„Der Verlust der Atmosphäre liegt innerhalb der Toleranz. Sieht gut aus!" Die Stimme des Technikers klang aufgeräumt, während er auf die Instrumente starrte. Offenbar half die nüchterne Sachlichkeit der Besatzung dabei, sich von dem Geschehenen abzulenken. „Ich denke in ungefähr 15 Pareks können wir eine weitere Öffnung der Schleuse riskieren."
Swakesh blickte mit ausdruckloser Miene in Richtung der Schleusenöffnung und dachte an sein altes Leben vor RB 0820702 erstmalig gesichtet in Gitter 473. All die Dinge, die ihm wichtig gewesen waren: seine Veröffentlichungen, seine Forschungsergebnisse, die Vorträge, Kolloquien, seine Kollegen und die wissenschaftliche Gemeinschaft, vor allem aber die Anerkennung, all dies war hier in diesem Moment vollkommen bedeutungslos. Das Einzige, was ihn noch antrieb, was für ihn überhaupt noch zählte, war dieses Objekt. Er wusste nicht einmal genau warum ihn dieses tiefsitzende Schuldgefühl plagte, immerhin handelte es sich um einen Himmelskörper. Kann man für einen Himmelskörper verantwortlich sein, nur weil man ihn entdeckt hat? Wenn nun ein anderer Kollege das Objekt entdeckt hätte? S W A K 7 4 - der Grund für sein Handeln ließ sich in sechs Zeichen fassen, denn alle Folgen dieser Entdeckung waren untrennbar mit seinem Namen verbunden.
„Wir können die Schleuse nun öffnen. Auf Ihr Kommando!" Der Techniker sah in Swakeshs Richtung.
„Öffnung auf Null! 3, 2, 1, Entriegeln!"
Alle übrigen Besatzungsmitglieder hatten ihre Druckanzüge komplett angelegt, die Kommunikation erfolgte über die Sprechfunkverbindung.
„Prüfen Sie ihre Leuchtmittel am Helm!" Die Anweisungen von Swakesh klangen ruhig und routiniert, ganz so als würde er noch immer seinen Pflichtdienst beim Militär ableisten, den er schon seit einer Ewigkeit hinter sich gelassen hatte. Der Missionsleiter schwebte als Erster in Richtung Schleuse und verschwand in der Dunkelheit des unbekannten Objekts. Einer der Techniker blickte auf seine Brust und wandte sich an die Piloten. „Kommen die Bilder der Anzugkamera an?"
„Positiv, wir sehen einen langen, quer zur Schleusenöffnung verlaufenden Gang."
Swakesh wandte sich an die Techniker. „Wenn dieses Objekt so etwas wie eine Kommandozentrale besitzt, vermute ich, dass sie im vorderen Teil sitzt, aber ich kann mich auch irren. Wenn sie also Gegenvorschläge haben."
„Nein, schon ok, wir haben auch nur Vermutungen und diese Richtung ist ebenso gut wie die andere."
Der zweite Techniker leuchtete den Korridor aus. „Man, der Gang ist aber sehr geräumig, wenn ich daran denke wie eng wir im Narub sitzen. Also ich würde sagen, wenn es eine Mannschaft gibt, dann sind die ungefähr doppelt so groß wie wir, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand bei der Raumfahrt Platz zu verschenken hat."
„Haltet die Augen offen, da vorn kann ich so etwas wie Türen oder Schotts erkennen." Swakesh wies mit der Hand in die Richtung.
Der zweite Techniker fuhr fort. „Ich finde es merkwürdig, dass unser Eindringen keine Reaktion ausgelöst hat. Hier brennt kein Licht, ich sehe keine Notbeleuchtung und die Oberflächen des Gangs sind mit Raureif bedeckt, also entweder ist das Ding unbemannt oder es handelt sich um ein Geister- ..."
„KONTAKT!" Swakeshs Stimme klang gepresst, sein Herz raste und er starrte die fremde Kreatur mit aufgerissenen Augen an. Der Techniker hatte recht gehabt, diese Lebensform war knapp doppelt so groß wie er. Neben dieser großen weißhäutigen außercyrillischen Lebensform kam er sich beinahe wie ein kleines graues Männchen vor. Der Anblick faszinierte ihn, auch deswegen, weil die Kreatur offensichtlich einige Ähnlichkeiten zu seiner Spezies aufwies. Zwar war sie größer und besaß keine graue Haut, dennoch hatte sie Arme, Beine und langes Haupthaar. Unter dem blauen Anzug den sie trug, glaubte er die Konturen von Brüsten zu erkennen, offensichtlich handelte es sich bei den Fremden ebenfalls um Säugetiere.
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Areion - Das letzte Echo
Ficção CientíficaWofür opfern wir unsere Freiheit? Wer verteidigt eine Gesellschaft gegen ein skrupelloses Regime? Auf dem weit entfernten Planeten Cyrill erleben die Bewohner eine Krise und tiefgreifende gesellschaftliche Umbrüche, bis eine Entdeckung alles verän...