Taktus landete zuerst mit den Füßen und dann mit dem Gesicht. Sein Körper hatte keine Chance gehabt, das Taubheitsgefühl abzubauen. Von einer peinlichen Situation in die nächste, obwohl die Gorelianer um ihn herum sich nicht dafür zu interessieren schienen. Nach einer kurzen Massage und schnellen Bewegungen konnte er seine Gliedmaßen wieder benutzen. In der Zwischenzeit hatten einige Soldaten eine dicke Betonplatte aus einem Bodensockel gehoben.
"Eingang XZ-12. Leitern lassen sich im Huckepack so schlecht bedienen", zeigte Wexko mit seinen Krallen auf die Öffnung. Ein Befehl, den wohl jede Rasse verstanden hätte. Taktus näherte sich dem Sockel und schaute hinein. Es gab eine Betonröhre, Eisensprossen und alle paar Schritte ein schwaches Licht. Einladend genug für die betonliebende Rasse der Antianer.
Nach etwa 20 Antianer hatte Taktus wieder festen Boden unter den Krallen. Die abgestandene Luft und Feuchtigkeit ließen ihn etwas schwerer atmen. Der Sauerstoffgehalt des Planeten war bereits geringer als er es gewohnt war. Kurz darauf kletterten auch die restlichen Rebellen in den Gang hinab. Es waren weniger als zuvor an der Absturzstelle. Wexko übernahm wieder die Führung und führte die Gruppe durch schmale Gänge und Zwischenräume. Alles waren Betonröhren, massengefertigte Ware, wahrscheinlich einst für Abwasser genutzt. Angesichts des Geruchs war der Verwendungszweck nicht so weit entfernt. Nach weiteren Minuten des Wanderns öffnete Wexko eine Stahltür und sie betraten einen breiten Flur. Er war gut beleuchtet, gut belüftet und gut gepflegt, das komplette Gegenteil des vorherigen Röhrensystems. Taktus staunte nicht schlecht, als er kleine Gorelianer herumlaufen sah: Soldaten, die patrouillierten, dreckige Arbeiter, die ihr Essen genossen. Solch einen Anblick hätte er so tief unter der Erde nicht erwartet. Der Trupp löste sich auf und Taktus und Wexko waren nun allein unterwegs.
"Großbasis drei. Einer der seltenen Orte, an dem meine Rasse frei und friedlich leben kann", konnte Taktus schwören, einen Hauch von Stolz in der dunklen Stimme des Gorelianers zu spüren. Er konnte es nachvollziehen, da er bereits einige Minenstädte des Königreichs besucht hatte, natürlich im Rahmen von Entwicklungshilfe. Er sagte immer, dass sich nur etwas entwickeln könne, was bereits vorhanden sei. Die soziale Integrität der Rasse gehörte jedoch nicht dazu. Diese unterirdischen Gänge waren sauber, gepflegt und sogar dekoriert. Im Gegensatz dazu waren die Gänge der Minenstädte voller Unrat, Müll und vereinzelter Leichen. Taktus trug immer Atemmasken und Schutzbrillen, während keuchende Gorelianer ohne jegliche Schutzausrüstung in die Minen hinabstiegen. Die Rebellen schienen sich an zivilisierten Nationen zu orientieren: Die vorbeigehenden Arbeiter trugen Helme, ordentliche Kleidung und gutes Werkzeug. Taktus war verwundert, dass sie nicht mehr Rekruten hatten, denn dieses Leben war um ein Vielfaches besser als das Dasein in den Todesstädten. Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen und befand sich mitten in einer Gruppe von Kindern. Diese schauten das Alien mit großen Augen an und wedelten mit ihren Schwänzen. Ein Kind untersuchte sogar seine Knochenplatten auf dem Handrücken.
"Gefällt dir, was du siehst?", knurrte Taktus in seinem gebrochenen Lexikanisch. Eine unangenehme Sprache, die schnell zu Halsschmerzen führte.
Die Gruppe Kinder hörte augenblicklich auf, mit den Schwänzen zu wedeln, und rannte schreiend davon. Wexko trat näher, wieder mit einem tiefen Knurren in der Kehle.
"Habe ich etwas Falsches gesagt?", fragte Taktus sichtlich verwirrt und schloss sich wieder Wexko im Gang an.
"Nein, keineswegs", antwortete Wexko und verlangsamte seinen Schritt, um neben Taktus zu gehen. "Eines der Dinge, die wir den Kindern über Außerirdische beibringen, ist, dass sie uns verstehen, wir aber sie nicht. Nur Auserwählte besitzen ein Übersetzungsimplantat." Er tippte leicht mit seinen Krallen gegen seine geschuppte Halsseite, wobei ein metallisches Geräusch erklang. "Deshalb trugen sie gerade die Implantate. Keiner meiner Kameraden hätte auch nur eine Frage von ihnen verstanden." Sie gingen noch eine Weile, bis Wexko spontan etwas hinzufügte. "Oh, versteh mich nicht falsch, es war trotzdem eine nette Geste gegenüber den Kindern."
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2091: Die Cryosoldatin
Science FictionMaria 'Mary' Schneider, eine hochdekorierte Soldatin, aus der Vergangenheit, muss sich nicht nur neuen Herausforderungen stellen, sondern auch einem neuen Leben. Das Jahr 1979, Kommandosoldaten einer geheimen Eingreiftruppe der UN werden von weitrei...