ich mag die Beiden. Du gönnst mir doch wohl Freundinnen?" motzte die Jüngere. Noah überkam sogleich das schlechte Gewissen. Er wusste  er selbst war einer der wichtigsten Gründe für den Umzug gewesen war. Wegen ihm hatte seine Schwester ihre Freunde „verloren" und den Platz in einer der besten Jazz Dance Gruppen gleichermaßen.

„Natürlich tu' ich das. Sorry. Nur das dauernde Gekicher...", seufzte er reumütig.  Saskias Lachen unterbrach ihn,  „Gott du bist so doof! Die mögen dich!" „Huh?" „Noah! Echt jetzt?! Schon in der alten Schule hast du es nicht gecheckt! Du siehst gut aus! Du bist groß, hast tolle Augen, bist trainiert! Deine dunklen Haare  sehen immer wild aus! Darauf stehen die Mädels! Und Jungs!" Sie zwinkerte amüsiert. 

Noah schnaubte. „Verarschen kann ich mich selbst!" „Ich verarsch dich nicht. Du bist nur einfach blöd!"

Seufzend sah sie ihn von der Seite an, während sie gingen. „Willst du mir echt erzählen, du hast kein Interesse? Weder an Mädels, noch an Jungs?" Noah seufzte ebenso „Ich weiß doch das dass komisch ist. Aber...", er rang nach Worten der Erklärung, "...ich empfinde nie so etwas."

„Hmmm, vielleicht bist du demi-sexuell? " „Bitte?" „Das sind Menschen die erst sexuelles Interesse entwickeln, wenn sie jemand schon kennen. Sie brauchen erst eine emotionale Verbindung. Das wäre ja fast schon logisch, wenn man an deine Gabe denkt."

Nachdenklich schritt Noah weiter. War es das? Beeinflusste seine Gabe ihn auch in solchen Dingen? Na super!

Aber das war ja jetzt nicht wirklich wichtig. Immerhin war es nicht so, als müsse er nächstes Jahr verheiratet sein. Das ganze Leben lag doch schließlich noch vor ihm. Vielleicht war er auch einfach ein Spätzünder, wie seine Mutter immer sagte.

Trotz das er nicht wirklich besorgt war, war er froh das seine Schwester nicht weiter über seine scheinbar nicht vorhandenen Teenager-Hormone redete, sondern über ihren Schulalltag plauderte. Scheinbar hatten sie einen Referendar in Geschichte, der laut seiner Schwester aus der Hölle kam.

„Einen Aufsatz über Napoleon! Fünf Seiten, bis nächste Woche!", echauffierte Sie sich. Noah grinste. Fünf Seiten über einen der großen europäischen Herrscher, war nun wirklich kein Ding. Er konnte locker zehn Seiten in weniger Zeit aus dem Ärmel schütteln. Aber er liebte das Fach Geschichte auch.

„Okay ich helfe dir, aber nur wenn du jetzt aufhörst zu maulen!" „Wirklich? Oh du bist der BESTE..." , erfreut klatschte seine Schwester in die Hände. „HELFEN Saskia. Das heißt nicht dass ich alles für dich schreibe oder so..." warnte er sie. „Klar...weiß ich doch. Aber wenn du mir hilfst, brauch' ich nicht selbst zu recherchieren!" Saskia grinste fröhlich und Noah seufzte innerlich. Irgendwie bekam sie ihn stets dazu Dinge für sie zu erledigen!

„So, hier muss es sein. Siehst du ihn?" fragte die Jüngere schließlich. Noah sah sich verwirrt um. Waren sie wirklich richtig? Er blinzelte und dann...er atmete durch, als er die Tür des Ladens erblickte. „Ja...da!" Wie tags zuvor sah Saskia die Tür erst, als ihr Bruder sie davor zerrte.

Sie schmunzelte, als er klopfte. „Stella?" Irritiert sah er seine kichernde Schwester an. „Was?" „Nix. Ich glaub nur das wir recht bescheuert aussehen, wenn du hier anklopfst. Sollte uns jemand sehen glaubt derjenige doch, das wäre eine normale Wand?!" Noah kratzte sich im Nacken. Da hatte sie recht. Tief Luft holend umfasste er also den Knauf und drückte die Tür auf.

Wieder waren die Geschwister überwältigt vom bunten Chaos des Ladens. Das runde Schild zeigte erneut das Symbol der Empathie und auf dem kleinen Tisch stand schon eine Teekanne und ein Teller mit Keksen. DieTür zu eindrucksvollen Treppe war verschlossen und schimmertegeheimnisvoll.  „Stella? Hallo? Wir sind es...", Noah kam sich ein wenig albern vor. Wie viele Menschen kannte Stella wohl? Er räusperte sich „Ich meine, wir, also : Saskia und ich, Noah...", stotterte er also ein wenig unbeholfen. 

Leises Poltern war zu hören „Komme sofort. Setzt euch doch schon mal.", forderte Stellas Stimme sie auf.  Die Jugendlichen setzten sich, doch Noah sprang fast sogleich wieder auf als eine feuchte Nase seine Hand berührte. „Oh wie süß! Ein Maltipoo!" seufzte Saskia die den kleinen, wuscheligen Hund sofort hochnahm. Sie kraulte ihn und Noah seufzte wohlig. Überrascht schlug er die Hand vor den Mund und sah schockiert zu dem Hund, welcher sich wohlig an seine Schwester kuschelte. Fühlte er was der Hund fühlte? Das war doch...IRRE!

Der kleine Hund sah zu ihm. Legte den Kopf schief. Ganz so als würde er sich wundern. Das wurde ja immer doller! Zu seiner Erleichterung kam die Dame in weiß nun endlich und lächelte „Willkommen zurück ihr Süßen!"

(Anm. der Autorin: Ich weiß das ist ziemlich kurz. Aber es enthält Nebeninformationen die noch von Bedeutung sein könnten und vertieft den Einblick in die Beziehung der Geschwister die von zentraler Bedeutung ist...)



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