T a g e b u c h e i n t r a g

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Ich sitze hier seit 90 Tagen. Das sind 2.160 Stunden, 129.600 Minuten und 7.776.000 Sekunden.

Ich durfte sie in der ganzen Zeit kein einziges Mal sehen. Ich weiß nicht einmal, ob sie überhaupt noch lebt. Was haben sie meiner Kleinen nur angetan? Denkt sie an mich? Hat sie Angst?

Es fällt mir Tag für Tag schwerer, mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Weiterzukämpfen. Dieses trostlose Leben zu führen, eingesperrt wie ein Tier.
Die Wachen machen sich einen Spaß daraus, mich zu schikanieren. Mich zu ignorieren reicht ihnen nicht mehr.

Sie spotten über meinen eisernen Lebenswillen. Sagen mir, ich solle doch endlich verreck, damit sie die Zeller anderweitig nutzen könnten. Nicht alle sind so freundlich.

Mein Körper ist gezeichnet von der Machtgier und dem Größenwahn meiner Peiniger. Ich bin für sie nicht mehr, als ein Stück Fleisch.

Meinen Stand hatte ich in dem Moment verloren, als ich mich dem Feind ergab. Meine Menschlichkeit gibt es schon lange nicht mehr. Manchmal glaube ich selbst, kein Individuum mit Gefühlen zu sein. Manchmal sehe ich mich nicht Mal mehr als Tier.
Wäre ich ein Tier, hätten sie Mitleid mit mir.

Ich bin ihr Staatsfeind Nummer Eins, ohne je ein Verbrechen begangen zu haben. Das Einzige was ich mir vorzuwerfen weiß, ist, sie alleine zurückgelassen zu haben.


Irgendwo zwischen Wahrheiten und LügenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt