Thirty Two

1K 62 22
                                    

Finn pov

Finn sah müde auf die etwas bergigere Landstraße hinaus und rieb sich mit seiner verletzten Hand, die unordentlich verbunden worden war, über das müde Gesicht.

Er musste sich konzentrieren, aufmerksam auf die Straße gucken und das bereitete ihm ungehörige Kopfschmerzen, die ihm die Nerven raubten. Alles raubte ihm den Nerv.

Die Stille in dem Auto die nun schon seit mehreren Stunden zu spüren war und die leise, schlummernde Vibration des Autos, machte ihn noch müder. Bleib wach.

Zur Ablenkung sah Finn zu Thrase hinüber, der gerade damit beschäftigt war von dem Rückspiegel aus Loreen beim schlafen zu beobachten, mit diesem sanften und gedankenverlorenem Blick, den Finn überhaupt nicht bei ihm mochte.

Vor Wut drehte sich sein Magen förmlich um, denn es war vollkommen offensichtlich, schon vom ersten Moment an, als sie das Mädchen aussuchen mussten und Thrase anhielt, dass er vollkommen in sie verliebt war.

Ja, Finn war sich sicher, dass es nicht bloß Schwärmerei und Sympathie für Thrase war, er mochte sie sehr und er war sich relativ sicher, dass es ihn eigentlich in der Hinsicht kein bisschen gestört hätte, nein vielleicht hätte er sich sogar für ihn gefreut, wenn er sich nicht so verdammt sicher wäre, dass Thrase deswegen Scheisse bauen könnte.

Was, wenn er schon längst mit dem Gedanken spielte, das Mädchen frei zu lassen oder sich der Polizei stellte? Wenn er merken sollte, dass Thrase sowas im Sinn hatte, musste er es unbedingt verhindern, sonst würde er nicht nur sein Leben damit versauen, sondern auch das von sich selbst. Schnell, aber vor Müdigkeit nicht mehr zappelig, blickte der blonde Junge zurück auf die Straße, die nur durch die Scheinwerfer des Autos zu sehen waren.

Bleib wach!

Wie weit würde er gehen, um zu verhindern, dass Thrase Loreen doch half zu fliehen und sie somit das Geld nicht bekommen sollten? Würde er ihn sogar... er sah nochmals hinüber zu seinem Freund und schüttelte den Gedanken schnell und wütend über sich selbst ab. Unmöglich, allein dafür, dass er überhaupt darüber nachgedacht hatte, könnte er sich schon wieder ohrfeigen.

Du bist krank, du würdest soweit gehen.

Die Stimme war wieder da. Die Stimme, die ihn bestimmte, die das aus ihm machte, was er schon immer zu sein schien: Ein Psychophat. Diese Beleidigung hatten sowohl schon seine Eltern, als auch Thrase, Schulkollegen, Lehrer, Leute auf der Straße und die nervigen Nachbarskinder ihn gegen den Kopf geworfen.

Doch diese liebliche, zugleich reizende Stimme war diesmal weit in den hintersten Gedanken seines Kopfes gekrochen und gab kein Laut mehr von sich, sodass Ruhe in seinem Kopf herrschte, schöne Stille.

Nur ganz kurz die Augen schließen, ganz kurz...

----------------------------

Thrase pov

Obwohl es nun schon mehrere Stunden her war, dass die Leute beinahe die Polizei gerufen hatten, war Thrase noch immer unruhig und seine Gedanken durcheinander, schon fast ängstlich.

Es durfte nicht nochmal sowas passieren. Er schaute nun schon seit Stunden Loreen dabei zu, wie sie so tat, als würde sie schlafen, mit einem leichten Lächeln auf den trockenen Lippen, die an manchen Stellen schon offen war, da er durch die ganze Nervosität die letzten Tage darauf rum kaute. Da glaubte sie doch tatsächlich, er würde es nicht bemerken, wie sie ständig ihre Augen ein ganz kleines bisschen öffnete und dann schnell wieder schloss.

Was wohl alles in ihr vorging? Nein, er wollte es gar nicht wissen, denn all diese schrecklichen ängstlichen Gedanken über ihre Zukunft, über ihr Leben, waren bloß seine Schuld und das machte ihm furchtbar zu schaffen.

AbductionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt