Wie verkuppelte man seine Verlobte mit einem anderen Mann, damit man sie selbst nicht ehelichen musste?
Eine Antwort auf diese Frage brachte mir Kaceys Brief, der ihr Eintreffen, bezüglich des vierteljährlichen Polo-Turniers der vier Königreiche, ankündigte. Sie würde das gesamte Wochenende mit mir und meiner Familie verbringen. Und Gwendolyn.
Da mir meine Schwestern, allen voran Josey, in den Rücken gefallen waren, musste mir Wohl oder Übel meine Cousine bei diesem Problem behilflich sein.
Vor allem da ich wusste, dass Kaceys Besuch vorrangig ihrer Neugierde gegenüber Gwendolyn galt und nicht etwa, weil sie als Star-Polospielerin durchstarten wollte oder sich um meinen Geisteszustand sorgte.Die königlichen Adelsspiele, die vier Mal im Jahr stattfanden, wurden stets einmal in jeweils einem Land abgehalten. Krypthon veranstaltete sie stets im Winter, Navar im Frühling, Großreich Tar im Sommer und Tel' Annor im Herbst.
Teilnehmen konnte eigentlich jeder, der einen Adelstitel vorzuweisen hatte und bereit war, sich den Vorwürfen seines Landes zu stellen, sollte er seinem Team nicht zum Sieg verhelfen. Aber für gewöhnlich waren es immer dieselben vier Spieler, die auf ihren Pferden für Ruhm und Ehre kämpften.
Ich hatte erst einmal mitgemacht was zur Folge hatte, dass mein Vater, nach unserer Niederlage gegen Krypthon, zwei Wochen kein einziges Wort mehr mit mir gesprochen hatte."Gott, von diesen ellenlangen Überfahrten bekomme ich immer das Kotzen." Kacey kletterte aus der Kutschte, die vor den Toren des Elverstone Palaces zum Halten gekommen war, und schüttelte sich die Falten aus dem Kleid. Kurz hielt sie inne und warf einen prüfenden Blick in meine Richtung, als wolle sie sichergehen, dass meine Eltern der Begrüßungszeremonie auch wirklich nicht beiwohnten. Die wären über den nicht besonders damenhaften Ausruf meiner Cousine nämlich ganz und gar nicht begeistert gewesen.
Erleichtert atmete sie auf. "Entschuldigt meine Wortwahl, gnädiger Cousin."Obwohl ich den Spott in ihrer Stimme hören konnte, runzelte ich gespielt verärgert die Stirn. "Das kann Ihnen aber auch leidtun. Benimmt sich so etwa eine Lady?"
"Zum Glück bin ich keine Lady", entgegnete Kacey mit einem breiten Lächeln auf dem Lippen. "Sondern eine Prinzessin."
Sie trat an mich heran, während ihre Bediensteten um die Kutsche herumwuselten, um die Sachen der Thronfolgerin in das Gästezimmer zu chauffieren, und schlang ihre Arme um mich.
Ich gewährte ihr die liebevolle Begrüßung und drückte sie kurz an mich, bevor wir uns wieder voneinander lösten.Neugierig blickte mir Kacey über die Schulter. Ihr enttäuschter Gesichtsausdruck bestätigte meine Vermutung, dass sie eigentlich nur wegen Gwendolyn das Wochenende im Elverstone Palace verbringen wollte.
"Ist deine Verlobte gar nicht hier? Ich dachte, ein frischverliebtes Pärchen verliert sich nie aus den Augen? Dein Cousin dackelt meiner Tante auch den lieben langen Tag hinterher", fragte sie auch prompt und ehrliche Verwunderung zierte ihr Gesicht.
Da schien wohl jemand vergessen zu haben, dass mich meine Verlobung genauso überrascht hat, wie auch den Rest der Welt."Wir sind nicht verliebt", erklärte ich deshalb knapp und führte sie ins Innere des Anwesens meiner Eltern. "Und werden es auch nie sein."
Kacey runzelte bei meinen Worten die Stirn und wich einen Schritt zur Seite, als ein Mann mit drei Taschen auf jedem Arm an ihr vorbeistolperte. Armer Kerl.
"Ziehst du hier ein?", fragte ich mit erhobener Augenbraue und deutete auf das unzählige Reisegebäck, dass von ihren Leuten durch das Schloss manövriert wurde. Doch so einfach ließ sich Kaceys Neugierde nicht abschütteln.Leider.
"Das war dein Ernst? Du kennst sie wirklich nicht?" Der Argwohn in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Sie glaubte mir nicht und mit ihren nächsten Worten unterstrichen sie das auch. "Deine Eltern haben dich mit einer Bürgerlichen verlobt? Einfach so? Ohne Liebe, ohne Geld, ohne jeglichen Vorteil? Hältst du mich für blöd?"
Ich bedachte sie mit einem kurzen Blick. "Also, wenn du so fragst..."
Ihr Ellbogen zwischen meinen Rippen hinderten mich daran, meinen Satz fortzuführen, weshalb ich leise lachend den Kopf schüttelte.
"Einen Grund dafür wird es schon wohl geben, nur leider wurde ich darüber nicht in Kenntnis gesetzt." Etwas ratlos zuckte ich mit den Schultern. "Sie ist die Erstgeborene eines Pferdezüchters. Ja, sie hat Geld und spielt in Nisu wohl in der höheren Gesellschaft mit, aber das war es auch. Kein Adel, kein Titel, nichts. Es ergibt einfach keinen Sinn."
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Irgendwo zwischen Wahrheiten und Lügen
RomanceGefangen zwischen Blaublütlern und den Geheimnissen der Vergangenheit tritt Gwendolyn ihre Pflicht an, den Thronfolger Navars zum Mann zu nehmen. Doch bereits nach dem ersten Kennenlernen steht fest - Weder Jayce noch Gwen sind sonderlich begeistert...