T a g e b u c h e i n t r a g

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Ich sitze hier seit 65 Tagen.
Das sind 1.560 Stunden meines Lebens, die mir auf Ewig geraubt wurden. Seit 93.600 Minuten starre ich auf die graue Betonwand vor mir. Ob ich weitere 5.616.000 Sekunden hier verbringen werde?

Mein Zeitgefühl ist das Einzige, was mir geblieben ist. Das Einzige, was ich in diesen vier Wänden tun kann, um bei Verstand zu bleiben, ist zu zählen.
Und bis auf die Zeit habe ich nichts, was sich zu Zählen lohnt.

Auch wenn ich zugeben muss, dass es mir nicht gerade einen Höhenflug beschert hat, die vergangenen 65 Tage, 1.560 Stunden, 93.600 Minuten und 5.616.000 Sekunden bildlich vor meinem geistigen Auge aufzuschichten.
Also habe ich sie mithilfe meiner Fingernägel in den Stein gekratzt - Auch nicht gerade empfehlenswert.

Ich bekomme keinen Besuch. Meine Nahrung wird mir durch eine kleine Klappe wortlos in den Raum geschoben, den ich vor 65 Tage, 1.560 Stunden, 93.600 Minuten und 5.616.000 Sekunden nicht einmal groß genug für eine Abstellkammer gehalten hätte.

Alles in meinem Leben war so furchtbar groß gewesen. Riesig. Unermesslich.
Das wird mir erst jetzt bewusst. Jetzt, wo ich nichts mehr davon habe. Wo mein Dasein nur aus diesen kläglichen vier Wänden und der dicken Holztür besteht.

Wie lange ich wohl noch hierbleiben werden? Was haben sie mit mir vor? Wie viel Zeit wird noch vergehen, bis ich sie endlich wiedersehen darf?

Irgendwo zwischen Wahrheiten und LügenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt