Offenbar wollte mein Vater das Tempo bezüglich meiner und Gwendolyns Hochzeit anziehen, denn neben seiner Ankündigung, die Familie meiner Verlobten für das nächste Wochenende auf sein Anwesen einzuladen, um diverse Einzelheiten zu besprechen, hatte er auch für heute eine kleine Veranstaltung geplant.
Es waren noch vier Wochen bis zur Eheschließung und so hatte König Cedrik beschlossen, Gwendolyn und mich ins kalte Wasser zu stoßen und uns erneut zusammen auf einem Fest zu präsentieren, wie zwei wohlgenährte Mastschweine.Dieses Mal handelte es sich um ein Gartenfest, dass hinter dem Elverstone Palace stattfand und lediglich die Adelsvertreter von Navar beherbergte.
Ich hatte mich von den Strapazen des krypthonischen Balls noch nicht einmal erholt und durfte mich erneut, mit Gwendolyn an meiner Seite, durch die feine Gesellschaft meines Landes quälen.Doch dieses Mal war es noch schlimmer.
Da die Veranstaltung lediglich dem Zweck diente, meine und Gwendolyns künftige Vereinigung anzupreisen, standen wir Beide natürlich im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit und der Abend kam nur stockend voran.
Alles zwei Minuten heftete sich ein anderer Vertreter der hohen Gesellschaft an unsere Fersen, bombardierte uns mit Fragen und begutachtete Gwendolyn mit unverhohlener Neugierde.
Alle waren daran interessiert herauszufinden, wer dieses einfache Mädchen war, welche spontan mein Herz erobert hatte.Doch Gwendolyn erfüllte die Begierde unserer Gäste nicht.
Sie lächelte lediglich stumm vor sich hin, warf mir ab und an einen auffordernden Blick zu, damit ich Fragen an ihrer Stelle beantwortete, und hielt sich auch ansonsten geflissentlich im Hintergrund. Sie hing an meinem Arm, als wäre sie nicht mehr als ein hübsches Accessoire.
Es war offensichtlich, dass sie keine Lust hatte, sich mit dieser Situation auseinanderzusetzen.Nach zwei geschlagenen Stunden hatte ich dann genug und schaffte es, Gwendolyn und mich an den Rand der Veranstaltung zu ziehen, ohne einen lästigen Begleiter im Nacken zu haben. Erleichtert atmete ich aus und warf einen kurzen Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass uns niemand gefolgt war, ehe ich meine Verlobte in den Schutz der einbrechenden Dämmerung schob.
Gwendolyn entspannte sich merklich. Wie eine Puppe, deren Fäden man soeben losgelassen hatte, sank sie in sich zusammen und schüttelte die dunklen Haaren. "Gott, ist das anstrengend."Ich nickte zustimmend. "Ich hätte nicht gedacht, dass du so lange still sein kannst."
"Ach ja?" Gwendolyn hob den Blick und betrachtete mich für einen Sekundenbruchteil skeptisch, ehe sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen schlich. "Ich hätte nicht gedacht, dass deine Zunge mehr als die Scheiße formen kann, die du sonst so von dir gibst."
Ich hob eine Augenbraue. "Oh, meine Zunge kann viel mehr als das."
Gwendolyn lachte leise und strich sich amüsiert eine schwarze Strähne aus dem Gesicht, während ich den erstaunlich friedlichen Moment zwischen uns genoss.In den vergangenen Tagen war es einfacher zwischen uns geworden. Zwar fuhr Gwendolyn immer wieder Seiten auf, die mir deutlich zeigten, wie abgeneigt sie von meiner Existenz war, doch ich begann zu Glauben, dass sie mich mittlerweile besser ertragen konnte, als zu Beginn unserer Beziehung.
Ich schaffte es immer häufiger, ihr ein ehrliches Lachen zu entlocken oder diesen skeptischen Ausdruck aus ihrem Gesicht zu vertreiben, während sie häufiger darauf verzichtete, mir eine Beleidigung nach der Anderen entgegen zu schleudern.Dafür wirkte sie in letzter Zeit deutlich nachdenklicher. Ob mein Verhalten sie zum Grübeln brachte? Vermutlich.
Ich wäre auch äußerst irritiert und misstrauisch gewesen, hätte sie von einem Tag auf den Anderen unser Kriegsbeil begraben.
Doch glücklicherweise hakte sie nicht nach, denn ich wüsste nicht, wie ich ihr meine plötzliche Freundlichkeit erklären sollte.Die Wahrheit war auf keinen Fall eine Option. Sie würde mich hassen. Noch mehr, als zuvor.
Mein Blick glitt zurück zu der Menschenansammlung, die wir zurückgelassen hatten und während ich unwillkürlich Ausschau nach meinen Schwestern hielt, beobachtete die aufgeregt tuschelnden Gäste eine Weile.
Der Anblick glitt mehr einem aufgescheuchten Hühnerstall, als einer noblen Gartenfeier und ließ mich unwillkürlich das Gesicht verziehen. Wie lange dieses Theater wohl noch andauern würde?
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Irgendwo zwischen Wahrheiten und Lügen
RomanceGefangen zwischen Blaublütlern und den Geheimnissen der Vergangenheit tritt Gwendolyn ihre Pflicht an, den Thronfolger Navars zum Mann zu nehmen. Doch bereits nach dem ersten Kennenlernen steht fest - Weder Jayce noch Gwen sind sonderlich begeistert...