Twenty Three

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Thrase Blick nahm Erschöpfung an, was ich daran erkannte, dass seine Gesichtszüge jegliche Anspannung verloren. Sein schnaufendes Ein- und Ausatmen legte sich etwas und er stellte sich wieder aufrecht hin, um seinen Kopf in den vor Anspannung verschwitzten Nacken zu legen.

Als er das tat, bemerkte ich, dass auf seinem Arm eine große Fläche seiner leicht gebräunten Haut abgescharbt- und drum herum mit blauen, beinahe lilanen Flecken verseht war. Die Wunde blutete nur leicht, doch ich konnte sehen, beinahe selber spüren, wie sehr diese Wunde brannte.

Ich kannte sowas schließlich. Damals im Sportunterricht, hatte ich sowelche Wunden oft am Knie und obwohl sie nach nichts aussahen und auch nichts Schlimmes waren, brannten diese unheimlich.

Aber woher hatte er diese Wunde?

"Okay.", hörte ich die mittlerweile vertraute Stimme von Thrase, die trotz der aussichtslosen Lage bestimmt und kraftschöpfend war und mich aus meinen Erinnerungen wieder in die kalte und enge Gasse führte," Finn? Leonard? Sucht nach anderen Auswegen hier."

Während er das so leicht und einigermaßen sortiert von sich gab, sah ich an seiner Haltung, an seinen Augen, dass er alles andere als ruhig und besinnt war.

Man merkte ihm an, dass er am liebsten aufgegeben hätte, sich hinsetzen wollte und er alleine in ruhe Schweigen wollte. Er war total verzweifelt, nicht wie Leonard und Finn, die noch krampfhaft die Umgebung begutachteten in der Hoffnung ihnen würde noch wie aus heiterem Himmel die Fluchtidee einfallen und vor lauter Adrenalin förmlich platzten in meinen Augen.

Nein, in Thrase spiegelte sich die pureste Hoffnungslosigkeit, da er einsah, dass es kein Entkommen mehr gab.

Mir wurde bewusst, dass sie so gut wie keine Zeit mehr hatten und es auch keinen Ausweg mehr gab, doch Freude empfand ich nicht. Ich war einfach leer und bekam nur wenig von ihren suchenden und überrumpelten Blicken mit.

Was wohl gerade in Finn und Leonard vorging? Wahrscheinlich hatten sie den Adrenalinkick ihres Lebens, während ich alles unerklärlich ruhig beobachtete.

Sie hatten keine Chance mehr. Diese Gleichgültigkeit und Erleichterung machte meinen Körper offensichtlich so ruhig, trotz der unglaublichen Anspannung die in der Luft lag und zu zerreißen drohte.

Ich konnte schon die Stimmen der Polizei Männer ausmachen und wie die einzelnen Menschen aus ihren Häuser kamen und überfordert Wörter hinaus plapperten. Leonards und Finns Blick wurden immer hektischer und die Schweißperlen die wegen des Drucks aufkamen, wischten sie sich unkontrolliert weg.

Ich konnte das Ticken der Uhr, die unser Schicksal bestimmte, förmlich hören und in dem sich auf der Lippe beißenden Thrase erkennen.

Bald war ich in Sicherheit. Nur noch Minuten und Meter war meine Rettung entfernt.

"Leute?", kam es plötzlich aus Finn geschossen, der angestrengt nach oben blickte,"Ich glaube ich habe eine Idee!"

Vollkommen verwundert sahen Leonard, Thrase und ich gleichzeitig mit einem kräftigen Ruck zum überlegenden Finn herüber, der seine Arme angespannt hinter seinem Kopf verschränkte, bevor er uns verriet was er sich ausmalte.

"Auf dem Dach ist eine Leiter! Einer von uns klettert nach oben und lässt die Leiter runter, sodass wir mit viel Glück vielleicht einen Weg auf die andere Straßenseite finden können und entkommen."

"Aber man sieht uns doch sofort, wenn wir auf dem Dach herum stolzieren!", kritisierte Leonard spöttisch Finns Plan, kurz nachdem dieser ihn aussprach und fuhr sich gehetzt durch seine mattbraunen Haare.

"Nicht unbedingt.", verteidigte sich Finn mit scharfem Blick, "Vor dem Haus hier stehen teilweise Bäume, sodass wir an manchen Stellen durch das Gestrüpp nicht zu sehen sind. Wir müssen nur leise sein, vor allem derjenige, der zuerst irgendwie hoch klettert und die Leiter runter lässt."

"Was, wenn es keinen Weg nach unten gibt?", hakte Leonard erneut ein.

Nun drehte sich Finn zu diesem verärgert um und sah ihn direkt in die erschöpften Augen, sodass Leonard bemerkte wie unnötig und zeitschändernd seine Frage war.

"Haben wir Pech gehabt. Was sonst? Wer klettert hoch? Thrase, du?",entgegnete Finn, zwischen den Gesprächen der Leute und den Polizisten die vermeintlich nah zu entnehmen waren.

Ich sah nun noch immer fassungslos darüber was sie vorhatten, hinüber zu Thrase, der nun seinen intensiven und konzentrierten Blick von dem dreckigen, angefeuchteten Boden entwich und ehrgeizig zum Dach hinauf starrte, der so wie ich feststellen musste, nicht all zu hoch war.

Einen moment zögerte er, bevor er zielstrebig und noch immer leise antwortete: "Einen Versuch ist es ja Wert."

Kaum wurde der Plan ausgesprochen, fing nun auch mein Herz auf einen Schlag vor lauter Aufregung und Angst, dass sie es schaffen könnten rasend schnell an zu pochen.

Die nächsten Momente passierten unglaublich schnell.

Gehetzt, dennoch leise ging Thrase mit dem panischen Leonard nah zur Wand des Hauses, während Leonard seine Hände schüsselförmig machte, bevor er sich nochmal den Schweiß vor der Stirn wegwischte, und leicht in die Hocke ging.

Thrase legte seinen Fuß auf dessen Hände und nickte, woraufhin Leonard mit aller Kraft Thrase hochhob, sodass dieser so gerade eben sich an den alten und nicht stabil aussehenden Dachziegeln halten konnte und sich angestrengt versuchte hoch zu ziehen, unter dem stürmischen Geatme, dass er versuchte leise zu halten.

Ich hörte schon die Fragen der Polizisten und wie ihre Stimmen immer lauter und näher zu werden schienen.

Thrase, der noch immer dabei war seinen Körper hochzuziehen, schaffte es nun mit Not seinen Oberkörper auf die brockligen Ziegel zu legen, wobei er kurz inne hielt, bevor er nun auch seine Beine hinauf beförderte.

"Mach doch... mach doch...!", hörte ich Leonard neben mir flüstern mit ungeduldigem Ton, doch eher zu sich selbst redent.

Mein Bauch hob und senkte sich aufgewühlt und gehetzt. Ich betete, die Polizisten würden Thrase auf dem Dach sehen, obwohl ich auf unerklärliche Weise auch Angst vor dem Moment hatte.

In mir herrschte das reinste Chaos aus Angst, Verwirrung und Hoffnung.
Als Thrase nicht mehr zu sehen war rutschte mir das Herz förmlich in die Hose vor Angst, dass er es schaffen könnte. Warum musste denn auch ausgerechnet dieses Haus eine Leiter befestigt haben, die eigentlich für Schornsteinfeger und nicht für Verbrecher die zu Flüchten versuchten gedacht waren, sein?

Ungeduldig hin und her trapsend legte ich eine kletschige und stumpfe Haarsträhne die ich nervös hin und her pustete, hinter mein lauschendes Ohr.

Nach wenigen Sekunden hörte ich ein metallisches Klappern. Konnten die Polizisten das nicht vielleicht hören? Die Gespräche verstummten jedenfalls nicht. Verdammt.

Ich kniff kurz meine Augen zusammen und wünschte mir ganz fest, die Polizisten würden nach oben sehen, doch als ich sie wieder öffnete, sah ich bloß eine schwarze Leiter die vorsichtig nach unten gehalten wurde, Finn entgegen nahm und die Enden der alten Leiter auf den schwarzen Boden stellte.

Die Schritte der Polizei kamen immer näher und ich könnte schwören, dass sie genau vor dem Zaun standen und in das Dunkle sahen.

Die grünen, mittlerweile wieder selbstbewusst strahlenden Augen von Thrase blickten auffordernd zu uns hinunter und her wedelte mit der Hand gehetzt zu sich rüber.

Mit einem kräftigen Stoß wurde ich von Leonard Richtung Leiter geschubst, weswegen ich fast den Halt verloren hätte und gegen die harte Mauer des Hauses gefallen wäre.

Als ich mit vor Aufregung stark zitternden Händen nach den kalten Stäben griff, schluckte ich noch, wobei mein trockener Hals auf brannte.

Mir blieb nichts anderes übrig, als zur Möglichkeit des Fliehens zu klettern. Und somit in die Hände von Thrase, die mein Leben zerstören könnten.

→Hey! :) Ja ich weiß, das Update kam ein Tag später als angekündigt, aber ich hab es einfach nicht rechtzeitig geschafft, tut mir wirklich leid! ":( Und morgen ist wieder Schule... ._. Wer leidet mit mir? ): xD

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