Der Traum

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Es ist ein Traum.
Ich weiß es sofort.
Keine Ahnung woher.
Ich bin allein, höre nichts außer einem steten Tropfen.
Tropf, tropf, tropf
Ich weiß nicht wer ich bin, aber es interessiert mich auch nicht wirklich.
Ich blicke an mir herab.
Da ist nichts.
Tropf, tropf, tropf
Ich bin nichts, nichts, nur ein Schatten.
Ein Schatten an der Wand.
Ein einsamer Schatten ohne Lichtquelle, die ihn wirft.
Mein Blick schweift.
Tropf, tropf, tropf
Er tastet meine Umgebung ab.
Ich stehe in einer Wanne aus Stein, die in den Felsenboden eingelassen ist.
Das kalte Gestein unter mir fühlt sich kalt an.
So falsch, so falsch, so falsch
Ich weiß nicht wie ich den Stein fühle.
Ich bin nichts.
Ich wünsche mir jemand zu sein, selbst wenn ich ein niemand bin.
So verzweifelt will ich jemand sein.
Ich kann nicht ohne Körper leben, nicht als Schatten.
So falsch, so falsch, so falsch
Ich verwandele mich.
Zuerst bin ich erstaunt, dann fällt mir ein, dass es mein Traum ist und ich sage was geschieht.
Vor Freude wackele ich mit den Zehen.
Ich habe Zehen!
Tropf, tropf, tropf
Dann ist mein Körper ich.
Ich bin nicht mehr nur Schatten.
Ich bin zwei.
Eins ist viele.
So falsch, so falsch, so falsch
Aber ich bin noch immer nicht zufrieden.
Irgendetwas ist falsch.
So falsch, so falsch so falsch
Irgendetwas stimmt nicht.
Irgendetwas stimmt ganz und gar nicht.
Ich beschließe die Wanne zu verlassen.
Zu beengend.
Tropf, tropf, tropf
Als mein Fuß den Felsboden berührt fährt ein Schauer meinen Rücken hinauf.
Der Grund ist nass.
Nun, nicht nass, aber feucht und rutschig.
Tropf, tropf, tropf
Das erklärt das Tropfen.
Tropf, tropf, tropf
Ich muss hier raus.
Tropf, tropf, tropf
Meine Hände halten meinen Kopf, wiegen ihn im Takt der Tropfen.
Tropf, tropf, tropf
Raus...
Tropf, tropf, tropf
Meine mühsamen Schritte dienen nur mehr meinem einzigen Gedanken.
Tropf, tropf, tropf
Muss...raus...
Tropf, tropf
Es wird leiser.
Tropf
Verstummt.
Meine Hände lassen meinen Kopf endlich los, streicheln sich sanft gegenseitig, beruhigen sich.
Meine Beine haben mich vorwärts getragen ohne, dass ich es gemerkt hätte.
Vielleicht habe nicht ich mich bewegt.
Vielleicht war es die Höhle.
So falsch, so falsch, so falsch
Es ist wieder da.
Das Geräusch.
Ich...muss...hier...raus.
Vor mir sind auf einmal zwei Ausgänge.
Woher kamen sie?
Wohin komme ich dann?
So falsch, so falsch, so falsch
Es ist mir gleich.
Ich will weg.
So weit wie irgend möglich.
Hinter einem der Bogentore ist weißes Licht zu erkennen, hinter dem anderen blaues.
Welches bringt mich wo hin?
Tropf Tropf Tropf
Das Geräusch wird energischer.
Lauter.
Entscheide dich!
Scheint es zu sagen, ja zu schreien.
Ich blicke in der beiden Lichter.
Wieso sieht das Blaue so trostlos aus?
So einsam?
Das weiße hingegen...
Tropf
So verlockend
Tropf
So voller Liebe
Tropf
Ich wähle Blau.

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