Die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden, als sich ein Schatten flink zwischen den dicken Bäumen bewegte. Dabei versuchte die Silhouette so getarnt wie möglich vorzugehen, was man am häufigen Deckung nehmen erkennen konnte. Mit einem tierhaften Sprung landete Taktus in einer Kuhle. In seinen Händen befand sich jetzt sein persönlicher logistischer Alptraum: eine Papierkarte mit Koordinaten und Anweisungen. Er kannte keinen Verwandten, der jemals mit so etwas arbeiten musste. Risse befanden sich an verschiedenen Stellen der Karte, herbeigeführt von Taktus' Krallen. Die Karte war nass, dreckig und kaputt nach seiner kleinen Reise aus der Basis. Aber wenn er sich nicht täuschte, war er am Ziel. Seine Rückenplatten berührten die Wände der Kuhle, und seine Muskeln entspannten sich. Jetzt musste er nur noch auf den Kontakt warten.
Die Zeit in der Rebellenbasis hatte Taktus gut gefallen. Die Gespräche mit den wenigen Intellektuellen waren interessant. Die Kinder waren interessiert an seiner Anatomie. Man konnte Minenarbeiter beobachten, die nicht fürchten mussten, dass es ihr letzter Einsatz war. Er hatte sogar die Chance genutzt, der Rasse anderweitig näher zu kommen – ein Angebot eine Gelehrte für Zwischenalienbeziehungen. Nach einer guten Portion Schlaf und dem fleischreichsten Essen seines Lebens wurde er in den Plan von Wexko eingeweiht. Und was für einer das war. Was er hier machte, war der erste Schritt.
Seine polierte Ausrüstung und gereinigte Uniform waren ein Ausdruck der Gastfreundlichkeit. Sogar sein Sturmgewehr hatte er wieder bekommen, befreit von jeglichem Schmutz. Auch wenn der Status seiner Kleidung bei diesen Gegebenheiten wieder dem von zuvor glich. Dank der Reinigung konnte er jetzt auch zwei gorelianische Soldaten durch sein Helmvisier erkennen. Durch seine Spionageausrüstung hörte er die Stimmen der beiden in seinem Kopfhörer.
„Scheiß Planet. Scheiß Antianer. Scheiß Auftrag. Ich will wieder Minenarbeiter knechten."
„Ist doch mal schön, außerhalb der Minenstadt zu sein. Frische Luft. Natur, die nicht im Arsch ist."
„Ach halt doch die Fresse du Moosschuppe. Geh doch Rinde fressen und geh mir noch auf den Sack."
Taktus erkannte, dass das nicht die Personen waren, nach denen er Ausschau halten soll. Beim Heranzoomen auf ihre Schädel erkannte er auch das Fehlen eines schwarzen Barretts, dem angeblichen Zeichen der ersten Luftlande Division. Genervt ließ er sich wieder in die Kuhle sinken. Ihm gefiel der Plan nicht, lag es alleine daran, dass er auf die Reptilien baute, die ihn vorher noch umbringen wollten. Taktus wünschte, er hätte die Chance gehabt, bei der Unterredung von Wexko und Raganik dabei zu sein. Hatte er schon immer Interesse an Politik und deren Verstrickungen gehabt, hätte er auch gerne gewusst, wie Wexko Raganik überreden konnte, ihm zu helfen. Der Plan war tollkühn und verrückt. Erst sollte Taktus Kontakt mit dem Schiff aufnehmen, das ihn retten würde. Das war noch der einfache Teil. Danach sollte er von Raganik verhaftet werden. Zusammen mit ihm und fünfzehn Mitgliedern der Luftlandedivision sollten sie dann von dem Planeten flüchten. Am Ende des Tages war das nichts anderes als Verrat, ein eher unübliches Verhalten von einer berühmten und berüchtigten Truppe. Doch Wexko schien Raganik zu vertrauen. Taktus vertraute beiden nicht, aber hatte er nicht wirklich eine Wahl. Nach dem Absturz des Flugzeuges wurde der Wald von der Armee umstellt. Die Rebellen haben ihre Kontakte genutzt und den Unfall auf Taktus geschoben. Sonst würde wahrscheinlich in dieser Minute eine Großoffensive auf die Basis laufen. Trotzdem war es Taktus nicht geheuer, mit Raganik zusammenzuarbeiten. Vielleicht nutzte er das Vertrauen nur aus, und er wird am Ende tot gefoltert in einem Keller verrotten.
Bewegung im Wald ließ seine Konzentration wieder auf das Hier und Jetzt lenken. Circa dreißig Antianer waren vor ihm, bewegte sich eine Zwei-Mann-Patrouille und das viel näher als die Letzte. Taktus schloss als Folge dessen die Augen, um mögliche Reflexionen zu verhindern, und hörte gebannt dem Gespräch zu.
DU LIEST GERADE
2091: Die Cryosoldatin
Science FictionMaria 'Mary' Schneider, eine hochdekorierte Soldatin, aus der Vergangenheit, muss sich nicht nur neuen Herausforderungen stellen, sondern auch einem neuen Leben. Das Jahr 1979, Kommandosoldaten einer geheimen Eingreiftruppe der UN werden von weitrei...