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"Du bist krank und ich lass nicht zu, dass du Saiya etwas antust!"
"Heißt das, du willst meine Hilfe nicht?" 
"Geh mir aus dem Weg.", entgegnet Izuna.
"Ich will als dein Bruder nur das Beste für dich. Irgendwann wirst du mir noch dankbar sein."
Als Ichiro mit roten Augen auf ihn zukommt, muss Izuna schlucken.
Er meint es ernst.

Izuna öffnet mit schmerzendem Kopf die Augen. Die Dunkelheit lässt sich für ihn schwer erklären. Wo befindet er sich?
Er erinnert sich mit Mühe wie er in das Parkhaus gekommen ist und wie die Konfrontation mit seinem Bruder verlief. Vorsichtig setzt er sich auf und realisiert das Flackern eines Lichts im Augenwinkel.
Er kneift die Augen zusammen und versucht sich auf die Umrisse am anderen Ende des Raumes zu konzentrieren. Da sitzt irgendjemand, doch er sieht alles verschwommen. Erst als er ihre Stimme hört, wird ihm klar, um wen es sich handelt.

"Auch mal wach?", fragt Saiya und es läuft Izuna kalt den Rücken runter. Sofort springt er auf.
"Was machen wir hier?"

"Frag deinen Bruder.", erwidert sie und hustet einige Male trocken, was für Izuna nicht sonderlich gesund klingt.

Doch als er tief Luft holt, beunruhigt ihn etwas ganz anderes als die Frage nach dem wieso.

Etwas unsicher tritt Izuna einige Schritte zurück, bis er hinter sich die kalte Wand spürt.

"Bist du verletzt?", fragt Izuna ruhig, doch kommt keine Antwort von der Uzumaki.
Er verspürt das Verlangen zu ihr zu gehen, sie an den Schultern zu packen und zu schütteln, bis sie redet, doch der Geruch ihres Blutes, der eindeutig in der Luft liegt, ist Antwort genug.

"War das Ichiro?", fragt Izuna, auch wenn er sich genau so vorstellen könnte, dass sie sich selbst etwas angetan hat.
Wieder keine Antwort. Nicht mal anschauen tut sie ihn.

Ichiro ist wahnsinnig. Und Saiya ebenso.
Doch er hat keine Ahnung, was er nun tun soll. So länger er diesen Geruch in der Nase hat, desto stärker wird auch sein Verlangen. Ist das also wieder einer von den wahnwitzigen Versuchen seines Bruders ihn dazu zu kriegen Saiya wohlmöglich sogar auszusaugen? Eine andere Erklärung, wieso er sie sonst gemeinsam an einem solchen Ort einsperren sollte, fällt ihm nicht ein.

Und so steht er stumm da und beobachtet die Uzumaki, die ihre Arme eng um ihre angezogenen Knie geschlungen hat. Er erkennt sie nur grob, das Licht kommt offensichtlich knapp von der Taschenlampe eines Handys.
Prüfend fasst er sich in die Tasche. Tatsächlich hat Ichiro ihm seines ebenfalls nicht abgenommen.

Ganz seiner Vermutung entsprechend, hat er jedoch keinen Empfang.
Am meisten Sinn würde es ergeben, dass sie in einem Nebenraum dieses verlassenem Parkhauses sind. Irgendwo tief unter der Erde.
Doch ansonsten kann er auf den ersten Blick nichts in diesem Raum ausmachen.

"Links von dir.", weist ihn Saiya leise auf ein Regal hin und er dreht sich um.
Er nutzt ebenfalls das Licht seines Telefons, um den Inhalt zu erkennen. Dosenessen, einige Flaschen Wasser und Vitamintabletten.

Izuna muss schlucken. Entweder hat sein Bruder das alles schon von längerer Hand geplant oder es ist nicht das erste Mal, dass er eine solche Show abzieht.

Er nimmt eine kleine Dose in die Hand und öffnet diese.
Als er sein mit dem Licht seines Bildschirms den Inhalt betrachtet, erkennt er eine kleine Sammlung an Medikamenten.
Nur ein paar wenige kommen ihm bekannt vor. Blutverdünner und Eisentabletten.

Doch viel schlimmer als diese Dinge sind die vier gefüllten Blutbeutel, die direkt unten im Regal liegen.

Er dreht sich schlagartig um und blickt zu Saiya, die sich jedoch keinen Millimeter bewegt zu haben scheint. Doch weiß er in diesem Moment nicht, ob er verzweifelt oder aufgebracht sein sollte.
"Ist das hier dein Blut? Hat Ichiro dir das abgenommen?
Ich habe gesehen, was er für dreckige Sachen macht. Und wir sitzen im selben Boot. Rede, mit mir, Saiya! Was hat er dir angetan?"

"Keine Lust.", erwidert sie jedoch nur knapp und Izuna ist kurz davor die Nerven endgültig zu verlieren und so wird er in seiner Rage immer lauter.

"Verdammt, noch mal, hör endlich auf dich stur zu stellen! Oder willst du hier drin den Rest deines Lebens verbringen? Wenn wir miteinander kommunizieren, finden wir auch eine Lösung, geht das nicht in deinen Kopf rein?!"

Saiya sieht nun erstmals vom Boden auf und Izuna fällt es schwer sie in dem Zustand zu sehen.
Ihr laufen Tränen die Wangen hinab.
Der Blick in ihren feuchten Augen ist verzweifelt.
Und trotzdem spürt er noch immer ihren Hass als würde sie gleichzeitig versuchen wollen ihn alleine mit ihrem Blick zu erdolchen.

Ihre Haare kleben in ihrem Gesicht, sie ist blass und zittert am ganzen Leib.

"Es tut mir leid...", murmelt Izuna und sieht selbst zum Boden.
"Was?"

"Ich wollte dich nicht anschreien."
"Schon gut.", erwidert Saiya und wendet ebenfalls den Blick wieder ab.

Für einen kurzen Moment herrscht Stille zwischen den Beiden, doch will der Uchiha dieses Gespräch nicht so enden lassen. Sie haben noch einiges untereinander zu klären und über diese Dinge kann er nicht einfach schweigen.

"Ich denke dieser Raum befindet sich im Untergeschoss eines nicht mehr benutzten Parkhauses.", versucht er der Uzumaki die Lage  schonend beizubringen.
"Und?", fragt sie nach, doch zuckt Izuna nur mit den Schultern.
"War eben eine Information. Ich dachte du hättest dazu auch irgendwas zu sagen."

"Falsch gedacht."

Izuna reißt sich am Riemen - durch Saiyas stumpfe Antworten provoziert - nicht noch einmal ausfällig zu werden. Sie sind beide in einer schwierigen Lage. Er sollte sich seine Energie also lieber einsparen.

Der Uchiha seufzt und beginnt im Raum langsam auf und ab zu laufen. Wenn er mit ihr ein Gespräch führen will, muss er wohl gleich auf den Punkt kommen.

"Mein Vater hat mir erzählt, was damals in Tokio vorgefallen ist."

"Ach ja?", murrt Saiya offenbar immer noch nicht sonderlich interessiert.
"Und ich habe mir auch deine Worte noch einmal durch den Kopf gehen lassen.", führt Izuna weiter aus.

"Ich hatte tatsächlich Angst nach Hause zu gehen und einen Anblick zu finden, wie du ihn erlebt haben musst...", gibt er zu, doch entgegen seiner Erwartungen lacht Saiya auf.

"Mich verfolgt diese Angst seit Monaten. Ich habe das Haus immer am frühen Morgen, wo es noch dunkel war, verlassen und bin auch erst mitten in der Nacht wiedergekommen. Dann wenn kein Licht mehr brannte. Denn so würde ich einfach im Dunkeln dran vorbei laufen.", erklärt sie und ihre Stimme fängt zunehmend an zu zittern und sie beendet ihre Erzählung mit einem Schluchzen. Hätte Izuna nicht Angst davor sich auf ihr Blut zu stürzen, sollte er ihr zu nahe kommen, würde er sie in den Arm schließen.

"Es tut mir umso mehr für dich leid, seitdem ich weiß, wieso das Alles...", murmelt Izuna unsicher. Er versucht dabei möglichst nicht auch noch emotional zu werden und Saiya nicht noch mehr in die Verzweiflung zu reiten. Es tut ihm tatsächlich im Herzen weh. Hätte er irgendwas davon geahnt, hätte vielleicht alles anders verlaufen können.

Thirst for blood? - IzunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt