Twenty six

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Ich konnte es nicht fassen. Es dauerte furchtbar lange, bis ich verstand, dass ich nicht schlief oder den Verstand verloren hatte, sondern das sie es tatsächlich geschafft hatten zu fliehen.

Und nun stand ich vor der Mauer, geschockt und mit müden und überanstrengten Knochen und bekam nur noch schlecht Luft, wegen der Tränen die ich mit Mühe und Not versuchte zu unterlassen, die vor lauter Verzweiflung und Schock versuchten hervor zu treten.

Während ich Thrase kalt dabei beobachtete, wie er sich vor lauter Freude und Erleichterung einen Ablachte und dankbar zum Himmel hinauf sah, nachdem seine strahlenden Augen die anderen beiden Jungs, die staunend zu ihm blickten und vor Erleichterung tief aus atmeteten, ansahen, verstand ich die Welt nicht mehr.

Die Welt war so unglaublich unfair. Ich war nicht mal mehr eine Haaresbreite von meiner Rettung entfernt, war kurz davor wieder meine Eltern, die wahrscheinlich gekränkt und besorgt ständig bei der Polizei anriefen, in den Arm zu nehmen und kurz davor wieder ein normales Leben zu führen, ohne in ein Labor geschleppt werden zu müssen.

All meine Hoffnung und all mein Ehrgeiz war zerplatzt. Ich kniff meine Augen fest zusammen und rutschte in die Hocke, wobei mein Rücken an der Mauer entlang glitt und mich schürfte, versuchte dabei aber möglichst nicht schwach auszusehen, geschweige denn zu weinen.

Doch es ging nicht.

Prompt schluchzte ich laut auf und daraufhin kamen widerwillig tausende Tränen nach und ein Wimmern durchfuhr mir immer wieder.

Warum wurden sie nicht gefasst? Warum war das Glück auf ihrer Seite?

Schnell und beschämt hielt ich meine freie Hand vor mein rotes Gesicht, da die eine Hand immer noch von Leonard festgehalten wurde, dessen Griff aber seitdem die Polizei vorbei gefahren ist, deutlich lockerer wurde.

Die vielen dicken Tränen, die mir viel Kraft kosteten, glitten meine glühenden Wangen hinunter und stoppten an der Innenseite meiner Hand. Das Gelächter der anderen zog mich immer tiefer in die Traurigkeit und in die Wut.

Die Welt um mich herum kam mir in diesem Moment schwarz, dunkel und bösartig vor, als wäre man nicht hier um zu leben, sondern um zu überleben, wegen der Menschen die alles dafür taten einem das Leben zu versauen. In diesem Fall die drei Jungs.

Und trotzdem mochte ich Thrase, aber ich wollte nicht. War ich vielleicht krank, psychisch so am Ende, dass ich mir einbildete er sei nett? Wollte ich mir vielleicht einfach nur einreden, dass er doch noch ein Herz in sich trug und in Wirklichkeit ein netter Mensch war, der Mitleid hatte?

Doch es bewies sich mehrere Male, dass es so war! Das konnte nicht bloß von mir kommen, schließlich hatte Thrase sogar seine Freiheit, sein Leben für Finn aufs Spiel gesetzt, ohne auch nur zu zögern, da muss er doch in Ordnung sein!

Ich will es bloß nicht wahr haben, dass er mein Feind ist, dass er das alles macht für Geld und ein Monster ist.

Vor lauter Weinen bemerkte ich gar nicht, das das Lachen von Thrase mittlerweile erstickt war und ich seine Körperwärme plötzlich nah an mir spürte, während alle beide um uns herum ebenfalls schwiegen.

Panisch, dennoch lustlos und trotzig nahm ich meine durchnässte Hand von meinem Gesicht weg, zitterte bloß noch mit den Lippen, da ich nun versuchte mein Weinen einzustellen und kalt zu wirken.

Thrase hockte direkt vor mir und sah mich mit seinen quietsch grünen Augen bekümmert und traurig an. Jegliche Freude war aus seinem Blick verschwunden, er schien nachzudenken, während er schuldig und auf die Lippe beißend, vorsichtig nach meiner Hand griff.

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