Twenty Nine

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Thrase pov

"Ok, komm steig ein. Und beeil dich, sonst kommen wir wieder zu spät.", sage ich und warte darauf das der blondhaarige Junge, der noch den letzten Zug seiner Zigarette nahm, einsteigt.

"Seit wann interessiert es dich, ob wir zu spät kommen?", ist daraufhin die kurze Entgegnung von Finn, der nun ohne mich eines Blickes zu würdigen, nachdem er die Zigarette zu Boden warf und platt trat, sich neben mich setzt und die Tür zu macht.

Nachdem ich nun seufzend den Motor startete und los fuhr, blicke ich kurz zu dem zappeligen Jungen, der wieder auf und ab mit dem Bein wackelt und antworte, wieder auf die Straße blickend:

"Wenn ich die Mathearbeit wieder verkacke, bleib ich sitzen und ich hab da kein Bock drauf.", erwidere ich bloß knapp, während ich an der roten Ampel hielt. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Finn nachdenklich nickt und auf die Uhr guckt.

"Dann würde ich an deiner Stelle auf's Gas treten, in 10 Minuten fängt die Schule an. Ist das der Wagen von deinem Vater, oder woher hast du den?"

"Ja."

"Weiß er davon?"

"Nop."

Nach dieser Antwort höre ich ein vergnügtes Lachen, woraufhin ich aufgrund der Art des Lachens, ebenfalls breit lächeln muss,  obwohl damit gar nicht zu spaßen ist, wenn ich ehrlich bin. Ich hatte mir, da mein Vater für 1 Woche bei seiner kranken Mutter ist, sein Autoschlüssel "geborgt", da ich es nicht mehr aushalte noch ein Jahr darauf zu warten, die Prüfung zu machen.

Außerdem, was soll schon passieren? Ich kann doch fahren, ob nun mit 16 oder 17, mit Führerschein oder nicht, das macht doch sowieso kein Unterschied. Aber eins steht fest, wenn mein Vater herausbommen sollte, dass ich seinen Wagen fahre, hätte ich bei ihm vollkommen verloren.

Ich hab schon genug gewagt, durch die ständigen blauen Briefe, dem häufigem zu spät nach Hause kommen und durch die Kommentare die ich ablies, wenn meine Eltern sich wieder darüber stritten, wer was bei der Erziehung von mir falsch gemacht hat. Wie oft sagte er schon, ich soll auf mein Zimmer gehen?

Wie oft hat er mich tagelang ignoriert anstatt mit mir zu reden? Wie oft sagte meine Mutter schon, ich soll es ihnen nicht so schwer machen? Und wie oft habe ich mir schon gewünscht, einfach auszuziehen?

Doch wie soll ich das jemals können, wenn wir so wenig Geld haben, dass wir manchmal noch nicht mal unsere Schulden bezahlen konnten und ich zudem auch noch schlecht in der Schule bin?

Ich muss mich mehr anstrengen!
Um endlich meinen eigenen Weg gehen zu können, ohne Eltern die meinen, einen kontrollieren zu müssen und bei Verwandtschaft einem vorschreiben sich anders zu verhalten, als man eigentlich ist.

Sie meinen, über mein ganzes Leben bestimmen zu müssen.

Ist doch alles scheisse.

"Thrase?", holt mich die laute Stimme meines besten Freundes wieder aus meinen wutgetränkten Gedanken, "Es ist schon lange grün,Vollidiot."

Benommen über meine Tagträume trete ich auf das Gas, sodass der Wagen sich ruckelig wieder in Bewegung setzt.

"Hattest du wieder Stress mit deinen Eltern, oder warum bist du so still?" Kurz sehe ich hinüber zu Finn, der seinen Arm an die Fensterscheibe lehnt und seinen Kopf an der Hand abstützt, wobei seine Gestalt schattig und verdunkelt ist, durch die Sonne die gegen ihn scheint, sodass eine Lichtstrahl den Rand seiner Gestalt wie ein Heiligenschein beleuchtet.

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