Augen

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Ich sah Menschen, mit wütenden Augen, so wütend, so verhalten, sich durch Häuserschluchten kämpfend, andere anrempelnd, rücksichtslos, den pfeifenden Wind verachtend, alles verachtend, von Ort zu Ort hetzend, immer verfolgt von ihren eigenen Gedanken, Pflichten, die nie vollendet wurden, und werden, sah manche schlingern, gar straucheln, selten jemanden stürzen, ich sah, dass Beine gestellt wurden, ohne, dass es bemerkt wurde, sah, dass die Augen der anderen all dies auch wahrnahmen, und doch nicht sahen, dass sie daran vorbei blickten, ob absichtlich oder nicht konnte ich nicht sagen, niemand kann, wahrscheinlich nicht einmal die, die es selbst taten, ich sah, dass sie sich wegwünschten, als sie da so saßen, müde, im Rhythmus der Schienen auf ihr Knie klopften, sich nach Hause wünschten, und dann von dort wieder weg, nie zufrieden, immer allein, obwohl auch niemals, ich sah Menschen, die zufrieden waren, aber vielleicht schienen sie auch nur so.

Ich sah Menschen, mit Seelen so kalt, wie Eis, und einem Lächeln, das sie allen zeigten, das jedoch nie der Wahrheit entsprach, sah, dass sie immer das Richtige in falscher Absicht und das Falsche mit vollkommener Absicht taten, Menschen, die schreckliches erlebt hatten, und Menschen, die nur so taten als ob, aber ich sah auch Menschen mit warmen Augen, Augen, die einem die Seele zeigten, eine himmelhoch fliegende Seele, sah Augen wie Fenster, Seelen wie Vögel, aber Jäger sah ich auch, kalt gegen warm, ein echtes Lächeln gegen ein falsches, die Wärme schien nie zu versiegen, doch die Kälte schien sich zu ändern, dann gibt es Menschen, die wurden angesteckt, da wurde ein kaltes Lächeln zu einem warmen, eine kalte Seele zu einer warmen, doch die Augen blieben kalt.

Und ich sah das Ende.

Sah Verzweiflung, Freude, Liebe, Hass.

Fühlte all das, spürte all das.

Dann legte ich das Buch weg.

1000 LivesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt