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Ich werde - ob es gut oder schlecht ist, sei mal nebenher gestellt - aus meinen Gedanken über die Familie Senju gerissen als ich neben mir ein leises Schluchzen vernehme. Es bereitet mir sofort eine Gänsehaut, denn ich weiß ganz genau, dass dies von Ryoko kam. Wenn es eins gibt, was ich an Mito mag, dann dass sie mir solche Momente abnehmen kann. Okay, ich gehe auch immer einfach, aber jetzt? Ich werde wohl kaum meine kleine Schwester bei einer Gruppe von... - ja, was sind sie eigentlich nun? Verrückte? - jedenfalls nicht bei dieser Gruppe lassen. Ich wende vorsichtig den Blick in der Hoffnung ich habe mir dieses Geräusch nur eingebildet, da ich langsam paranoid werde, doch kaum schaue ich in Ryokos erweiterten Augen, da schluchzt sie erneut und mir fährt ebenfalls sofort ein weiterer Schauer über den Rücken.

Ich weiß absolut nicht, was ich jetzt tun soll.
A : So tun als hätte ich nichts mitbekommen, was ich für das einfachste halte.
B : Sie trösten. Oder es zumindest versuchen... aber wie?
C : Überrascht tun und den Senju Brüdern sagen, dass es ihr nicht gut geht, so dass sie Mitgefühl an meiner Stelle zeigen. Klingt irgendwie gefährlich.

Bevor ich meine Optionen überhaupt alle durchdacht habe, folge ich meinem ersten Impuls und streichle meiner Schwester, die übrigens neben mir sitzt und sich so klein wie möglich macht auf dem Stuhl, sanft über den Kopf. Als ich ihr durch die Strähnen fahren will, bemerke ich, dass sie ihre Haare morgens wohl nicht vernünftig gekämmt hat. Das ist nicht gut, ihre Haare verknoten doch immer so schnell...

Es ist ein zeitgleich beruhigendes wie auch schmerzliches Gefühl sie so nah an mir zu wissen. Sie ist kurz davor zu heulen und ich tue hier so als würde es ihr irgendwie helfen ihr über den Haaransatz zu streichen. Deswegen ist es mies genug eine kleine Schwester zu haben. Drei jüngere Brüder... wäre es wer anders und nicht Hashirama, dann würde er mir leid tun.

Doch ehe ich mich versehe, klettert Ryoko rüber auf meinen Schoß und schlingt ihre Arme um meinen Oberkörper, während sie ihr Gesicht in mein Shirt drückt. Ich spüre wie schwer sie atmet, mir ist ganz warm und ich vergesse zwischenzeitlich selbst Luft zu holen, so überfordert bin ich einen Augenblick lang. Und da mir wieder nichts einfällt, was ich jetzt tun sollte, tue ich, was ich denke, das normale Menschen tun würden.

Ich versuche die Blicke, der vier Brüder zu ignorieren, streichle meiner Schwester über den Rücken und versuche sie mit Sätzen wie "Es ist alles gut" abzuspeisen. In mir flammt gerade eine unfassbare Wut auf, wenn ich sie auch für den Moment unterdrücke. Ich möchte nur noch gerne jemandem den Hals umdrehen, mehr verlange ich doch gar nicht. Okay, allen vieren wäre natürlich bestimmt ebenfalls ganz gut. Das reicht dann aber auch als Kraftaufwand für einen Tag. Doch leider ist das hier die Realität und man kann sich nicht spalten, um mehrere Aktionen zeitgleich durchzuführen. So gerne ich das manchmal auch tun würde.

Widerwillig werfe ich doch einen hilfesuchenden Blick zu den Senju, doch die sehen uns nur ruhig und abwartend an. Mit einer Mischung aus Besorgnis, Rührung und Tobirama. Das wärs, wenn man Tobirama vom Gesicht ablesen könnte, was er gerade denkt und fühlt. Wahrscheinlich könnte der auch bei einer Operation ohne Betäubung still daliegen und stumm ohne mit der Wimper zu zucken ins Licht schauen. Eine interessante Frage, die wir wann anders klären.

Ich greife Ryokos Handgelenke und drücke meine Schwester langsam von mir weg. Ich glaube nicht, dass ich überhaupt das Recht habe sie so zu trösten. Als ich versuche sie wieder auf ihren Platz zu bewegen, versuche ich gekonnt wegzusehen. Irgendwohin, wo ich nicht von Augenpaaren angestarrt werde. Es sind zwar nur fünf Leute... aber fünf, die mich unentwegt anstarren. Schon alleine der Gedanke an ihr gleich vermutlich tränenverschmiertes Gesicht sorgt für einen Stich in meinem Herzen.

Mein Herz schlägt so doll, dass ich in dieser Stille beinahe das Gefühl habe, das Pochen würde den ganzen Raum erfüllen. Natürlich ist dem nicht so, doch ich kriege meinen Herzschlag nicht beruhigt und höre diesen sogar wie ein Echo in meinem Kopf.

Zudem starre ich immer noch nach bester Möglichkeit woanders hin als in die Augen der Anwesenden, was in diesem Fall einen starren Blick auf das Tischbein bedeutet. Dort sind einige sehr spannende Kratzer. Ob die wohl vom Möbelverschieben kommen? Dann hat man schließlich auch manchmal solche Ratsch Spuren, da sie die Teile gegenseitig was zufügen.

Dann öffne ich den Mund ohne zu wissen, was ich vorhabe zu Sagen, daher bin ich selbst etwas überrascht, dass nun nicht eine Welle von Schimpfwörtern auf die Jungs niederprasselt. Stattdessen bleibe ich ganz ruhig und frage "Du heißt also Itama Senju?"
Er nickt unter den Blicken seiner Brüder anscheinend etwas nervös, doch hat mich eigentlich noch nie wirklich interessiert, wie es anderen geht. Da kann auch wem das Dach auf den Kopf fallen und es würde mich immer noch nicht interessieren. Dementsprechend ungerührt rede ich auch und das mit meiner Schwester ist die einzige Ausnahme, welche mir gerade einfällt.

Ich atme aus und fasse mir genervt an die Schläfen und murmele als Antwort ein "Darauf hätte ich auch schon früher kommen können."
Alle Kommentare, die ich eigentlich danach noch mit draufhauen wollte, konnte ich mir glücklicherweise ersparen. Einfach weil ich trotz allem in der Situation keine Lust hatte nun Streit an zu fangen. Das war alles.

"Ihr kennt euch schon?", fragt Hashirama überrascht während er zwischen uns beiden hin und her sieht, woraufhin ich nur schlapp mit den Schultern zucke. Tobirama rollt die Augen als kenne er die Antwort darauf bereits und so schnell ist meine Lust ihm eine Schaufel in sein schönes Gesicht zu rammen wieder da.

Itama erklärt freiwillig, wie wir uns kennengelernt haben, während ich unsicher dasitze und mich nach Möglichkeit keinen Millimeter bewege, denn Ryoko hat sich erneut an mich geschmiegt. Nun bin ich noch eingeschränkter als sowieso schon.
Und was ist die Höhe? Ja, die kennt ihr noch gar nicht.

Ryoko ist auch noch wieder eingeschlafen! Wieso ausgerechnet bei mir? Und was macht man in so einem Fall? Ich komme nicht einmal mehr an mein Handy in meiner Hosentasche, da ich Angst habe sie aufzuwecken. Dann weint sie zudem wieder. Also Hilfe. Auch wenn sie von Tobirama oder sonst wem kommen sollte!

Thirst for blood? - IzunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt