Kapitel 2-2: Kontakte knüpfen

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Die kleine Küche füllte sich mit dem Geruch von frisch gebrühten Kaffee, während Mary vor dem Kaffeeautomaten stand und wartete. Ihr Mimik wirkte leichter als gestern und entspannter, der erste normale Schlaf in diesem Jahrhundert war ihr anscheinend gut bekommen. Sie nahm die Tasse mit dem brühend heißen Getränk und ging aus der Küche raus. Kaleria war schon ein wenig neidisch auf die größere Unterbringung ihrer Chefin, aber Neid war ja etwas Positives für ihresgleichen, es bewegt dazu immer nach neuen Höhen zu greifen, wie zum Beispiel, einer besseren Unterbringung wie dieser. Gegenüber der Küche befand sich ein Büro, in dem eine Heerschar an Kartons stand, gefühlt mit Dinge aus Mary's Vergangenheit. Der Hauptraum sah dagegen aus wie ihr eigener, auf der einen Seite ein Wohnzimmer auf der anderen Seite ein Esszimmer.
„Wie lange brauchen Menschen zum wach zu werden? Gibt es ja nicht." beschwerte sich Kaleria, die mit genervtem Blick auf der Couch saß und ihren Fuß ein wenig wippen ließ. Sie trug wieder die menschliche Uniform vom Tag davor, während Mary, in einem Bademantel und Hausschlappen, die Tasse auf den Couchtisch stellte und sich dann neben sie setzte.
„Lass mich doch mit erst ein wenig einleben", meinte Mary ausgeschlafen und freundlich „Ich habe, bevor du kamst, fünf Minuten mit den Maschinen kämpfen müssen, bevor ich was Heißes zu trinken bekam!" Sie lehnte sich nach vorne und reichte Kaleria die heiße Tasse.
„Was soll ich damit, die ist noch glühend heiß! Wir haben keine Lippen, vergessen?" Man hörte ein klackendes Geräusch, als sie sich zur Erinnerung eine ihrer Krallen gegen ihre Gesichtsplatte tippen ließ. Sie ließ genervt ihre Kiefer klappern und fing an ihrer Armpanzerung zu kratzen. „Komm schon, wir haben noch genug zum Durchgehen, Waffen, Rüstungen, Schiffe, Aliens, Kultur ..."
Mit erhobenen Finger unterbrach Mary, Kaleria, „Eins nach dem anderen, erst Kaffee, dann Arbeit. Ich konnte gestern super schlafen, versau mir also nicht die Stimmung."
Kaleria hörte auf ihren Arm zu bearbeiten und lächelte innerlich, Mary musste ja nichts über die Schlaftablette in dem Getränk von gestern wissen. Nun war ihre Geduld aber erschöpft.
„Ich hab einen Zeitplan erstellt und ich will, dass dieser eingehalten wird. Trink fertig, zieh dich an, in fünf Minuten auf dem Schießdeck, Stockwerk drei." Sie stand auf und bewegte sich mit einem flotten Gang in Richtung Tür. Sie fragte sich nur abschließend, wann Mary mal sie härteren Saiten aufziehen würde. Wie bei einem Probeangriff, muss man auch bei anderen Wesen wissen, wie weit man gehen kann.

Die folgenden Tage versetzten Mary zurück in ihre Grundausbildung. Am ersten Tag verlangte Kaleria von ihr eine Sportprüfung und Untersuchungen nach menschlichen Militärmaßstäben, als sie diese bestand, kam die Sportprüfung des antianisches Militär. Dort konnte sie aber nur in ein paar Einzelabschnitten glänzten. Verschwitzt und atemlos ging es in eine kurze Pause und damit in die Dusche. Danach ging es weiter mit Theorie. Kaleria präsentierte ihre vorbereitete Waffenkammer, jede Waffe lag auch dem Tisch oder an den Schießständen. Das menschliche Standardsturmgewehr lag sogar auseinander gebaut auf dem Tisch in der Mitte. Es folgte Waffensachkunde, Testschießen und Erklärung der Neuerungen. Den gesamten restlichen Tag, verbrachte sie damit, sich von Kaleria Waffensysteme erklären zu lassen, vor allem der digitale Aspekt von neuen Waffen. Ihre Kopfschmerzen waren so schlimm als am ersten Tag, Migräne plagte sie beim Einschlafen und Alpträume während dem Schlafen.
Der zweite Tag begann mit Kaffee, einem Frühstück und denselben Sportprüfungen wie davor. Danach in der Theorie ging es um Ausrüstung und das Nutzen der digitalen Hilfsmittel im Kampf. Dort hatte Mary die größten Probleme, die der Augmented Reality Teile zu verstehen. Sie musste erstmal verarbeiten, dass Hologramme und Projektionen nun real sind. Dazu kommt, dass man jetzt mit ihnen in Echtzeit integrieren konnte. Diese Probleme warfen Kalerias Zeitplan durcheinander, da das Beibringen dieser Themen viel länger dauerte, als sie erwartete. Am Ende des Tages fiel sie abermals erschöpft und schlaff ins Bett. Die Kopfschmerzen, die sie seit gestern begleitete wurde über den Tag noch stärker, doch Kaleria musste davon nichts wissen. Es ist nicht an der Zeit Schwäche zu zeigen, sie selbst musste inzwischen auf die Zähne beißen, wenn sie das ganze fehlende Wissen verinnerlichen will. Auch wenn sie anscheinend Erinnerungen eingepflanzt bekommt hat, verblassen die schnell, wenn sie die fremden Erinnerungen nicht als ihre eigenen verinnerlichte.
Am dritten Tag waren der Anfang derselbe, diesmal ging es in der Theorie um Rüstungen und Exoskelette. Gerade als Mary die Zusatzausrüstung kontrollieren wollte, kam ein Geräusch von dem Zimmercomputer neben der Tür und es drang eine Stimme aus dem Gerät.
„Hey, wenn ihr fertig seid mein Schiff zu zerlegen wäre es nett, wenn Kaleria ins Cockpit kommen könnten. Wir wären dann an der Endstation angelangt." Mary legte enttäuscht den Handgelenkgranatwerfer zur Seite und blickte zu ihrer Lehrerin, die ihr grade das Helm HUD erklärte.
„Spaß vorbei, fürs Erste. Komm gehen wir." erklärte Kaleria knapp und schmiss den Helm in den Haufen Uniformen, die sich im Ecken der Ausrüstungskammer angesammelt hatte. Im Cockpit angekommen, dem nach Lederpolitur riechendem Reich von Takeo, wurden sie von diesem schon sarkastisch begrüßt.
„Hier wären wir Ladys, das Teslka-System mit dem gleichnamigen Planeten. Ach und seht ihr das vor uns, diese kleine absolut unbewaffnete Raumstation? Das ist der antianische Zoll, der eigentlich jegliches Einreisen, von nicht Antianer, unterbinden soll." Mary schaute auf den Bildschirm, der als Fenster diente, und sah eine riesige Raumstation, mit vielen Hangars und Geschütztürmen. Große Kampfschiffe, sowie kleiner Jäger patrouillierten den Parameter um die Station herum. Ganz oben, an der Spitze des Kommandoturms, mit seinen Antennen und Schüsseln, strahlte das antianische Wappen. Der Hologrammprojektor zeigte eine vergrößerte, grün strahlende Version der Station an, an welcher Mary sogar noch mehr Angriff- und Abwehrtürme entdecken konnte. Von Raketen, über normale Projektilwaffen bis hin zu Laserabwehremitter war alles dabei.
„So meine Liebe, wie willst du uns da durchbringen? Soll ich nett fragen, oder soll ich reizende Bilder von dir schicken?" Kaleria funkelte ihn böse an, hob die rechte Hand zur Drohung und zischte,
„Du kannst mir auch einfach das scheiß Headset geben und die Fresse halten." Sie nahm Takeo das Headset ab und verschwand aus dem Cockpit. Mary wendete ihren Blick von der Raumstation ab und wandte sich Takeo zu,
„Seid ihr eigentlich immer so nett zueinander?"
„Ach weißt du, es hört sich eigentlich nicht so an, aber wir verstehen uns schon gut. Anderes wäre ich wahrscheinlich Scheibenfleisch." Er lachte los und legte die Beine auf seine Steuerkonsole. „Weißt du, ich bin vielleicht ein wenig überheblich, aber nicht dumm. Aliens zu ärgern, die Krallen haben, ist eine doofe Idee, gerade wenn sie Zugriff zu Waffenkammer haben." Mary grinste und setzte sich in den leeren Kopilotensitz, danach warteten sie bis Kaleria wieder zurückkam.
Gerade als sie in einem Gespräch, über Raumschiffstechnik, vertieft waren, kam sie zurück.
„Sicherheitscode 3YX934KL. Beeile dich, der Code ist nicht lange gültig und ich will nicht wie ein Depp dastehen und mich da nochmal melden." Takeo tippte auf seiner Konsole herum und wurde positiv überrascht, was er mit einem selbstbewussten Lächeln beantwortete.
„Ok ich weiß nicht wie du das gemacht hast, aber hiermit sind wir auf den Weg nach Karakta." Er zielte mit der Nase des Schiffs aufs unendliche schwarz. Das schlanke Schiff begann zu beschleunigen, bis es die Geschwindigkeit zum Sprung erreicht und verschwand im Nichts.
Nun war vor ihnen alles schwarz und Takeo stand auf und streckte sich. „Wow, wir sind einer der wenigen Auserwählten, die in antianisches Kernterritorium dürfen. Ich weiß nicht, ob ich stolz sein sollte, oder nicht lieber umdrehen will. Soll ich überhaupt fragen, wie du es gemacht hast?" Kaleria huschte ein Lächeln über das Gesicht und zwinkerte.
„Frauen haben ihre Methoden und Geheimnisse. Komm Mary, ich zeig dir weiter die Technik und Ausrüstung dieses Jahrhunderts und wehe, du passt nicht auf! Takeo willst du uns begleiten? Wir bräuchten eine bewegliche Zielscheibe." Er schüttelte energisch den Kopf und deutete auf eine Narbe auf seinem Handrücken.
„Wie damals auf der 'Novaya Moskva' Raumstation? Ich verzichte gerne darauf." Er zog seine Uniformjacke und Schuhe aus. Es war eindeutig, dass er das Cockpit zum Schlafen bevorzugte. „Aber du hättest auch eine Narbe, hättest du nicht die Panzerplatten überall!" Die einzige Antwort, die Kaleria ihm darauf gab war ihre lange grüne Zunge, während sie Mary aus dem Cockpit rauszerrte.
„Fangen wir gleich mit was Leichtem an, mit einem Wettbewerb. Wer von uns beiden besser schießen kann, bekommt den nächsten Nachtisch. So lernen antianische Kinder schießen." Marys Miene zeigte sofort ihre Motivation „Zeig mir was du drauf hast Knochengesicht!"

2091: Die CryosoldatinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt