Als die Spearhead in die Atmosphäre eintrat, sah sie aus wie eine riesige Sternschnuppe. Die starken Schilde verhinderten, dass sie beim Eintritt verglühten. Flankiert wurde ihr Eintritt von vier antianischen schweren Jägern, die im Formationsflug dem Schiff folgten. Durch die Flammen um die Rümpfe herum sah die Gruppe aus wie eine Streubombe, die sich in der Luft zerlegte.
Ohne Radar und andere Sensoren hätte man nichts anderes gesehen, als dicke Wolkenschwaden. Als diese durchbrochen waren, folgte dichter Schneefall und in dessen Hintergrund eine karge Tundra. Währenddessen befanden sich Mary und Kaleria an der großen Laderampe, unten im Hangar. Sie saßen in den Notsitzen, um nicht im Hangar herumzufliegen, solange sie eintraten.
„Achtung eine Durchsage" ertönte eine künstlich klingende Stimme über die Bordsprechanlage. „Die Außentemperatur beträgt -13 Grad, wir empfehlen Angehörigen der Gor'Lex, Menschen und Kalarianer dicke Kleidung zu tragen. Der Planet verfügt über eine erhöhte Schwerkraft, deshalb bitten wir auf die erhöhte Unfallgefahr Acht zu nehmen. Willkommen auf Karakta"
Mary warf Kaleria einen bösen Blick zu, was mit einem unschuldigen Arm kratzen beantwortet wurde. Über die Tage hatte sie einiges über die antianische Körpersprache gelernt und konnte sie nun relativ gut einschätzen. Nur hoffte sie, dass ihr das auch bei anderen Angehörigen der Spezies half.
Als das Vibrieren des Schiffes aufhörte, stand Kaleria aus ihrem Sitz auf und platzierte sich an der Rampe. Aus dem Boden waren Haltestangen ausgefahren worden, um einen sicheren Stand zu gewährleisten. Mary tat es ihr nach und platzierte sich rechts von ihr. Es war ein Trip ins Unbekannte, jedes Mal, wenn sie nachfragte, wurde nur gesagt, dass sie Vertrauen haben soll. Nach einem weiteren Moment spürte Mary die Kräfte der Landung. Erst wurde sie durchgeschüttelt, danach kam ein mehr oder minder weicher Aufsetzer, gefolgt von Stille, als die Motoren sich abschalteten. Sie sah Kaleria an, hoffte auf eine Reaktion, aber diese blieb aus, jedoch stand auch sie jetzt da, wie der antianische Admiral davor. Plötzlich öffnete sich die Rampe vor ihnen mit einem Zischen und fuhr langsam nach unten. Eiskalte Luft und dicke Schneeflocken flogen Mary ins Gesicht und zerzauste ihr die Haare. Als sich der Blick ihrer Augen an das helle weiß gewöhnt hatten, sah sie alles, was vor ihr war. Berge am Horizont, eine Tundra um diese herum und ungefähr ein Dutzend Gewehrläufe, die ohne Zweifel auf sie gerichtet waren.
„Hände nach vorne strecken. Der Mensch soll mit seinem Kontaktantianer heraustreten. Keine plötzlichen Bewegungen." schrie eine ungesund klingende Stimme, den beiden Besucher entgegen. Mary konnte nicht ausmachen, wer dies rief, aber sie befolgten die Befehle ganz genau. Als sie die Rampe langsam aber stetig hinunterschritt, sah sie erst das gesamte Ausmaß der Situation. Sie waren umzingelt von zwei Dutzend Antianern, alle visierten sie an. Zwei riesige, im Felsen versenkte Geschütztürme visierten das Schiff direkt an. Die Landeplattform befand sich an einem gigantischen Felsvorsprung, hätte Mary Höhenangst, wäre sie beim Anblick der unglaublichen Tiefe, bestimmt in Ohnmacht gefallen. Der Wind blies eisig von der Seite und sie fror schon nach ein paar Sekunden, außerhalb des Schiffes.
Als sie beim antianischen Truppführer angekommen waren, nahm dieser sofort die Acoms der beiden in Gewahrsam. Dort wurde sie ohne Vorwarnung ziemlich grob abgetastet, hätte ein Mann sie jemals so angefasst, hätte er sofort einen Abdruck im Gesicht gehabt. Danach schubste man sie wieder nach vorne zu dem Truppführer.
„Ritka, Osku, bringt die beiden in den Untersuchungsraum. Jedes Loch checken, dann durchleuchten und testen." bellte er in die Runde und die zwei Angesprochenen begannen sich zu bewegen. Mary war absolut sicher, dass der Tag nicht schlimmer kommen konnte, als von zwei Klauen besetzten Armen die Tierarztbehandlung zu bekommen.
Doch noch bevor die beiden sie berührten, öffnete sich der Fels vor ihnen. Ein getarnter Personalaufzug tat sich auf, in dem nur eine Person stand. Ein großer Antianer in einer schwarzen Uniform, die nur von einem roten Band am Arm geziert wurde. Die dunkelgrauen Knochenplatten ließen ihn unglaublich alt wirken, ein ähnlicher Effekt, den sie auch bei Kaleria hatte. Alle anwesenden Soldaten schreckten auf und salutierten, wie es auch Kaleria in der Raumstation gemacht hatte. Ohne selbst zu grüßen, ging er auf die beiden Besucher zu und griff ohne zu fragen nach Marys Gesicht. Er hielt ihren Kopf zwischen den drei Finger, wobei er nicht darauf achtete, ob seine Krallen sich in die Haut rein bohrten. Er war mindestens zwei Kopf größer und musste nach unten schauen, um sie kritisch zu beäugen. Von beiden Seiten, suchten seine smaragdgrünen Augen erst ihr Gesicht ab, dann ihren Körper. Er schien eine Antwort zu suchen, die er aber anscheinend nicht fand. Er ließ ihr Gesicht mit Schwung wieder los und gab dem Antianer hinter ihr ein Zeichen. Tief in ihrem Inneren, erwartete sie einen stumpfen Schmerz im Hinterkopf, oder ein Brennen, zwischen den Rippen, aber es passierte nichts davon. Das Kommando verstand sie erst, als der Antianer den Mund aufmachte und sie nur wieder diese harte Sprache aus Tönen und Klackern hörte. Sie war ausgesperrt worden, ohne dass sie es auch nur merkte. Ohne Universalübersetzer konnte sie ihnen nicht folgen, ihre Kenntnisse in Körpersprache halfen ihr auch nicht, irgendwas zu verstehen.
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2091: Die Cryosoldatin
Science FictionMaria 'Mary' Schneider, eine hochdekorierte Soldatin, aus der Vergangenheit, muss sich nicht nur neuen Herausforderungen stellen, sondern auch einem neuen Leben. Das Jahr 1979, Kommandosoldaten einer geheimen Eingreiftruppe der UN werden von weitrei...