Kapitel 5 „Die verborgenen Mächte"

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Stella schmunzelte amüsiert, als sie den kleinen Hund auf dem Schoß des Mädchens sah. „Eigentlich sollte Chaser sich ja eher zu dir hingezogen fühlen Noah. Tiere spüren empathische Menschen und auf wahre Empathen reagieren sie meist sehr zutraulich. Viele Menschen sind ignorant den Emotionen der Tiere gegenüber. Dabei empfinden Tiere gar nicht so unähnlich zu uns. Sie haben keinen Filter, ähnlich wie junge Kinder. Erst Erziehung und Verbote sorgen dafür, dass Menschen lernen ihre Emotionen zu filtern und nicht nur frei nach Gefühl zu sprechen. Einige verlernen es nahezu ganz. Tiere dagegen zeigen offen wie sie sich fühlen. Sie denken nicht nach, ob ihre Wut oder Angst andere verletzen könnten." "Saskia liebt Tiere total und alle Tiere suchen immer ihre Nähe...", erklärte Noah ihr bereitwillig.  „Wahrscheinlich hast du auch eine höhere empathische Fähigkeit.", sagte Stella daraufhin zu dem Mädchen. 

Saskia grinste „Also hab ich auch wenigstens ein bisschen Superkräfte? Cool!" „Saskia! Wir sind hier nicht in einem X-Men Film!", Noah rollte seine Augen. „Gott zieh doch mal den Stock aus deinem Ar.." Sie verschluckte den Rest des Satzes, weil ihr Bruder die Augen aufriss und zu Stella rüber nickte. Okay, sie hatte gesagt sie könnten ganz locker reden in ihrer Gesellschaft, aber ein gewisses Maß an Anstand sollte schon da sein. 

„Nun ganz so falsch ist die Aussage deiner Schwester aber nicht, junger Mann!" Erschrocken drehten die Geschwister sich in Richtung der fremden Stimme. Sie erwarteten jemanden zu sehen. Der Stimme nach, einen alten Mann. Vielleicht mit einem Bart, wie Gandalf der Graue. 

Doch da war niemand. „Ach ja die Jugend! Immer voller Euphorie über Magie oder Superkräfte..." Die alte Stimme lachte. „Sei nicht gemein Nathan! Zeig dich!" Stella seufzte, „Ihr müsst verzeihen. Nathan ist ein alter Scherzkeks. Betonung auf ALT wohlgemerkt..."

„STELLA?!" Die Teenager sprangen entsetzt von ihren Stühlen, als in dem großen Spiegel der ihnen gegenüber hing, ein alter Mann sichtbar wurde. Dieser hatte graue Haare und einen Bart, allerdings nur einen kurzen. Er sah eher wie ein englischer Edelmann aus. „Noah, Saskia, das ist Nathan. Der oberste im Rat der verborgenen Mächte.", klärte Stella beide mit sanfter Stimme auf und beruhigte die aufgeregten Teenager somit. 

Stella sah in ratlose Gesichter und seufzte „Entschuldigt, es ging ja zum Abschied zu schnell gestern. Ich hab euch ja gar nicht alles über unseren Teil der Welt erzählt." „Erm..unseren? Ich meine: ich bin ja irgendwie nur hier wegen Noah, oder ist es bei euch nicht so das Menschen ohne Fähigkeiten diese Dinge nicht wissen dürfen?"

Der alte Nathan sah das Mädchen wohlwollend an. „Ein wacher Geist. Sehr gut. Doch meine Kleine, ich hoffe das kommt jetzt nicht zu schockierend, doch du bist nicht nur hier wegen deines Bruders, oder doch irgendwie. Es ist nämlich so : jeder Empath hat einen menschlichen Anker. Jemanden der ihn oder sie erdet. Jemanden der den Empath zur  Not abschirmen kann. Wir nennen diese besonderen Menschen ganz simpel Schutzschild." „Und was...", Saskia hielt inne, sah verwirrt zwischen allen hin und her, "...ich versteh nicht ganz? Was bedeutet das?" „Was das bedeutet? Nun, es bedeutet dass du genauso wie dein Bruder ausgebildet wirst. Du wirst seine Kräfte stärken können und ihm helfen nicht von seiner Macht überrollt zu werden." „Das hört sich an als würden wir für einen Kampf trainieren." 

„Nun ja, ich möchte euch nicht überfordern, jedoch müsst ihr wissen  es gibt sowohl Licht als auch Dunkelheit in unserem Teil der Welt , sowie in der Welt die ihr bisher kennt. Manche von uns nutzen ihre Kraft um sich zu bereichern und besser zu stellen. Und dabei sind Opfer ihnen egal." Noah hatte das Gefühl da gab es noch vielmehr, er spürte eine leichte Unruhe von Nathan. Aber ebenso spürte er die Besorgnis des Mannes. Er wollte ihnen einfach nicht zu viel aufbürden. Also schwieg Noah.

„Sind sie auch ein Empath?" fragte er statt dessen. „Nein. Ich bin ein Telepath." „Sie lesen Gedanken?", fragte Noahs Schwester aufgeregt. „Also es ist schon etwas komplexer. Telepathen können tatsächlichen Gedanken lesen. Aber ebenso diese  steuern und manipulieren." „Also wie Doktor Xavier!" „Saskia! Echt jetzt? Wir sind hier nicht in einem Film!" „Na Noah, ganz so falsch liegt deine Schwester wirklich nicht. Magie wie du sie aus Märchen und Legenden kennst, ist nichts anderes als das was du in Comics oder Filmen bei Superhelden siehst. Es sind Erklärungen der Menschen für das angeblich Unerklärliche. Gerade bei den X-Men ist es nicht weit von uns entfernt. Ihre Kräfte werden damit erklärt, dass sie eine nächst höhere Stufe der Evolution darstellen. Unsere Realität ist, dass wir nicht unbedingt eine höhere Stufe darstellen, sondern vielmehr einfach eine andere Entwicklung der Evolution sind. Du hast doch bestimmt schon einmal davon gehört, dass der Mensch nicht sein gesamtes Gehirn benutzt?" , fargte Nathan nun. "Es gibt die Aussage  der Mensch nutze nur zehn Prozent seines Gehirns , aber das ist mittlerweile als Mythos benannt und wird eher als Aussage der Popkultur benutzt.", brachte Noah flink hervor, seine Schwester konnte nur wieder einmal den Kopf schüttelt. Was Noah nur immer alles abspeicherte! 


Anerkennend nickte Nathan. „Sehr wohl! Zehn Prozent wäre auch arg wenig. Allerdings steckt eine gewisse Wahrheit darin. In jedem menschlichen Gehirn gibt es die gleichen Anlagen. Bis heute kann niemand genau erklären wieso wir diese unterschiedlich stark ausbilden. Die Evolution ist vielfältig. Menschen wie wir..." , der oberste des Rates stoppe kurz und sah die Teenager aufmerksam an. Noah verstand dass er sicher gehen wollte, sie nicht zu überfordern, "...wir haben gemeinsam das ein bestimmter Teil unseres Gehirns anders ausgebildet ist. Es befähigt uns tatsächlich Dinge zu tun und zu leisten, welche die meisten Menschen eben in den Bereich der Fantasy oder Sciencefiction stecken. Es gibt Empathie, Telepathie, Telekinese, Präkognition, Radiästhesie, Geistheilung, Körperheilung...", zählte er auf. 

Saskia sah zu Noah, er sah und fühlte ihre Verwirrung. „Telekinese bedeutet Dinge mit dem Geist zu bewegen, Präkognition ist Hellsehen. Radiästhesie bedeutet derjenige kann Strahlung fühlen. Geistheilung bedeutet mit Geistern zu kommunizieren.", klärte er sie bereitwillig auf. „Kleiner Freak! Warum weißt du so etwas?", kopfschüttelnd griff Saskia nach einem Keks. Sie brauchte jetzt Zucker.

„Genau.Körperheilung bedeutet das derjenige der fähig dazu ist, mit der Kraft seines Geistes, den Verletzen heilen kann. Manchmal müssen Tränke dafür gebraut werden.", mischte sich nun Stella ein. „Ebenso gibt es die Krieger. Menschen die übernatürlich stark sind. Die scheinbar jede Sportart beherrschen, immer ausbalanciert sind. Ebenso gibt es einige wenige unter uns, die Elemente bändigen können. Sie schaffen es Wärme zu erzeugen, Kälte hervorzurufen, Stürme zu entfachen." „Oh wow...", Noah sah sie mit großen Augen an, "sorry...erm...das ist echt viel!", rief Sakia aus und verschluckte sich fast an ihrem Keks. 

Noah räusperte sich verlegen, gedanklich stimmte er seiner Schwester komplett zu. „Ja das ist es. Keine Angst ihr müsst nicht gleich alles verinnerlichen."„Gibt es, wie soll ich es sagen? Eine Art Geheimhaltung? Einen Schwur oder so?" „Nein. Mal ehrlich. Wer würde euch glauben?"

Noah musste sich eingestehen, dass dies eine logische Frage war. Die Leute würden denken sie seien auf einem Trip. „Okay. Kein Geheimhaltungsschwur also. Aber es gibt Regeln?" Er betete innerlich für Regeln. Mit Regeln wäre alles leichter zu akzeptieren.

„Gibt es..." , sprach nun Nathan wieder. „Dazu gibt es ein Buch..." Stella reichte Noah ein weiteres, dickes Buch. Ihm zauberte es ein Lächeln auf das Gesicht, während seine Schwester eine Schnute zog. Ihrer Meinung nach würde es ewig dauern es zu lesen! „Das ist auch die erste Lektion. Ihr müsst es beide lesen und euch die Regeln und Strukturen merken und dann das hier noch." Stella reichte Saskia ein schmaleres Buch. „Dies ist die Geschichte des Ladens. Es erklärt euch wie ihr den Laden nutzt, wie ihr mich erreicht und vieles mehr." Noah nickte eifrig, während Saskia eher missmutig aussah. Das hörte sich so gar nicht nach Abenteuer an.

„Nun da ich euch kenne, kann ich auch über Spiegel bei euch zu Hause mit euch Kontakt aufnehmen. Zu Anfang ist es aber schwierig. Im Buch wird es erklärt. Übt es!" riet Nathan den Geschwistern, bevor seine Augen zu Stella wanderten. „Ich muss noch andere von uns sprechen, ich denke die zwei sollten auch mal nach Hause?!"„Ja sicher. Ihre Mutter könnte sonst auf die Idee kommen in der Schule anzurufen."

„Ab nächster Woche arbeitet sie Vollzeit, bisher war sie in der Einarbeitung.", erklärte Noah rasch. „Sehr gut, dann sind wir freier, nun aber husch! Wir sehen uns morgen!" Stella begleitete sie zur Tür und sie schritten durch die Tür. Während Saskia voranschritt, sah Noah zurück. Der Laden blieb noch einige Meter sichtbar, dann verschwand die Tür. Hieß das Stella war wieder gesprungen oder hieß es das für nun die Tür für ihn geschlossen war bis morgen?

Nachdenklich sah er auf das Buch in seinen Armen. Es war alt. Genau wie jenes andere das er zu Hause hatte. Auf dem Buchdeckel waren verschieden farbige, ovale Edelsteine vertikal angebracht. „Die verborgenen Mächte." Es fühlte sich schwer in seinen Händen an und er war unsicher, ob es die Verantwortung die auf ihm lag war oder einfach nur Nervosität vor etwas neuem und scheinbar Großem.

im Laden

„Findest du es richtig die zwei so im Dunkeln zu lassen Nathan?" „Stella, seit Jahren gab es keinen neuen Empathen mehr. Wir warten seit Jahren auf jemanden der den Platz der Empathie im Kreis der Beschützer aufnimmt. Du weißt so gut wie ich, dass es eine eher seltene Macht ist. Eine gefährliche zudem. Willst du den Jungen gleich verschrecken?" „Natürlich nicht!" „Gut! Ich muss jetzt die anderen kontaktieren. Pass auf dich auf!" „Du auch!"

Seufzend ließ sich die Dame in weiß in einen der gemütlichen Sessel sinken. Chaser hüpfte auf ihren Schoß. „Was denkst du Chaser? Muss ich mir Sorgen machen?!" 

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