1. Kapitel „Willkommen"

169 19 48
                                    

Ihre Schritte hallten unnatürlich laut über die alten Pflastersteine der schmalen Gassen. Der lange Pferdeschwanz des Mädchens wehte wie eine Fahne hinter ihr her. Ihr Begleiter war des öfteren versucht sie einfach an ihren Haaren zu packen und nach Hause zu zerren.

Hausaufgaben, Mittagessen und die sicherlich wütende Mutter warteten immerhin auf die zwei Jugendlichen. Er raufte seine wilden braunen Haare. „Saskia...komm schon...ich hab echt besseres zu tun als deine wilde, unsinnige Schatzjagd!" „Es ist KEINE Schatzjagd Noah! Und du kannst ja einfach heim gehen, du alter Langweiler!"

Saskia warf ihren Zopf wütend über ihre Schulter zurück und blitzte ihn mit ihren ozean - blauen Augen an. Diese Augen – umrahmt vondichten, schwarzen Wimpern - waren eine Waffe. Sie konnte so unschuldig wirken damit, doch in Wahrheit war sie ein Orkan. Ein nicht zu bändigendes Energiebündel. Noah seufzte. Wusste zu genau was ihre Mutter mit ihm anstellen würde, käme er ohne sie heim.„Bitte! Mein Tag war echt hart genug. Ich will mich nun nicht mit dir zanken. Bitte lass uns heim gehen? Ich hab noch weiße Schoko-Bons...". Seine seltsam gefärbten Augen ruhtenhoffnungsvoll auf ihr, doch sie zerschmetterte seine Hoffnung. „Netter Versuch! Doch die hab ich gestern schon gemopst!" Saskia streckte ihm frech die Zunge raus und hopste nahezu davon.

Ratlos sah er ihr nach. Was hatte er nur in einem früherem Leben verbrochen, um nun mit dieser Kanone von Schwester gestraft zu sein? Er raufte sich erneut die Haare, seufzte und folgte ihr dann mit einem Schmunzeln.

„Also noch mal zum verstehen : wir suchen was genau? Einen Laden? In einer eher abgeschiedenen Gasse?!" „Genau! Daniela hat heute ein Referat über die Legenden der Stadt gehalten. Es gibt Gerüchte über einen seltsamen Laden in einer abgeschiedenen Marktstraße. Angeblich hat er kein Ladenschild und keine Besucher. Niemand weiß, wann der Laden da ist und nur wenige trauen sich über die Schwelle...", wiederholte sie erneut die Worte ihrer Klassenkameradin.

„Faszinierend. Echt jetzt? Das klingt nach einer simplen Legende. Ein bisschen Grusel, bisschen mystisch. Ende!" „Sagt der Mann der jedes Fantasy- Buch verschlingt! Heißt es nicht in einer dieser Buchreihen sogar All die Legenden sind wahr?" Noah errötete leicht. Immer zog sie ihn auf damit, dass er ständig las und es eben immer Fantasy -Bücher waren. „Aber das...", aufgebrachtatmete er durch, damit er nicht ins Stottern geriet, "...das bedeutet nicht das ICH das glaube. Das Tolle an Fantasy ist eben das man in eine andere Welt eintauchen kann. Eine Welt die anders ist, als unsere!" „Aber Legenden haben doch oft einen wahren Kern? Bis heute streiten sich doch Historiker und Literaten über König Artus, Camelot und Robin Hood?!"

Er war etwas überrascht. Das sah seiner kleinen Schwester so gar nicht ähnlich. Sie mochte Bücher nur wenn er sie ihr vorlas. Das sie darüber hinaus ein wenig Wissen bezüglich literarisch-historischer Kontroversen besaß, war eine Nueigkeit für ihn.

Sie grinste verschmitzt,„Überrascht? Ich bin eben nicht dumm!" „Hab ich nie behauptet!" Seufzend sah er sich um. Sie lebten noch nicht lange in der kleinen Stadt. Ihre Mutter hatte sie hierher gebracht, nachdem er mal wieder Ärger in der Schule gehabt hatte. Wie entsetzt sie wohl wäre, wenn sie wüsste, das er hier gleich wieder Ärger hätte? Allerdings würde sie es diesmal nicht erfahren. Zum Glück hatten ein paar seiner Klassenkameraden bezeugt, dass er beleidigt wurde. Grundsätzlich könnte man ihm eh wieder nichts. Es war nicht so, als würde er sich prügeln. Er hatte nie jemand auch nur angefasst und trotzdem brachen Schulkameraden, die ihn attackierten, stets heulend zusammen.

Genau das war heute passiert. Der arrogante Klassenschönling Stefan, hatte ihn ausgelacht. Gemeint er sei ein Weichei, weil er ein Referat über die **Herr der Ringe -Trilogie** gehalten hatte. Ihm war klar gewesen, dass es nur die Worte eines eifersüchtigen Mitschülers waren. Immerhin war er euphorisch vom Lehrer gelobt worden, mit dem Hinweis an seine Mitschüler  sein Referat sie ein Musterbeispiel eines Einser Referats .

Der Laden der magischen Geheimnisse Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt