Kapitel 17: Freundschaft und Liebe

50 2 0
                                    

Taehyung's Sicht:

Ich hatte es doch irgendwie geschafft Jungkook zu beruhigen. Nach einer Weile saßen wir wieder in seinen Zimmer, während auch die anderen in ihre Zimmer gegangen waren. Sie wirkten alle ganz schön aufgewühlt, aber Jimin kann ich jetzt nicht trösten. Das musste Hobi machen. Ihn nahm Jungkook's Zustand mindestens genauso sehr mit, wie mir, aber bei mir war es tausend mal schlimmer. Obwohl ich es mir gestern das erste Mal eingestanden hab, war es nur umso schmerzhafter meinen besten Freund so zu sehen. Ich sah ein, dass das was ich für ihn fühlte, mittlerweile keine Freundschaft mehr war. Das war schon weit mehr als das und ich hasste mich dafür. Ich könnte mich dafür schlagen, dass ich mich ausgerechnet in Jungkook verlieben musste. Manchmal wünsche ich mir, ich kann mir aussuchen, wen ich liebe, aber das war unmöglich.

Ich hatte Jungkook's Hand verbunden, da sie stark zu bluten angefangen hatte. Er hatte ja den Spiegel zerstört und ich würde gerne die Ursache für seinen Wutausbruch wissen. Er hatte sowas noch nie getan. Ich wusste ja nicht einmal, dass er so wütend werden konnte. Das war mir alles ziemlich neu.

Nachdem er sich beruhigt hatte, stand er plötzlich auf und drehte sich zu mir um. Nun stand er vor mir und sah mich mit seinen knallroten und geschwollenen Augen an, die noch etwas tränten. Was war denn mit dem jetzt los?

Was er mir gleich sagte, konnte ich irgendwie kaum richtig begreifen. "Kannst du mir...einen Gefallen tun?" Seine Stimme zitterte, wie auch sein ganzer Körper, allerdings auch ziemlich leise. Ich nickte unsicher, aber das war ein Fehler. "Schlag mich!" Meine Augen weiteten sich schockiert. Das kann ich doch nicht tun. Was will er damit nur erreichen? Was will er mir damit nur sagen? "SCHLAG MICH!!!" Ich zuckte von seiner plötzlichen Lautstärke zusammen und wussten nicht so recht, was ich machen sollte. Ich kann das doch nicht tun. Er war mein bester Freund. In so einem Zustand kann ich es unmöglich tun. "Kookie, ich..." "SCHLAG MICH ENDLICH!!!" "VERGISS ES!!!" schrie ich ebenfalls los, wovon er mich überrascht ansah und einige Schritte zurück ging, als ich aufstand.

"Kookie, ich...! Du bist mein bester Freund! Du und die anderen...! Ihr seid mir alle so wichtig, dass ich euch nicht verlieren will und dich besonders nicht. Ich bin nicht gewaltätig und ich kann dich überhaupt nicht verstehen. Wieso willst du so sehr Schmerzen spüren? Hast du nicht schon genug erlebt? Ich mache mir doch nur Sorgen um dich! Dir gehts immer schlechter, seid wir einen neuen Manager haben. Ich kann dich verstehen, aber ich will dir helfen. Ich brauche dich einfach! Ich habe mir schon sooft ausgemalt...was wäre, wenn du...einfach so aus meinem Leben verschwinden würdest." Nun kamen auch die ersten Tränen zum Vorschein, die ich einfach laufen ließ. "Ich wüsste nicht...was ich dann machen sollte. Ich brauche dich wirklich, Jungkookie! Ich brauche dich so sehr. Ich hab Angst um dich! Ich will nicht eines Tages aufwachen und sehen, dass du nicht mehr da bist!"

Die ganze Zeit hatte er mir zugehört und mich dabei nicht aus den Augen gelassen. Ich fing an mich selbst zu umarmen, da ich diesen Schmerz nicht mehr aushielt. Schon immer hatte ich Verlustängste, da ich damals eine ganz wichtige Person in meinem Leben verloren hab. Ich hab ihn als Vorbild betrachtet, doch dann verschwand er einfach, ohne irgendein Wort zu sagen. Seitdem hab ich ständig Angst, dass eine weitere wichtige Person einfach verschwinden würde.

Ich sackte auf die Knie und fing immer stärker zu weinen an. Das war jetzt eigentlich auch schon über zehn Jahre her, aber ich konnte diesen Schmerz nicht vergessen. Ich konnte IHN nicht vergessen.

Mit einem Mal spürte ich eine bekannte Wärme und dann Arme, die sich um mich legten und mich fest an dem Körper drückten, der vor mir war. Es war Jungkook. Er nahm mich einfach in den Arm und ich ließ mich einfach fallen. "Ich...hatte ja keine Ahnung, dass ich dir so wichtig bin. Das bin ich überhaupt nicht gewohnt." "Hat man dir...noch nie gesagt...wie wertvoll du bist?" fragte ich stotternd nach, doch ich spürte, wie er den Kopf schüttelte, den er auf meinen Kopf gelegt hatte. "Noch nie. Immer...hat man mir täglich...das Gefühl gegeben nichts wert zu sein. Ich hab ja...keine Eltern." "Was??? Du hast keine Eltern?" Er sagte dazu nichts, sondern strich mir nur beruhigend über den Rücken, was ich sehr genoss. "Vor euch...hatte ich noch nie Freunde." Er musste wirklich eine schreckliche Kindheit gehabt haben. Ich hatte da ja noch eine bessere, obwohl mein Vorbild für immer verschwand.

Es dauerte einige Zeit, bis wir uns beide beruhigt hatten und langsam vom Boden aufstanden. Wir setzten uns wieder aufs Bett und mit einen Mal sah Jungkook schuldbewusst zu Boden. Wieso liebe ich ihn? "Was ist los?" Die Wörter verließen ganz von selbst meinen Mund. "Weißt du, ich...! Ich hab im Leben nichts anderes als Schmerz erfahren." Schockiert riss ich meine Augen auf und mein Körper reagierte wie von selbst und ich zog ihn in meine Arme. "Beruhige dich! Ich bin da! Solange ich da bin, kann dir kein Schmerz mehr wiederfahren, okay? Dein Leiden hat schon lange ein Ende!" Nach diesen Worten, fing er nur noch stärker zu weinen an und hilfesuchend krallte er sich in mein Shirt. Beruhigend strich ich ihn über seine Wange, über den Arm und letzendlich über den Rücken. "Ich verspreche es! Ich werde dich beschützen und ich werde auf keinen Fall zulassen, dass du alleine zu diesem Training gehst. Ich begleite dich, aber ich werde von außen alles beobachten." Er nickte nur und fing nur noch stärker zu weinen an. "Du glaubst nicht..." fing er zu schluchzen an. "...wie sehr ich mir das gewünscht hab." Sanft musste ich lächeln. "Ich kann es mir denken!" gab ich von mir und drückte ihn noch stärker an mich.

Er war echt eine wundervolle Person. Ich liebe ihn einfach. Noch am Anfang hab ich nicht erwartet, dass ich mich in Jungkook verlieben könnte, aber so kam es und so war es eben auch geschehen. Man kann die Liebe eben nicht ändern. Außerdem hätte ich es ahnen können. Wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden und waren ein eingespieltes Team. Die Liebe zu ihn wird sich niemals ändern.

--------------------

Save MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt