Die gedämpften, roten Strahlen des Sonnenuntergangs trafen auf die letzten übrig gebliebenen grünen Flecken im Wald. Die Regenwolken machten es den Strahlen schwer, ihr Ziel zu erreichen, was aber sowieso egal war, der Wald lag im Sterben. Regentropfen bahnten sich einen Weg nach unten, keine Blätter hielten sie mehr auf, nur noch wenig Widerstand war geblieben. Die Rinnsale des sauren Regens sammelten sich auf einer Plane und flossen seitlich ab, weiter in den Boden. Unter der Tarnplane lag ein verdreckter, schlecht gelaunter Antianer im Schlamm. Zwar hatte er die Plane so gespannt, dass sein provisorisches Loch, größtenteils trocken blieb, dennoch war er nass geworden. Sein Helm und Panzerung lagen neben ihm, während Waffen sicher auf ihm drauf lagen. Die Uniform, ehemals in einem Splittertarnmuster, war nur noch Braun, mit Akzenten von grünem Blut. Seine grünen Augen beobachteten, währenddessen, wie Schlamm zwischen seinen drei Zehen hervorquoll. Dabei wusste er, falls er das überleben sollte, würde er mindestens zwei Stunden brauchen, um den Dreck zwischen den Knochenplatten wieder herauszubekommen. Genervt ließ er den Kopf nach hinten fallen, was von einem Platsch gefolgt wurde.
Was für einen miesen Planeten hatte er nur erwischt? Nichts im Vergleich zu den schönen Wäldern von Antia, den sauberen Steppen oder den schönen Städten. Hier gab es nur Dreck, tote Pflanzen und große, stinkende Echsen. Wenn er das überlebte, wollte er versetzt werden, in eine andere Abteilung. Taktus Vakti'in der Echsenkenner war ein Spitzname, den er noch nie gemocht hatte.
Die Plane war von seiner Seite aus durchsichtig, belohnt wurde er dafür mit einem grauen Himmel und der Sicht auf mehr tote Pflanzen. Er wusste, dass er Rast machen musste, es wäre ein tödlicher Fehler, am Tag weiter zu marschieren. Die gorelianische Landpolizei war vielleicht schlecht ausgerüstet, aber Augen hatten sie dennoch. Aber in der Nacht, ja, da war die Chance größer, nicht entdeckt zu werden.
Langsam schloss der Antianer seine braunen Augenlider, er hatte sieben Stunden Zeit Schlaf zu bekommen, bevor die Sonne wieder unterging.Ein lautes Krachen hallte durch den Wald und Taktus hatte reflexartig schneller seine Handgelenkwaffen bereit gemacht, als er seine Augen geöffnet hatte. Es erleichtere ihm, dass er gen Himmel zielte und nicht in eine grässliche schuppige Schnauze. Doch der Krach ließ ihn aufmerksam werden, Panzerung und Helm waren schnell angezogen, sein persönlicher Schild war einsatzbereit. So traute er sich, seinen Kopf unter der Plane hervor zu strecken, um zu schauen, was vor sich ging.
Der Regen hatte aufgehört, hinterließ aber eine schlammige, kahle Landschaft, Bilder, die an das Ende der Galaxie erinnern. Rote Sonnenstrahlen fielen ihm ins Auge, so war er im Inneren froh, lang genug geschlafen zu haben. Als er sich um schaute, bemerkte er Bewegungen auf der anderen Seite des Waldes. Dank seines Helmvisiers konnte er das Treiben genauer beobachten.
Ältere antianische VTOLs landeten, doch stiegen keine erfahrenen antianischen Soldaten aus, sondern düster dreinblickende Gorelianische. Sie sprangen schon ab, bevor das Schiff überhaupt nur aufgesetzt hatte, rannten zu Positionen, verscheuchten die Landpolizei davor. An ihren Waffen und Kleidung, konnte man erkennen, dass sie Soldaten waren. Alles Reste aus antianischen Beständen oder billige Kopieversuche von diesen. Auch wenn jeder die Gorelianer als Volk zweiter Klasse ansah, sogar sie sich selbst, so durfte man nicht unterschätzen, wie gefährlich sie waren. Metallschuppen bedeckten den Körper, Krallen und Hörner machten sie im Nahkampf gefährlich und Nachtsicht half ihnen, antianische Agenten in der Nacht zu finden.
Wäre eine Schande an der Ausrüstung der eigenen Rasse zu sterben, war Taktus erster Gedanke bei dem Anblick und er begann sich Marsch fertig zu machen. Die Plane war schnell zusammengelegt und in seinem Rucksack verstaut. Zum Trocknen war keine Zeit, er musste sich beeilen, bevor die Soldaten ihre Aufmerksamkeit vom Basenbau auf die Suche verlagerten. Er überprüfte Waffen und Ausrüstung auf Funktion und hoffte, dass dem hochwertigen Sturmgewehr, das bisschen Feuchtigkeit nichts anhaben konnte. Nachdem er die Handgelenksraketenwerfer kontrolliert hatte, war er bereit für den Aufbruch. Planung ist alles in seinem Metier, weswegen, nach ein paar Fingerbewegungen auf dem ACom, die Dämmerung kurz wieder zum Tag wurde. Krachend fiel ein hoher Baum um und erwischte fast einer der VTOLs und zwei Soldaten, die aber schnell genug reagieren konnte. Während geschockte Echsen versuchten, das Feuer zu löschen und einander anschrieen, nutzte der Antianer die Gelegenheit, in die andere Richtung zu entschwinden.
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2091: Die Cryosoldatin
Science FictionMaria 'Mary' Schneider, eine hochdekorierte Soldatin, aus der Vergangenheit, muss sich nicht nur neuen Herausforderungen stellen, sondern auch einem neuen Leben. Das Jahr 1979, Kommandosoldaten einer geheimen Eingreiftruppe der UN werden von weitrei...